Gastro-Tempel im Chiemgau
Streit im Nobel-Lokal? – Residenz Heinz Winkler in Aschau meldet überraschende Personalie
Der Pionier der Feinschmecker-Szene in Südost-Oberbayern: Die Residenz Heinz Winkler in Aschau ist noch immer das Lokal, auf das viele Gourmets blicken. Jetzt verkündet der Gastro-Tempel eine überraschende Personalie. Was steckt dahinter?
Aschau im Chiemgau – Er trägt keine farbige Brille mehr. Und auch in seiner Stellenbeschreibung hat sich etwas geändert: Alexander Winkler (45), Sohn von Küchen-Legende Heinz Winkler, stellt sich auf Instagram als neuer Geschäftsführer der Residenz Heinz Winkler vor. Er löst Marianne Lauber ab, die die Geschäfte des Nobel-Restaurants kurz nach Heinz Winklers Tod im Oktober 2022 üernommen hatte.
Residenz in Aschau: Was löste den Wechsel aus?
Die Hintergründe des überraschenden Wechsels auf dem Chefposten im Aschauer Feinschmecker-Tempel liegen im Dunkeln. Marianne Lauber wollte sich auf OVB-Anfrage nicht äußern, auch Alexander Winkler bat um Verständnis. Man habe in der bewegten Zeit nach Heinz Winklers überraschendem Tod schlechte Erfahrungen mit einigen Medien gesammelt und wolle den Übergang in aller Ruhe gestalten. „Wir werden uns zu gegebener Zeit an die Öffentlichkeit wenden“, sagte Alexander Winkler dem OVB.
Heinz Winkler brachte Aschau auf die Landkarte der Promis
Die Residenz Heinz Winkler hatte Aschau ab 1991 zu einer Top-Adresse bei Feinschmeckern aus ganz Deutschland und darüber hinaus gemacht. Das Nobelrestaurant wurde zum Stammlokal zahlreicher Prominenter. Seit dem Tod des Meisters erlebte es schwierige Zeiten. Da waren die Berichte über erbitterte Erbstreitigkeiten in der Familie Winkler, die vor allem in der Boulevard- und Regenbogenpresse in aller epischen Breite zu lesen waren. Da waren offen ausgetragene Animositäten zwischen Ex-Ehefrauen und der Witwe Heinz Winklers.
Und da waren die Probleme mit der Suche nach dem Nachfolger für eine Küchen-Legende. Die Fußstapfen, die Heinz Winkler zurückgelassen habe, seien für alle zu groß, sagte seine enge Vertraute Marianne Lauber selbst.
Chefkoch in der Residenz: Karrer warf hin
Prominentester Fehlschlag beim Nachfolger-Casting: Armin Karrer. Der Star-Koch war noch von Heinz Winkler höchstpersönlich eingestellt worden, offenbar als potenzieller Nachfolger. Die Gerüchte, dass Heinz Winkler mit dem Ruhestand geliebäugelt, zumindest aber kürzer habe treten wollen, waren da schon längst in der Welt.
Karrer aber warf nach wenigen Wochen hin. „Bleibe dir treu und höre in dich hinein, was dir guttut“, äußerte er seinerzeit, im Dezember 2022, etwas geheimnisvoll. „Nach dem Tod von Heinz Winkler und den daraus komplizierten Gegebenheiten haben sich meine Vertragsvereinbarungen geändert.“ Evi Winkler, erste Ehefrau Heinz Winklers, wurde im Feinschmecker-Magazin „Fallstaff“ konkreter: „Es hat Differenzen gegeben.“ Dominik Penkert führte die Küche vorerst weiter – bis bekannt wurde, dass auch er sich neu orientieren wolle. Dann ein besonders heftiger Rückschlag: Im April 2023 verlor die Residenz ihre Sterne im Michelin-Gourmet-Führer.
Chefkoch: Lange Suche mit Happy End
Die Suche zog sich, kam aber letztlich im Mai 2023 zu einem erfolgreichen Abschluss. Marianne Lauber stellte Stefan Barnhusen (35) und Daniel Pape (42) vor, zwei Top-Köche, die ihrerseits schon Sterne und andere Auszeichungen erkocht hatten. Meister ihres Fachs, mit einer schwierigen Mission: Auf den Pfaden, die Heinz Winkler vorgegeben hat, sollen sie eigene Spuren hinterlassen. Und die Residenz wieder zu Auszeichnungen in Gourmetführern führen.
Spannungen oder freiwilliger Abgang?
Und nun der Abschied von Marianne Lauber. Sie galt als enge Vertraute Winklers, aber auch als graue Eminenz der Residenz. Ging sie aus freien Stücken? Sie machte kein Hehl daraus, dass der Job des Geschäftsführers im derzeit besonders schwierigen Umfeld der Gastronomie hart sei. Oder räumte sie aufgrund der Spannungen mit der Familie das Feld?
Die Residenz wird wieder zum Familienunternehmen
Derlei bleibt fürs erste Spekulation. Tatsache ist: Alexander Winkler, Sohn von Evi und Heinz Winkler, rückt auf. Vom Chef des Restaurants zum Geschäftsführer des ganzen Unternehmens. Damit wird die Residenz sozusagen erneut zum reinen Familienunternehmen. Die Aufgabe, sich in einem schwierigen Umfeld mit starker regionaler Konkurrenz zu behaupten, macht das nicht unbedingt einfacher.

