Aktivisten erregen Aufmerksamkeit
„Regional ist Tierqual“: Mahnwache in Bad Aibling – Scharfe Kritik nach Tier-Dramen in der Region
Nach den zahlreichen Tier-Dramen in der Region versammelten sich am Samstag (3. Mai) Aktivisten in Bad Aibling und machten auf die „Tierschutz-Skandale“ aufmerksam. Kritik richtete sich dabei vor allem an die Behörden. Was sonst noch gefordert wurde.
Bad Aibling – Nach den erschreckenden Vorfällen, bei denen in jüngster Vergangenheit zahlreiche tote Tiere auf verschiedenen Höfen in der Region gefunden worden waren, wird die Kritik am Kontrollsystem immer lauter. Während die Politik über notwendige Veränderungen diskutiert, hatte „Animal Action“, eine Gruppe von Aktivisten aus dem Raum Rosenheim, die sich für Tierrechte und den Klimaschutz einsetzen, am Samstag (3. Mai) zu einer Demonstration auf dem Aiblinger Marienplatz aufgerufen. Unter dem Motto „Tierschutzskandal – Wir werden laut!“ richtete sich die Veranstaltung „gegen Tierquälerei, Behördenversagen und systemische Ausbeutung von Tieren“.
18 aktive Personen beteiligten sich an der Aktion, die durchaus Beachtung bei Passanten und Vorbeifahrenden fand. Auf gelben Schildern, die Ortstafeln ähnelten, sorgten Aufschriften wie „Bad Aibling – 10 tote Rinder“, „Söchtenau – 400 tote Hühner“ oder „Griesstätt – 20 tote Tiere“ für Aufmerksamkeit. Auch ein Banner mit der Aufschrift „Regional ist Tierqual“ war zu sehen. Ein Redner hob während der Mahnwache hervor, dass die verendeten Tiere, darunter auch 33 tote Kühe in Rimsting, allesamt im Landkreis Rosenheim gefunden wurden.
Veranstalter: „Wir wollten ein Zeichen setzen“
Er thematisierte die Grausamkeit gegenüber Kühen, die in engen Kastenständen gehalten würden, wo sie kaum Platz hätten. Die Tiere seien Opfer eines kapitalistischen Systems, in dem immer mehr produziert werden soll. Bei der Kundgebung in Bad Aibling wurde zudem das Versagen derer beklagt, die hätten eingreifen müssen. Die Kritik richtete sich dabei gegen das Veterinäramt oder das Landwirtschaftsministerium. Es stimme traurig, dass Lebewesen wie Abfall behandelt werden, so die Botschaft. Die Zeit des Wegschauens müsse vorbei sein.
Andreas Kulot, einer der Veranstalter, zeigte sich zufrieden mit der Mahnwache. „Die Aktion in Bad Aibling ist super gelaufen“, betonte er gegenüber dem OVB. Zwar hätten viele Bad Aiblinger nichts von der Demo gewusst, letztlich hätten sich dann aber dennoch einige Menschen der Veranstaltung angeschlossen. „Wir wollten ein Zeichen setzen und wir haben viel Zuspruch bekommen“, sagte Kulot. Im Zuständigkeitsbereich des Veterinäramtes Rosenheim seien zuletzt so viele Skandale ans Licht gekommen, betonte der Organisator und sprach von einem „kompletten Behördenversagen“. Seine Sorge: „Es geht immer so weiter.“
Die Gefahr des Generalverdachts
Laut Kulot dürfe man sich als Verbraucher nicht mehr in Sicherheit wiegen, nur weil man regional einkauft. „Wir bekommen jetzt einen neuen Landwirtschaftsminister, der billigeres Fleisch fordert – wo soll das hinführen?“, fragt sich Kulot.
Das Landratsamt Rosenheim hatte zuletzt auf OVB-Anfrage erklärt, dass amtliche Kontrollen in landwirtschaftlichen Betrieben durch das Veterinäramt „regelmäßig risikobasiert und mit angemessener Häufigkeit“ durchzuführen sind. Etwa der betroffene Aiblinger Betrieb, gegen dessen Landwirt die Staatsanwaltschaft Traunstein ermittelt, wurde vor dem Fund am 9. April, zuletzt im August 2022 ohne „tierschutzrelevante Auffälligkeiten“ überprüft.
Vor der Gefahr, dass nun durch die aufgetretenen Skandale alle Landwirte unter Generalverdacht gestellt werden, warnte indes Bad Aiblings Bürgermeister Stephan Schlier. Bei aller notwendigen Aufarbeitung der „schlimmen Vorfälle“ arbeite die „überragend große Mehrheit unserer Landwirte mit großer Sorgfalt, Verantwortungsbewusstsein und im Einklang mit geltenden Standards“, so der Bürgermeister.
