Eklat um Bad Aiblings Dritten Bürgermeister Stigloher
„Lesben und Schwule in der Union“ reagieren auf Adoptions-Aussagen von Willinger CSU-Chef
Nachdem queerfeindliche Aussagen des Aiblinger CSU-Stadtrats Stigloher für Empörung gesorgt hatten, äußert sich Jakob Schneider, Landesvorsitzender der „Lesben und Schwulen in der Union“ zu den Vorfällen. Welche Konsequenzen er innerhalb der CSU fordert.
Bad Aibling/München – Hohe Wellen hatten Äußerungen von Markus Stigloher, Bad Aiblings Drittem Bürgermeister, Stadtrat und Ortschef der Willinger CSU, geschlagen, nachdem er sich per Facebook-Post gegen ein „Adoptionsrecht für Homos“ ausgesprochen hatte. Der Post ist mittlerweile gelöscht, Stigloher selbst entschuldigte sich mehrfach und Kommunalpolitiker sowie Bürger positionierten sich in der Causa deutlich. Auch zu aufkommenden Rücktrittsforderungen hatte sich der CSU-Politiker geäußert und betont, weiter zu machen und auch dadurch Verantwortung übernehmen zu wollen. Doch auch wenn Bürgermeister Stephan Schlier (CSU) den Post als „völlig unangemessen“ bezeichnete, hielt sich die CSU selbst insgesamt mit klaren Äußerungen eher zurück.
Doch wie beurteilen Parteimitglieder, die womöglich selbst durch die Äußerungen angegriffen wurden, also die LGBTIQ+-Community innerhalb der CSU, die Äußerungen? Schließlich hatte Stigloher vom „ultimativen BIG FAIL im Leben der QUEEREN“ gesprochen, da die Natur für sie keine Fortpflanzung vorgesehen habe.
LSU-Vorstand: Aussagen „außerordentlich bedauerlich“
Jakob Schneider, unter anderem Kreisdigitalbeauftragter der CSU München-Land, hat zugleich das Amt des Landesvorsitzenden der LSU Bayern („Lesben und Schwule in der Union“) inne. Auf die Frage, ob sich der Bad Aiblinger Vorfall auch etwa nach München herumgesprochen hat, antwortet der 33-Jährige: „Natürlich habe ich etwas mitbekommen. Ich bin von Freunden darauf angesprochen worden und es war auch ein reges Thema innerhalb unseres LSU Landesvorstandes“, sagt Schneider auf OVB-Nachfrage. Zudem sei es Gesprächsthema mit Freunden und Mandatsträgern innerhalb der CSU gewesen.
„Ja, die Homosexuellen können sich nicht im klassischen Sinne fortpflanzen, aber wir können die Aufgaben der Erziehung durchaus gleichwertig wie bei heterosexuellen Paaren erfüllen.“
Die Aussagen des Aiblinger Parteikollegen findet Schneider „außerordentlich bedauerlich und es zeigt mir, dass wir als LSU innerhalb der CSU bei manchen Menschen noch viel Aufklärungsarbeit leisten müssen“. Als Konsequenz könne nur Offenheit und Aufklärung folgen. „Ja, die Homosexuellen können sich nicht im klassischen Sinne fortpflanzen, aber wir können die Aufgaben der Erziehung durchaus gleichwertig wie bei heterosexuellen Paaren erfüllen“, so Schneider. Die CSU habe als konservative Partei das Ziel, dass Kinder in einem behüteten Elternhaus aufwachsen. „Dabei kann es egal sein, wie dieses Elternhaus zusammengestellt ist und das steht auch so in unserem Grundsatzprogramm.“
Welche Konsequenzen fordert Schneider?
Einen Rücktritt Stiglohers fände Schneider indes überzogen, er habe diese Aussage einmal geäußert. „Es ist schade, dass wir innerhalb unserer Gesellschaft nach jeder Verfehlung immer gleich das Äußerste fordern.“ In Schneiders Augen wäre nun ein offener Austausch mit Markus Stigloher, also ein Gespräch oder eine offene Gesprächsrunde viel sinnvoller. Schneider jedenfalls stünde hierfür gerne bereit.
Doch was kann der LSU-Verband überhaupt bewirken, wenn innerhalb der CSU entsprechende Haltungen existieren? „In aller erster Linie können wir informieren und sensibilisieren. Für viele Mitglieder in der CSU sind unsere Themen eine Randerscheinung der Gesellschaft und sie haben damit nur wenige oder gar keine Berührungspunkte“, erklärt der Landesvorsitzende. Dabei sei vielen nicht klar, dass LGBTIQ+-Personen breit in der Gesellschaft vertreten sind. Diese Wissenslücken wolle man füllen. „Außerdem versuchen wir innerhalb der CSU auch ein immer größer werdendes Informationsnetzwerk zu knüpfen.“