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So geht es „Am Alpenblick“ weiter

Weichen für neues Wohnquartier in Kolbermoor gestellt: Das sorgt bei Bürgern für Unmut

Ein Teilstück der 70.000 Quadratmeter großen Fläche im Nordosten Kolbermoors, auf der das neue Wohnquartier entstehen soll.
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Ein Teilstück der 70.000 Quadratmeter großen Fläche im Nordosten Kolbermoors, auf der das neue Wohnquartier entstehen soll.

Vor rund 60 interessierten Zuhörern stellte der Kolbermoorer Stadtrat jetzt die Weichen für die Entwicklung des neuen Wohnquartiers im Nordosten der Stadt. Dabei kam es auch zu kontroversen Diskussionen.

Kolbermoor – Der Kolbermoorer Stadtrat beschloss in seiner letzten Sitzung, den Bebauungsplan „Kolbermoor Nord-Ost“ in Angriff zu nehmen. Ein weiterer Beschluss bezog sich auf einen städtebaulichen Vertrag mit den beiden Grundstücksverkäufern. Er regelt die Kostenverteilung für die Entwicklung des Areals im Verhältnis 50 zu 50. Beide Beschlüsse fasste der Stadtrat mit jeweils vier Gegenstimmen.

Bürgermeister: Es geht noch nicht um Art und Form der Bebauung

Bürgermeister Peter Kloo betonte angesichts der gut 60 Gäste bei der Stadtratssitzung im Kolbermoorer Rathaus aber noch einmal, „dass damit noch keinerlei Entscheidungen über Art und Form einer zukünftigen Bebauung getroffen sind“. Definitiv festgelegt würde diese erst im Rahmen der tatsächlichen Erstellung des Bebauungsplans, mit der im Frühjahr oder Frühsommer des kommenden Jahres zu rechnen sei.

Planer: „Für Bewohner so angenehm wie möglich gestalten“

Was bisher geschah, waren Vorüberlegungen des Projektausschusses der Stadt über die Qualitätsmerkmale, die man in einem neuen Quartier gerne verwirklicht sähe. Grob zusammengefasst geht es um ein Wohngebiet, das für die darin Lebenden möglichst attraktiv sein soll, mit viel Grün, auch grünen Sichtachsen, dabei gut geregeltem Binnenverkehr, sodass sich vielfältige Aufenthaltsmöglichkeiten ergeben.

Eine der ersten Vorstellungen für eine mögliche Verteilung der Flächen für die Bebauung, Grünzüge und Verkehrswege, wie sie das Büro Nuykenvon Oefele Architekten BDA und Stadtplaner für das Gebiet „Kolbermoor Nordost“ skizziert hat.

Diese Vorstellungen werden derzeit vom Stadtplanungsbüro NVO in einem sogenannten städtebaulichen Rahmenplan erfasst. Sprich: Es wird versucht, die Wunschvorstellungen des Stadtrates in eine räumliche Realität umzusetzen. Auch bei diesem Schritt geht es noch nicht um Lage und Größe einzelner Gebäude. Wie Kloo betonte, gehe es zunächst um die mögliche Verteilung von Grün-, Verkehrs- und Bebauungsflächen.

Aus Interessengemeinschaft wird Bürgerinitiative N.O.T.

Nach Bekanntwerden der Pläne für die Bebauung im Kolbermoorer Nordosten hat sich zunächst eine Interessengemeinschaft zusammengeschlossen, die nun die Bürgerinitiative N.O.T. Kolbermoor (BI) gegründet und ihren Vorstand gewählt hat. N.O.T. steht nach Angaben der Mitglieder für „Kolbermoor Nordost“. Ziel der BI sei es, „die massive Bebauung und die großflächige Versiegelung einer landwirtschaftlichen Fläche von mehr als 70.000 Quadratmetern im Nordosten von Kolbermoor, die die Stadt gemeinsam mit einem von den Eigentümern beauftragten Bauträger erworben hat, zu verhindern“. Das Projekt birgt nach Meinung der BI „erhebliche Risiken vor allem im Hinblick auf Umweltschutz, Artenvielfalt, Verkehrsinfrastruktur, Wassersituation, Bodenverhältnisse u. a.“ und ist aus deren Sicht „unnötig und überholt.“ N.O.T. fordere die Lösung seit Jahrzehnten bestehender Probleme, bevor das Erfordernis einer Bebauung überhaupt erst geprüft wird. Zur Sprecherin und zu Sprechern von N.O.T. Kolbermoor wurden einstimmig gewählt: Emma Brüninghaus, Thomas Eglseder und Dr. Michael Rath.  

Wesentliche Voraussetzung hierfür ist Klarheit über zwei entscheidende Punkte: erstens über den zu erwartenden Umfang eines zukünftigen Binnenverkehrs. Zweitens über die Frage, ob und wie die Niederschläge, vor allem das dabei entstehende Abflussvolumen, so zu beherrschen sind, dass das gesamte Quartier auch Starkregenereignissen möglichst ohne Beeinträchtigung begegnen kann. Gleiches gelte natürlich auch für die anschließenden Stadtbereiche, deren Situation sich nicht verschlechtern dürfe, sondern nach Möglichkeit verbessern solle.

Das besagen erste Ergebnisse aus Gutachten

Zu diesem Zweck wurden ein Verkehrsgutachten wie auch eine hydrologische Untersuchung bereits erstellt, deren Ergebnisse Bürgermeister Kloo in gebündelter Form bei der Stadtratssitzung vorstellte. Demnach seien die Zufahrtsstraßen zum Quartier eigentlich problemlos in der Lage, den Verkehrszuwachs aufzunehmen. Wartezeiten an Kreuzungs- oder Einmündungspunkten würden sich, so die Analyse der Verkehrsplaner, auch zu Spitzenlastzeiten nur sehr unwesentlich verlängern.

Kloo betonte, dass bei der Analyse eine zukünftige Verringerung der Verkehrsströme, die etwa nach der Fertigstellung der B15 neu zu erwarten seien, ausdrücklich nicht berücksichtigt worden sei. Auch würden Zählungen, die die Grundlage der Analysen sind, jetzt, nach Abschluss der Bauarbeiten in der Kolbermoorer Bahnhofstraße sowie der RO23 in Großkarolinenfeld noch einmal durchgeführt. Dies, um jeden „Sonderfall-Effekt“ definitiv auszuschließen.

Reichen die Retentionsbecken aus?

Die hydrologische Untersuchung habe ergeben, so erläuterte Bürgermeister Kloo, dass die anfallende Wassermenge auch nach Starkregenereignissen über Retentionsbecken zu beherrschen sei. Bei diesen Becken, so erläuterte er weiter, handele es sich um flache Geländemulden, die außerhalb von Starkregenereignissen den Charakter von normalen Grünflächen hätten. Das Ergebnis sei nicht nur eine Sicherung des neuen Areals, sondern auch eine Verbesserung der Lage derer, die schon im Umfeld wohnen.

Unmutsäußerungen seitens der Zuhörer

Aus den Reihen der Zuhörer war vor allem bei der Vorstellung des Verkehrsgutachtens hie und da Unmut zu vernehmen. Kloo dazu: „Es wird problematisch, wenn wir anfangen, dem eigenen Bauchgefühl mehr zu trauen als der Expertise von Fachleuten und deren wissenschaftlichen Untersuchungen“. Überdies habe ihm noch jede Verkehrslenkungsmaßnahme, wie etwa die Kreisverkehre im Bahnhofsbereich, gezeigt, dass am Ende die Fachleute recht behalten hätten, nicht aber die Warnungen mancher Bedenkenträger.

Besonderes Augenmerk auf Verkehr gefordert

In der Diskussion zu den Beschlüssen wie auch zur Vorstellung des derzeitigen Sachstands der Planungen zeigte sich bei denjenigen Fraktionen, die zustimmten – SPD, CSU, Parteifreie und AfD – große Einigkeit: Von allen wurde das Projekt grundsätzlich gutgeheißen, gleichzeitig aber betont, dass der Verkehrserschließung ein besonderes Augenmerk zu gelten haben und nicht nur in dieser Hinsicht die Sorgen und Ängste der Bürger ernst zu nehmen seien.

Nicht zuletzt vor diesem Hintergrund war es dem Bürgermeister wichtig zu betonen, dass die Bürger im Rahmen einer Bürgerbeteiligung, die Anfang Dezember stattfinden soll, eingebunden seien und dass ihre Vorstellungen in die weitere Erarbeitung der Quartiersentwicklung sehr wohl einfließen würden. Deshalb sei die Vorstellung des bis dahin erarbeiteten Quartierskonzeptes bei dieser Bürgerversammlung auch nur als ein planerischer Zwischenschritt zu sehen.

Mit einer abschließenden Beschlussfassung des Stadtrates sei voraussichtlich im Frühjahr oder Frühsommer kommenden Jahres zu rechnen. Erst danach werde das Quartierskonzept förmlich in das Bauleitplanverfahren überführt, auch wenn dessen Beginn schon jetzt beschlossen wurde.

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