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Ehefrau und Liebhaber töteten Mann

Gewürgt, geschlagen und getreten: Urteil zu brutalem Mord in Feilnbach fiel vor 50 Jahren

Links: Der Tatort des Mords von Bad Feilnbach (Bild aus OVB-Bericht vom 14. August 1973). Rechts: Anka R. und Sava S., die gemeinsam Pavle R. getötet hatten. (Bilder aus OVB-Bericht vom 17. August 1973)
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Links: Der Tatort des Mords von Bad Feilnbach (Bild aus OVB-Bericht vom 14. August 1973). Rechts: Anka R. und Sava S., die gemeinsam Pavle R. getötet hatten. (Bilder aus OVB-Bericht vom 17. August 1973)

Auf brutale Weise wurde im August 1973 der 37-jährige Pavle R. in Bad Feilnbach getötet. Zunächst hieß es, er sei von Unbekannten entführt und dann ermordet worden, doch dann fand die Polizei die Wahrheit heraus. Anhand von Berichten aus dem OVB-Zeitungsarchiv zeichnen wir den Fall nach, der vor 50 Jahren seinen Abschluss fand.

Bad Feilnbach/Traunstein - „Zu einer lebenslänglichen Freiheitsstrafe wegen Mordes an ihrem Ehemann Pavle wurde am Donnerstag die 38-jährige Jugoslawin Anka R. verurteilt. Der Prozess um die Bluttat von Bad Feilnbach vor dem Traunsteiner Landgericht dauerte drei Tage. Entscheidend für die Verurteilung war neben den protokollierten Zeugenaussagen der ersten Verhandlung das Gutachten des Sachverständigen, der bei ihr keine Einschränkung ihrer Zurechnungsfähigkeit feststellte“, berichtete das Oberbayerische Volksblatt (OVB) am 13. Juni 1975. Fünf Tage später meldete die Zeitung, dass sich R. in Haft das Leben genommen hatte. Das nüchterne Fazit: „Für die deutsche Justiz ist damit der Bad Feilnbacher Mord abgeschlossen.“

„Von fünf Maskierten wurde in der Nacht zum Montag der 37-jährige Pavle R. [...] in seinem Schlafzimmer überfallen und zu Tode geknüppelt“, hatte die Zeitung zunächst am 14. August 1973 berichtet, „Die unbekannten Täter waren gegen 24 Uhr in das Haus des Jugoslawen eingedrungen. Sie stießen dessen Frau und Kinder, die sich ihnen in den Weg stellten, beiseite und rissen ihn aus dem Bett. Mit Knüppeln schlugen die Eindringlinge so lange auf den schlaftrunkenen Mann ein, bis dieser regungslos liegenblieb. Anschließend schleiften sie die Leiche zu einer nahegelegenen Schutthalde. Die Täter konnten sich unerkannt aus dem Staub machen.“

Ehefrau und Liebhaber töteten Mann

Doch bereits wenige Tage später, am 17. August, konnte eine Wendung in diesem Fall berichtet werden: „Die ersten Angaben im Mordfall in der Gemeinde Feilnbach, Landkreis Rosenheim, waren falsch. Nicht fünf Maskierte haben einen Raubüberfall ausgeführt. Die künftige Schwiegertochter des Ermordeten Zorika [....] hat nunmehr ein umfassendes Geständnis abgelegt. Danach wurde der Mann von seiner 36-jährigen Ehefrau Anka und deren 24-jährigem Geliebten Sava S. umgebracht. Die Ehefrau leugnet dies“, so der Bericht.

„Die Ermittlungen und Feststellungen der Rosenheimer Kriminalpolizei ergeben Übereinstimmung mit dem Geständnis Zorikas. Als Tatmotiv nennt Oberamtsrat Georg Kohn, dass Anka und Sava schon seit langem ein Liebesverhältnis miteinander hatten, dem Pavle im Wege stand. Es war deshalb schon mehrmals zu tätlichen Auseinandersetzungen gekommen. Anka und Zorika wurden verhaftet und in das Traunsteiner Gefängnis eingeliefert. Sava ist flüchtig und wird gesucht“, heißt es weiter.

Betrunkenes Opfer getötet

Ab Anfang Oktober 1974 begann dann die juristische Aufarbeitung vor Gericht. Im Bericht dazu von der Fortsetzung am 13. Juni 1975 wird dann das Tatgeschehen zusammengefasst: „Das betrunkene Opfer wurde von S. gewürgt, geschlagen und getreten. Abrisse der Herzkranzgefäße und des Darms wurden später als Todesursache festgestellt. An der nächtlichen Bluttat beteiligte sich die 36-jährige Anka. Er wurde in eine Schlucht hinter dem Anwesen geworfen. Die Polizei glaubte nicht an das Märchen von fünf maskierten Männern, die Pavle angeblich entführt und ermordet hätten.“

Alle Blicke ins Zeitungsarchiv auf der Themenseite:

Alle bisher erschienen Artikel aus der jeden Samstag um 15 Uhr erscheinenden Reihe „In alten Zeitungsbänden gestöbert“, aber auch diverse zusätzliche Artikel über spektakuläre Kriminalfälle, bekannte Persönlichkeiten der jüngeren Zeitgeschichte sowie andere bedeutende Ereignisse, nacherzählt an Hand von alten Zeitungsartikeln findet Ihr ab sofort auf dieser Themenseite.

Sava S. habe sich für die Tat in Jugoslawien vor Gericht verantworten müssen. Die geständige Zorika wiederum wurde zu einem Jahr Jugendstrafe wegen „Nichtanzeige einer Straftat“ verurteilt wurde, man berücksichtigte die besondere Situation des Mädchens in der Mordnacht. Anka R. habe ihre Schuld geleugnet, alleine Sava S. sei der Täter gewesen. Er „habe gedroht, die ganze Familie auszulöschen — deshalb habe sie nicht eingreifen können und danach aus Angst den Mord mit vertuscht.“

Gutachter bescheinigt keine Verminderung der Schuldfähigkeit

Eine wesentliche Rolle habe bei dem Urteil der Befund eines Gutachters gespielt, der Anka bescheinigte: „Eine erhebliche Verminderung oder Einschränkung der Zurechnungsfähigkeit ist also nicht gegeben.“ Der Verteidiger sei nach der Verlesung der Zeugenaussagen vom Oktober 1974 der Ansicht gewesen, die Beweise reichten für eine Verurteilung nicht aus und forderte Freispruch für seine Mandantin. „Am Donnerstagnachmittag wurde das Urteil verkündet: lebenslängliche Freiheitsstrafe für Anka R..“

Anmerkung der Redaktion zu Berichterstattung über Selbsttötungen:

Generell berichten wir nicht über Selbsttötungen, damit solche Fälle mögliche Nachahmer nicht ermutigen. Eine Berichterstattung findet nur dann statt, wenn die Umstände eine besondere öffentliche Aufmerksamkeit erfahren. Wenn Sie oder eine Ihnen bekannte Person unter einer existentiellen Lebenskrise oder Depressionen leidet, kontaktieren Sie bitte die Telefonseelsorge unter der Nummer: 0800-1110111. Hilfe rund um die Uhr bieten auch die Krisendienste Bayern unter 0800-6553000. Weitere Infos finden Sie auf der Webseite www.krisendienste.bayern. (hs)

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