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Fassungslosigkeit in der Kurstadt

„Schiere Überforderung“: Tier-Drama auf Aiblinger Hof – Wann wurde der Betrieb zuletzt überprüft?

In Bad Aibling wurden am Mittwoch, 9. April, mehrere tote Rinder auf einem Bauernhof entdeckt (Symbolbild).
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In Bad Aibling wurden am Mittwoch, 9. April, mehrere tote Rinder auf einem Bauernhof entdeckt (Symbolbild).

Der Schock sitzt tief, nachdem auf einem Bad Aiblinger Bauernhof zahlreiche tote Rinder entdeckt wurden. Bürgermeister Stephan Schlier spricht von einer „Tragödie“. Doch wie laufen eigentlich die Kontrollen ab und wann wurde der betroffene Betrieb zuletzt überprüft?

Bad Aibling – Bad Aibling steht weiter unter Schock: Am Mittwoch, 9. April, entdeckten Mitarbeiter des Veterinäramtes auf einem Aiblinger Bauernhof neun tote Rinder, ein weiteres musste vor Ort aufgrund des schlechten Gesundheitszustandes eingeschläfert werden. Fassungslos darüber zeigt sich nun auch Bad Aiblings Bürgermeister Stephan Schlier, der aus den Medien von dem Vorfall erfuhr und insofern keine Zusatzinformationen zum Hintergrund der Tragödie habe.

„Selbstverständlich schockiert so eine schlimme Nachricht sehr, eigentlich sogar in mehrfacher Hinsicht“, erklärt Schlier gegenüber dem OVB. Da sei zum einen das furchtbare Tierleiden, gerade „wenn davon auszugehen ist, dass es wohl über einen längeren Zeitraum unhaltbare Zustände gegeben haben muss, die schließlich zum Verenden von neun Rindern und einer Vielzahl weiterer erkrankter Tiere führten“, so der Bürgermeister. Dass ein Landwirt dies möchte, sei unvorstellbar. „Für mich deutet das auf eine schiere Überforderung hin, dass dem Betroffenen alles über den Kopf wuchs und er sich nicht mehr hinausgesehen haben muss.“

Bürgermeister Schlier vermutet „Teufelskreis“

Schlier vermutet einen langsamen, schleichenden Prozess sowie einen „Teufelskreis, aus dem es keinen Ausweg mehr gab“. Auch dies macht den Bürgermeister betroffen. In Bad Aibling hätte er einen solch schlimmen Vorfall nicht für möglich gehalten. Denn: „Unsere Landwirte sind für die Stadt Bad Aibling und ihre Dörfer von großem Wert“, sagt Schlier. Sie erzeugten nicht nur hochwertigste Lebensmittel, sondern sorgten auch dafür, dass die gewachsene Kulturlandschaft so großartig da stehe und ausschaue, wie man sie mittlerweile eben kenne.

„Mit unseren Bauern bin ich in ganz engem Kontakt“, so Schlier, der die landwirtschaftlichen Betriebe, die er sich in Bad Aibling ansehen konnte, „als wahre Vorzeigebetriebe“ kennengelernt habe. Dafür würden die echte bäuerliche Landwirtschaft sowie kleine, familiengeführte Betriebe auf dem aktuellen Stand der Technik stehen. „Bei uns wird – das sehen wir ja auch an den Bauanträgen aus dem Bereich der Landwirtschaft – investiert in moderne, zeitgemäße Ställe, in Melkmaschinen und so weiter. Ich habe unsere Betriebe immer als nachhaltig kennengelernt und dass das Tierwohl im Vordergrund steht.“ Missverstanden will der Rathauschef hierbei jedoch nicht, denn die aufgedeckten Missstände seien freilich nicht tragbar.

Unterschiedliche Kontroll-Arten

Nachdem sich die Fälle in Bayern zuletzt gehäuft hatten, bei denen die Behörden tote Tiere auf Bauernhöfen entdeckten, wurde auch die politische Diskussion über das generelle Kontrollsystem lauter. Im Zuge des Fundes der toten Rinder in Bad Aibling erklärte Sibylle Gaßner-Nickl, Pressesprecherin des Landratsamtes Rosenheim, auf OVB-Nachfrage, dass amtliche Kontrollen in landwirtschaftlichen Betrieben nach den unionsrechtlichen Vorgaben „regelmäßig, risikobasiert und mit angemessener Häufigkeit durchzuführen“ seien. Diese Kontrollen erfolgen in der Regel ohne Vorankündigung.

„Kontrollen in landwirtschaftlichen Betrieben können grundsätzlich unterschieden werden in sogenannte systematische Fachrechtskontrollen und Anlasskontrollen“, erläutert Gaßner-Nickl. Bei den sogenannten systematischen Fachrechtskontrollen, wie etwa zur Überprüfung der Tierkennzeichnung, werden vorgegebene Prüfparameter nach einheitlichen Vorgaben in zentral ausgewählten Betrieben überprüft. Anlasskontrollen, wie nun im Bad Aiblinger Fall, werden zeitnah erforderlich, sagt die Pressesprecherin. Etwa, wenn das Veterinäramt beispielsweise über konkrete Tierschutzverstöße oder über Mängel im Rahmen der Lebensmittelproduktion informiert wird.

Wann wurde der Betrieb zuletzt überprüft?

Klar ist: Der betroffene Betrieb in Bad Aibling wurde durch das Veterinäramt Rosenheim zuletzt im August 2022 überprüft. „Dabei wurden keine tierschutzrelevanten Auffälligkeiten festgestellt“, so das Landratsamt. Wie berichtet, hat die Staatsanwaltschaft Traunstein bereits ein Ermittlungsverfahren gegen den mutmaßlich verantwortlichen Landwirt (Geburtsjahr 1993) eingeleitet.

Hierzu hatte Oberstaatsanwalt Dr. Rainer Vietze vom „Verdacht der quälerischen Tiermisshandlung und der Tiertötung durch Unterlassen“ gesprochen. Nun würden alle belastenden und entlastenden Umstände ermittelt werden, sagt Vietze. Insbesondere werde der Sachverhalt durch eine veterinärmedizinische Begutachtung umfassend aufgeklärt.

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