Alpenblick im Nordosten der Stadt
„Wie wollen wir wohnen?“ Kolbermoor holt für neue Quartierpläne die Bürger ins Boot
Ein komplett neues Quartierszentrum will die Stadt Kolbermoor im Nordosten errichten. Für die Entwicklung des sieben Hektar großen Areals will man nach dem Stadtrat auch die Bürger mit ins Boot holen.
Kolbermoor – „Verdichtungsraum“ und „attraktiv“ klingt zunächst nach Widerspruch. Rosenheim, Bad Aibling, Kolbermoor – diese Städte sind aber sehr wohl beides und in stetigem Wachstum begriffen. Die Statistik rechnet für die nächsten zehn Jahre mit einem Bevölkerungswachstum in einer Größenordnung von mindestens 2,5, eher sieben Prozent.
Das Bemühen der Verwaltungen ist es, dieses Wachstum nicht nur zu bewältigen und die Lebensqualität in der Stadt zu bewahren, sondern vielmehr auszubauen und nach Möglichkeit immer weiter zu verbessern. „Man ist dabei“, so sagt Bürgermeister Peter Kloo, „in der Regel auf viele kleine Einzelmaßnahmen und -projekte angewiesen, denn im schon dicht besiedelten urbanen Raum sind die ganz großen Würfe eher selten möglich“.
Von daher wird klar, warum nicht nur er, sondern der gesamte Stadtrat in Kolbermoors Nordosten eine große, geradezu einzigartige Chance sieht, „die wir in Kolbermoor wohl kaum noch einmal bekommen werden“, wie der Bürgermeister betont. Dort, im Bereich „Am Alpenblick“, hat die Stadt nämlich die Möglichkeit, auf einer Fläche von gut sieben Hektar ein ganzes neues Quartierszentrum zu entwickeln.
„Handfestes Material für die Bürger“
Für Bürgermeister Peter Kloo ist, um eine solche städtebauliche Chance verantwortungsvoll zu nutzen, ein Punkt ganz entscheidend: intensive Bürgerbeteiligung. Die aber setzt voraus, dass den Bürgern handfestes Material zur Verfügung gestellt wird, über das man dann diskutieren kann. Man hätte dafür, so Kloo, auch einfach ein Stadtplanungsbüro beauftragen können, einen städtebaulichen Rahmenplan zu entwickeln, der dann als Diskussionsgrundlage dient.
In Kolbermoor aber entschied man sich dafür, noch einen Schritt davorzusetzen: Workshops des Stadtrates, in denen man versuchte, zunächst Klarheit darüber zu gewinnen, welche grundlegenden Ziele der städtebauliche Rahmenplan eigentlich verfolgen soll. Als Themenfelder sollen, so das Ergebnis, dabei besonders berücksichtigt werden: Wohnraumangebot, Nachbarschaft und soziale Infrastruktur, Freiräume und öffentliche Räume, Mobilität und technische Infrastruktur.
Das klingt abstrakt, lässt sich aber durchaus anschaulich in einem übergeordneten Ziel zusammenfassen: Das neue Quartier soll nicht nur für die Bewohner Attraktivität haben, sondern eine, die auch nach ganz Kolbermoor hineinstrahlt und deshalb zu einem „Adressbegriff“ wird. Man solle also nicht lange erklären müssen, wo man wohnt, sondern sagen können „ich wohne dort, wo…“ – ähnlich, wie man sagt, „ich wohne am Spinnereipark“.
Stadtrat ist schon in Vorberatungen gegangen
Was dieses „Wo“ ausmachen wird, ist noch völlig offen – es können besondere Grün- und Freiflächen sein, besonders attraktive Mehrfamilienhäuser, ein wirklich belebtes Quartierszentrum und vieles andere. Mehr Klarheit darüber wird schon das erwähnte städtebaulichen Rahmenkonzept bringen, dessen Erstellung der Stadtrat in seiner letzten Sitzung einstimmig beschloss und dessen Ergebnisse bis Oktober oder November zu erwarten sind. Diese wiederum werden dann die Basis für eine breite Öffentlichkeitsbeteiligung sein, auf der die Vorschläge diskutiert und verfeinert werden.
Dass es sich in Kolbermoor bei solchen Bürgerbeteiligungen nicht um Pro-forma-Veranstaltungen handelt, hat die Stadt bei der neuen Fahradhauptroute Eins bewiesen. Diese wird, obwohl dort das Planungskonzept vom Stadtrat bereits beschlossen worden war, auf Bürgeranregungen hin derzeit noch einmal komplett neu durchdacht.
„Konzept nicht einfach überstülpen“
Auch das zukünftige Quartierszentrum soll sich, so Bürgermeister Peter Kloo, gerade dadurch auszeichnen, dass sein Konzept den Bürgern nicht übergestülpt, sondern mit ihnen zusammen erarbeitet wurde. Genau deshalb war schon der allererste Schritt, die Ermittlung der grundsätzlichen Ziele, kein Paket, das von einem Stadtplaner fertig angeboten wurde. Sondern etwas, das der Stadtrat als ein Gremium der Bürgervertretung selbst erarbeitet hat.