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Peter Kloo im OVB-Interview

Nein zu Flüchtlingsunterkunft: Kolbermoors Bürgermeister sieht „gezielt geschürte Ablehnung“

Durch den Bauantrag für eine Flüchtlingsunterkunft hat das Thema Zuwanderung in Kolbermoor wieder Fahrt aufgenommen. Im OVB-Interview spricht Kolbermoors Bürgermeister Peter Kloo jetzt über die Notwendigkeit von Integration und die großen Herausforderungen durch die Zuwanderung.
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Durch den Bauantrag für eine Flüchtlingsunterkunft hat das Thema Zuwanderung in Kolbermoor wieder Fahrt aufgenommen. Im OVB-Interview spricht Kolbermoors Bürgermeister Peter Kloo jetzt über die Notwendigkeit von Integration und die großen Herausforderungen durch die Zuwanderung.

Mit einem klaren Nein hat die Stadt Kolbermoor den Bau einer Flüchtlingsunterkunft für 212 Personen abgelehnt, da die geplante Unterbringung dort „menschenunwürdig“ sei. Im OVB-Interview spricht Bürgermeister Peter Kloo jetzt über Integration und große Herausforderungen.

von Timon Franz

Kolbermoor – Deutlicher geht‘s nicht: Mit einem einstimmigen „Nein“ hat der Kolbermoorer Bauausschuss am Dienstag, 11. Februar, den Bauantrag für eine Flüchtlingsunterkunft an der Rosenheimer Straße in Kolbermoor abgelehnt. Wobei der Ausschuss seine Absage aber nicht mit Vorbehalten gegen den Zuzug weiterer Flüchtlinge begründete, sondern mit der laut Kolbermoors Bürgermeister Peter Kloo „menschenunwürdigen“ Unterbringung der Geflüchteten, die dort seitens des Bauwerbers, der Quartier Kolbermoor Projekt GmbH mit Sitz im niederbayerischen Wörth an der Isar, angedacht sei.

Vor allem das mit rund 16 Quadratmetern pro Flüchtling angesetzte Raumangebot würde „gesunde Wohnverhältnisse“ nicht möglich machen. Wie er die Flüchtlingssituation in seiner Stadt grundsätzlich bewertet und welche Erfahrungen die Kommune bislang mit Flüchtlingen gemacht hat, dazu hat Kloo im OVB-Interview Stellung genommen.

Herr Kloo, wie viele Flüchtlinge und Asylbewerber sind derzeit in Kolbermoor untergebracht? Aus welchen Ländern stammen sie überwiegend?

Peter Kloo: Die Zahlen variieren ständig. Da diese im Verantwortungsbereich des Landratsamtes liegen, kann ich Ihnen diese Frage nicht genau beantworten. Grundsätzlich sehen wir, dass Menschen aus verschiedenen Krisengebieten bei uns Schutz suchen, insbesondere aus der Ukraine, Syrien und Afghanistan.

Welche Unterbringungsmöglichkeiten stehen in Kolbermoor zur Verfügung? Sind diese ausreichend?

Kloo: Wir haben sowohl Gemeinschaftsunterkünfte als auch private Wohnungen zur Verfügung. Insgesamt ist der Zustand der Unterkünfte gut bis sehr gut. Ob die Kapazitäten auf lange Sicht ausreichen, wird sich zeigen – das hängt auch von den politischen Entwicklungen ab.

Wie unterstützt die Stadt die Integration der Flüchtlinge?

Kloo: Die Stadt Kolbermoor engagiert sich in verschiedenen Bereichen. Wir ermöglichen Sprachkurse, die durch Kolbermoorer Unternehmen gesponsert werden, und unterstützen den Asyl-Helferkreis. Darüber hinaus sind wir immer ansprechbar, wenn Probleme auftreten. Allerdings muss ich betonen, dass die Kommune hier nur begrenzte Möglichkeiten hat. Sprachkurse sind wichtig, aber die Angebote reichen nicht aus. Hier müsste sich der Staat stärker engagieren.

Wie sieht es mit der Integration in den Arbeitsmarkt aus? Gibt es Programme oder Kooperationen mit lokalen Unternehmen?

Kloo: Die Stadt kann keine direkte Arbeitsvermittlung betreiben. Allerdings haben wir ein gutes Beispiel in unserem eigenen Wasserwerk: Ein Asylbewerber hat hier eine Ausbildung absolviert und wurde übernommen. Generell ist das Arbeitsverbot bis zur Anerkennung des Asylstatus eines der größten Probleme. Es wäre sinnvoll, wenn Menschen früher eine Möglichkeit hätten, zu arbeiten, anstatt jahrelang zu warten.

Welche Herausforderungen sehen Sie bei der Unterbringung und Integration von Flüchtlingen?

Kloo: Sprachbarrieren sind ein großes Thema, genauso wie Vorurteile in der Gesellschaft. Leider gibt es auch gezielt geschürte Ablehnung bis hin zu Hass. Das macht es für Menschen noch schwerer, hier Fuß zu fassen.

Gab es bislang Spannungen zwischen der Bevölkerung und den Flüchtlingen?

Kloo: Bis jetzt nicht. Auch die anfänglichen Bedenken gegen die Unterbringung in der Oberen Breitensteinstraße haben sich in der Realität nicht bestätigt. Die Integration verläuft insgesamt gut.

Gibt es besondere Maßnahmen, um die Sicherheit in Kolbermoor zu gewährleisten?

Kloo: Es gibt aktuell keine Sicherheitsprobleme in Kolbermoor. Das Thema wird natürlich, auch mit Blick auf die aktuellen Ereignisse, im Blick behalten, aber aktuell gibt es keinen Grund zur Sorge.

Mit welchen Organisationen arbeitet die Stadt zusammen, um Flüchtlinge zu unterstützen?

Kloo: Wir kooperieren mit dem Asyl-Helferkreis, dem Bürgerhaus, der Tafel und dem Landratsamt. Ohne dieses Netzwerk wäre vieles nicht möglich.

Wie wird die Flüchtlingsunterbringung finanziert? Muss die Stadt dafür aufkommen?

Kloo: Nein, die Finanzierung erfolgt auf Basis der gesetzlichen Vorgaben. Die Stadt selbst trägt keine Kosten. Das ist eine Aufgabe von Land und Bund.

Gibt es genügend personelle und finanzielle Ressourcen, um die aktuellen und zukünftigen Herausforderungen zu bewältigen?

Kloo: Das wird sich zeigen. Klar ist, dass es eine große Herausforderung ist und bleiben wird.

Welche langfristigen Pläne hat Kolbermoor für die Integration von Flüchtlingen?

Kloo: Wir setzen den bisherigen Kurs fort. Allerdings muss ich betonen, dass die Unterbringung keine Aufgabe der Stadt ist. Das ist eine übergeordnete Verantwortung.

Welche Erfahrungen haben Sie in der bisherigen Arbeit mit Flüchtlingen gemacht?

Kloo: Überwiegend positive. Natürlich gibt es Herausforderungen, aber wir sehen, dass Integration möglich ist, wenn beide Seiten mitmachen.

Wie sehen Sie die Zukunft der Flüchtlingspolitik?

Kloo: Das ist keine kommunale, sondern eine europäische und bundespolitische Frage.

Was motiviert Sie persönlich, sich für Flüchtlinge und ihre Integration einzusetzen?

Kloo: Ich engagiere mich grundsätzlich für Menschen und für ein friedliches Miteinander in unserer Gesellschaft. Das ist mir persönlich wichtig.

Welche Unterstützung wünschen Sie sich von der Landes- oder Bundesregierung, um die Situation zu verbessern?

Kloo: Wir brauchen einen ehrlicheren und ernsthafteren Umgang mit der Thematik. Deutschland ist ein Einwanderungsland – und das muss endlich als Realität anerkannt werden. Entsprechend müssen Gesetze und Strukturen angepasst werden, damit Integration auch wirklich gelingt.

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