Geplante Bebauung auf Sieben-Hektar-Areal
N.O.T. in Sachen neues Quartierszentrum? Was Kolbermoorer Anwohner umtreibt
Das neue Quartierszentrum „Am Alpenblick“, das im Kolbermoors Nordosten auf rund sieben Hektar entstehen soll, treibt etliche Anwohner massiv um. Was sie unternehmen und die Verantwortlichen dazu sagen.
Kolbermoor – Noch ist dort, wo das neue Kolbermoorer Quartierszentrum „Am Alpenblick“ entstehen soll, alles grüne Wiese. Doch seit die Pläne für das rund sieben Hektar große Areal nach der Stadtratssitzung Ende Juli bekannt wurden, ist eine Reihe von Anwohnern in Alarmstimmung. Nicht alle fühlen sich mitgenommen von einer Online-Informationsveranstaltung, zu der die Stadt und die Max von Bredow (MvB) Baukultur, die die Entwicklung des Geländes gemeinsam planen, im August geladen hatten. „Hinterher war die Verwirrung größer als vorher“, moniert eine Gruppe von Bewohnern bei einem Vor-Ort-Termin mit dem OVB an der dort verlaufenden Fürstätter Straße.
Das ist die Interessengemeinschaft „N.O.T“
Mittlerweile hat sich auch eine Interessengemeinschaft „Kolbermoor-Nordost“, kurz „N.O.T.“ gebildet, die nach Angaben von Silke Rath-Reissmann, die für die Herausgabe des ersten Flyers verantwortlich zeichnet, rund 160 Bewohner aus dem Sprengel umfasst, zu dem sie auch die Karolinenhöhe, die Siedlung Am Graben, Am Gangsteig, Sudetenstraße und Filzenstraße zählt. Deren Anliegen: „Wir wollen, dass die mit dem Projekt einhergehende Probleme und Schwierigkeiten schon im Vorfeld berücksichtigt, bearbeitet und beseitigt werden.“
Die N.O.T. betont darin: „Wir wollen unsere Gedanken und Informationen zu allen Planungen und Auswirkungen den interessierten Mitbürgerinnen und Mitbürgern des Kolbermoorer Nordostens zur Verfügung stellen, wir wollen Antworten von den verantwortlichen Planern.“ Genau das wiederum versprechen Stadt und MvB Baukultur, die hier als Projektentwickler der Eigentümergemeinschaft auftritt: „Eine Bürgerbeteiligung ist bei einem Projekt dieser Größe für uns elementar. Wir sind überzeugt davon, dass die Bevölkerung am besten weiß, was sie braucht. Jeder darf sich mit seinen Ideen und Wünschen einbringen“, so Max von Bredow, geschäftsführender Gesellschafter der MvB Baukultur.
Ideenwerkstatt mit den Bürgern im November
Dazu sollen die Bürger bei einer Ideenwerkstatt – geplant im November – die Gelegenheit haben. Bei diesem Termin soll es auch ein Modell des Geländes im Maßstab 1:200 geben, an dem gemeinsam gearbeitet wird. Wie auch bei den MvB-Bürgerbeteiligungsprojekten „Tannenhof“ in Bad Feilnbach oder „Thermenhotel“ in Bad Aibling soll jeder Gedanke dabei notiert und dokumentiert sowie im Anschluss geprüft werden. Darüber hinaus stehe er für Gespräche jederzeit zur Verfügung und habe dies der Interessengemeinschaft N.O.T. ebenfalls angeboten, erklärt von Bredow.
Das sind die Hauptsorgen der Anwohner
Zu deren Hauptsorge gehört die Infrastruktur in dem Wohngebiet und hier vor allem die Erschließung und der Verkehr. Dass die Fürstätter Straße wahrlich ziemlich schmal ist, die Sicht auf den Verkehr bei der Ausfahrt auf die Filzenstraße nicht gerade optimal und der gesamte Ein- und Ausfahrtsbereich nicht unbedingt viel Platz für Großfahrzeuge bietet, ist auf den ersten Blick zu sehen. „Wir wurden gefragt, ob wir einen Teil unseres Grundstücks dafür abtreten. Dazu sind wir aber nicht bereit, allein schon, weil wir Sorge haben, dass die Böschung Richtung Fürstätter Straße dann trotz Sicherungsmaßnahmen abrutscht“, sagt ein Ehepaar, das dort wohnt.
Familien im hinteren Bereich sorgen sich wegen des Seetonuntergrunds, befürchten Verschiebungen durch die Bebauung, die möglicherweise erst im Nachhinein auftreten und Schäden an Bestandsgebäuden verursachen, ebenso wie noch mehr Probleme mit der Oberflächenentwässerung als bisher. Nicht zuletzt sprechen sie auch davon, dass die „Lebensqualität der Nachbarn durch den Wegfall der Grünfläche stark sinken und die Natur auf der Strecke bleiben würde“. Zudem stimme sie das Mobilitätskonzept skeptisch. Es sieht unter anderem Carsharing, Lastenfahrräder mit Elektroantrieb und eine möglicherweise engere Taktung der Stadtbuslinie vor.
Der Verkehr steht im Fokus
Während die N.O.T. von bis zu 500 Autos ausgeht und katastrophale Verhältnisse befürchtet, rechnet von Bredow vor, dass, selbst wenn innerhalb von zwei Stunden 300 Autos von der Fürstätter in die Filzenstraße führen – was er nicht für wahrscheinlich halte –, alle 20 Sekunden ein Auto diesen Bereich passieren würde: „Von großen Engpässen ist da nicht auszugehen.“
Was die angesprochenen Aspekte angeht, so würden selbstverständlich Gutachten zu Baugrund, Entwässerung und Verkehr erstellt, Sonnenstand, Verschattungen, Blickbeziehungen untersucht und Beweissicherungen an den bestehenden Nachbargebäuden vor Baubeginn vorgenommen. Was die Höhen der Gebäude angehe, so wolle man diese an den Rändern niedriger planen und die höheren Baukörper dort ansiedeln, wo die Höhe nicht störe. Kloo und von Bredow betonen aber: „Es geht momentan noch viel mehr um Analysen als um die Planung, wo welches Gebäude steht.“ Sicher sei hingegen bereits, dass alle für die Versiegelung anfallenden Ausgleichsflächen auf dem Areal selbst untergebracht würden.
Zugleich widersprechen beide den Aussagen, auf den 40 Prozent, die die Stadt bebaut, würden hauptsächlich Erschließungsanlagen und Regenrückhaltevorrichtungen errichtet, während auf den 60 Prozent der MvB Baukultur zu 100 Prozent Bebauung stattfände. Im groben Überblick bleibe von den rund 70.000 Quadratmetern nach Abzug von Wald, Straßen und mindestens 25 Prozent Ausgleichsflächen circa 30.000 Quadratmeter netto zur Bebauung, die sich dann in die Anteile 40 Prozent Stadt und 60 Prozent MvB Baukultur aufgliederten.
Die Sorgen und Anliegen der Bürger halte ich für absolut legitim und wir nehmen diese ernst.
Von Bredow versichert: „Die Sorgen und Anliegen der Bürger halte ich für absolut legitim und wir nehmen diese ernst. Ich verstehe, dass es Bedenken gibt, wenn man den Prozess nicht kennt, und ich sehe mich hier genauso als Nachbar.“ Es sei ihm und der MvB Baukultur ernst mit der Absicht, die Bürger bei der Entwicklung mitzunehmen und an dieser Stelle „echte Mehrwerte zu schaffen“ – sei es durch die Möglichkeit, an eine nachhaltige Wärmeversorgung anzuschließen oder am Carsharing teilzunehmen, oder die neuen Grünanlagen, das Café oder die Bäckerei zu nutzen. Auch wolle man Angebote wie Kindergarten, Mehrgenerationenwohnen, betreutes Wohnen für Senioren, geförderte Wohnungen für Menschen mit niedrigem Einkommen und bezahlbaren Wohnraum für Menschen, die in der öffentlichen Daseinsvorsorge tätig sind, schaffen.
Projektausschuss gibt Ziele vor
Bislang hat der Projektausschuss des Stadtrates nach ersten Beratungen – auch vor Ort „Am Alpenblick“ – dem Planer seine Zieldefinition vorgegeben. Der Kolbermoorer Bauausschuss beriet nun in seiner jüngsten Sitzung – vor großem Publikum – erst einmal lediglich über die Aufstellung des Bebauungsplans „Kolbermoor Nord-Ost“, mit der der Stadtrat in seiner nächsten Sitzung seine Absicht formal festhalten will. Erst danach gehe es an die ersten Entwürfe, Planungen und erste Details.

