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Was die Bürger der Mangfallstadt bewegt

Polemik oder saubere Recherche? Es brodelt in Diskussion um Kolbermoorer Alpenblick-Bauprojekt

Das Areal im Nordosten Kolbermoors, auf dem das neue Quartierszentrum entstehen soll.
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80.000 Quadratmeter umfasst das Areal im Nordosten Kolbermoors, auf dem das neue Quartierszentrum entstehen soll.

Polemik und Unterstellungen oder saubere Recherche und Fakten? Bei der jüngsten Debatte um das geplante Quartierszentrum Kolbermoor Nordost bemühten sich Bürgermeister Peter Kloo und Vertreter der Bürgerinitiative N.O.T. sichtlich um Zurückhaltung. Doch unter der Oberfläche scheint es zu brodeln.

Kolbermoor – Zwar wird das Thema „Quartierszentrum Kolbermoor Nordost“ am Montag, 2. Dezember, den kompletten Nachmittag und Abend bei einer öffentlichen Veranstaltung im Mareis-Saal einnehmen. Doch wie zu erwarten, kam es auch schon jetzt bei der regulären Bürgerversammlung der Stadt Kolbermoor mehrfach zur Sprache. Vertreter der Bürgerinitiative, die sich nach Bekanntwerden der Pläne im Sommer gegründet hat, hatten einen ganzen Katalog an Fragen dazu mitgebracht.

Die Bürgerinitiative „Nord-Ost-Team” (N.O.T) zählt nach eigenen Angaben über 200 Mitglieder aus dem Nordosten der Stadt, die sich zusammengeschlossen haben, weil die Pläne für das neue Quartier, das auf dem 80.000 Quadratmeter großen Areal entstehen soll, sie „direkt betreffen“. Ihr Ziel: „Probleme und Schwierigkeiten, die mit dem Vorhaben einhergehen, sollen schon im Vorfeld berücksichtigt, bearbeitet und beseitigt werden.“

Dass das geschieht, sagen ihrerseits die Stadt Kolbermoor und die Max von Bredow Baukultur GmbH, die das Projekt gemeinsam entwickeln wollen, zu. Der Montag, 2. Dezember, steht ab 14 Uhr ganz im Zeichen der Bürgerbeteiligung – beginnend mit einem offenen Planungscafé am Nachmittag bis hin zur offenen Planungswerkstatt am Abend im Mareis-Saal. Denn auch die Ideen, Wünsche und Vorschläge der Bürgerschaft sollen in die Erstellung des städtebaulichen Konzeptes einfließen.

Auch „Zielkonflikte“ im Visier

Das versicherte Bürgermeister Peter Kloo auch in der sehr gut besuchten Bürgerversammlung am Montag (18. November) im Mareis-Saal, in der sich unter den Punkten Anträge und Wünsche auch mehrere Mitglieder der BI zu Wort meldeten. Es sei im Vorfeld bereits viel von Zielkonzept, übergeordneten und spezifischen Zielen zu hören gewesen, jedoch habe man nichts von Zielkonflikten vernommen, so einer der Bürger. Dass dieses Projekt neben Chancen auch Risiken berge und somit Zielkonflikte auslöse, liege für die Beteiligten klar auf dem Tisch, betonte Kloo, der auch sein Verständnis für Ängste der Anwohner äußerte. „Die Bebauung am Alpenblick bewegt viele Menschen, deswegen nehmen wir uns Zeit. Wir wollen nichts über die Köpfe hinweg entscheiden“, versprach er.

Planungs-Werkstatt für die Bürger

Unter dem Motto „Miteinander weiterdenken für das neue Quartierszentrum Kolbermoor Nord-Ost“ lädt die Stadt Kolbermoor am Montag, 2. Dezember, alle interessierten Bürger in den Mareis-Saal ein. Von 14 bis 17 Uhr wird das „offene Planungscafé“ angeboten, zu dem man einfach vorbeikommen und in dem man sich informieren und mitreden kann. Um 14 Uhr startet zudem die Gesprächsrunde für Senioren bei gratis Kaffee und Kuchen, um 15.30 Uhr gibt es einen Workshop für Jugendliche. An diesem Nachmittag geht es um Fragen wie: „Wie kann sich das neue Quartier gut in die Umgebung einfügen? Welche Atmosphäre soll das Quartier habe? Welche gemeinschaftlichen Nutzungen soll es hier geben und wo?“ Um 19 Uhr wird dann in der „Planungswerkstatt“ das städtebauliche Konzept vorgestellt, über das gemeinsam diskutiert werden soll. Wer keine Zeit hat, vorbeizukommen, kann seine Überlegungen und Ideen an bauverwaltung@kolbermoor.de senden.

BI-Mitglieder sehen Probleme unter anderem beim Seetonuntergrund im Nordosten, der Verkehrserschließung, der Oberflächenentwässerung und Grundwassersituation, den Eingriffen in die Natur oder befürchten Wertminderung von Bestandsimmobilien. „Die grundlegenden Fragen sind hier alle noch nicht geklärt“, so Silke Rath-Reissmann, Sprecherin der BI.

Kloo erklärte, sämtliche Anliegen und Anträge auf dem Schirm zu haben. Zu einigen habe er die Infos aktuell nicht vorliegen, und der Rest würde den Rahmen der regulären Bürgerversammlung sprengen. Darauf wolle man sich bei der Veranstaltung am 2. Dezember konzentrieren. Im Zuge der Vorbereitungen auf diese öffentlichen Termine habe man zudem Mitglieder der BI für Donnerstag (21. November) zu einem gemeinsamen Gespräch eingeladen.

„Ich garantiere Ihnen, wir nehmen Ihre Sorgen ernst. Doch wir wollen auch die Stadt weiterentwickeln. Veränderungen wird es immer geben. Doch dabei wollen wir niemandem etwas Böses“, betonte Kloo. Jedoch lese er aus manchen der Fragen auch Behauptungen heraus, die auf Annahmen oder Unterstellungen beruhten. Er bat darum, Polemik aus dem Thema herauszuhalten.

Worte, gegen die sich Silke Rath-Reissmann im Namen der BI verwehrte: „Polemisch ist es, zu sagen, wir würden Böses unterstellen“, konstatierte sie. Die 26 Fragen, die die BI bei der Stadt eingereicht habe, seien nicht aus der Luft gegriffen, sondern sehr wohl begründet. „Wir haben den Anspruch, relativ genau zu recherchieren und nicht einfach Behauptungen aufzustellen“, betonte die Sprecherin. In ihren Augen würden Dinge, die der BI wichtig seien, jedoch „abgetan“, weil der Stadt anderes wichtiger sei.

So habe man Sorge, es könne hier eine „Gefälligkeitsplanung“ entstehen, auch wenn „die Ergebnisoffenheit ständig vom Bürgermeister heruntergebetet wird“. Man habe Fragen nach Stellungnahmen der Behörden, nach Gutachten und den Ausschreibungen dazu, nach Strukturanalysen, zu eventuellen städtebaulichen Verträgen und deren Inhalten oder zu Bodenwerten.

Der BI gehe es auch um Zuzugszahlen, Infrastruktur, die Kapazität des Wasser- und Abwassersystems, Flächenversiegelung und Eingriffe in die Natur. Am liebsten sähe man andere Lösungen: „Warum denkt die Stadt nicht über flächengetriebenen Klimawandel nach und legt statt einer Bebauung zum Beispiel einen Freizeitwald mit Trimm-Dich-Pfad, Bouleplatz und angrenzendem botanischen Garten an?“, lautete eine weitere Frage, ergänzt um die Argumentation: „Dies würde die Wasserproblematik entschärfen, die Luft verbessern, die natürlichen Boden- und Ökosystemfunktionen stärken, die Artenvielfalt erhalten, die Temperaturen im Sommer senken, die Lebensqualität und den Erholungswert steigern und soziale Begegnungen erlauben.“

„Wollen bedarfsgerechte Wohnraumangebote“

Kloo betonte, dass der Stadtrat sich eingehende Gedanken zur Entwicklung und zu den Zielen der Quartiersbebauung gemacht habe. Man wolle dort bedarfsgerechte Wohnraumangebote schaffen, aber auch die vorhandenen Quartiersstrukturen stärken.“ Zudem liege der Fokus auf Themen wie Erschließungssicherung, die Schaffung großflächiger Regenrückhaltung und eine ökologische Aufwertung.

Vorbereitende Untersuchungen wie Vermessung, Bodengutachten, hydraulische Modelle, Verkehr oder die spezielle artenschutzrechtliche Prüfung (SaP) seien durchgeführt worden, einen ersten städtebaulichen Entwurf habe man im Bau- und Projektausschuss vorgestellt. Gemeinsam mit Planern und Fachleuten wolle man nun erste vorliegende Ergebnisse mit den Bürgern diskutieren und weiterentwickeln.

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