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Einsatz des Veterinäramts Rosenheim in Rimsting

„Blankes Entsetzen“: Nach Rettung aus verwahrlostem Stall - was nun mit den Kühen passiert

96 Kühe konnten aus dem verwahrlosten Stall gerettet werden und wurden in einem Notstall untergebracht.
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96 Kühe konnten aus dem verwahrlosten Stall gerettet werden und wurden in einem Notstall untergebracht.

Bestürzung bei Bauern und den Bürgern in Rimsting: Der Einsatz im verwahrlosten Stall eines Bauernhofs in Rimsting brachte die Retter an ihre Grenzen. Die Polizei ermittelt. Und nun scheint auch klar, was mit den mehr als 90 Tieren passiert, die zunächst gerettet werden konnten.

Rimsting – Für Rimstings Bürgermeister Andreas Fenzl endete der Urlaub mit einem Schock. Am Wochenende (20. und 21. Mai) habe er von den schrecklichen Verhältnissen in einem Stall in Rimsting erfahren. „Blankes Entsetzen“ fühle er, sagte Fenzl. „Das ist unerklärlich, uns fehlen die Worte.“

Wohl auch deswegen, weil noch immer nicht klar ist, was in dem abgelegenen Bauernhof wirklich vorgefallen ist. Vielmehr: was in dem Landwirt vorging, dass er seine Tiere so vernachlässigte. Es hätten – wenn überhaupt – wohl nicht viele Menschen Bescheid gewusst, wie es um den Stall stehe, meint der Bürgermeister. Es werde überhaupt wenig über die Angelegenheit gesprochen.

Katastrophenhelfer sahen schlimme Zustände

Klar ist, dass eine Streife der Polizeiinspektion Prien dem Bauernhof nach einem Hinweis einen Besuch abstattete. Was die Polizeibeamten vorfanden, veranlasste sie, sofort das Veterinäramt am Landratsamt Rosenheim, Feuerwehr und weitere Notfall-Spezialisten wie das Technische Hilfswerk (THW) zu benachrichtigen. Augenzeugen des Einsatzes sprechen von knietiefem Dreck und Mist in dem Stall. 33 Tiere lagen verendet in dem Unrat, 96 konnten gerettet und – bis auf drei, die woanders unterkamen – in einen Notstall in Penzing im Landkreis Landsberg untergebracht werden.

Ausgebrannt: Manche Landwirte fühlen sich überfordert

Auch Josef Steingraber, Geschäftsführer des Kreisverbands Rosenheim des Bayerischen Bauernverbands, steht vor einem Rätsel. Er habe von der Geschichte aus den OVB-Heimatzeitungen erfahren, sagt er auf Anfrage. „Ich weiß noch nicht, was passiert ist“, sagt er. Aber er kann sich erinnern, wie zuletzt ein Landwirt in der Region seine Tiere vernachlässigte. „Wir hatten einen Fall, da litt der Hofbesitzer unter Burnout. Der ist nur noch in seinem Haus gesessen und hat tagelang die Tiere nicht gefüttert.“ Ist dem Landwirt in Rimsting die Situation entglitten? Das schlechte Wetter, die hohen Preise für Futter und Energie, Existenznöte – es gebe vieles, was den Bauern das Leben schwermache, sagt Steingraber; „es wird ja nicht einfacher.“   

Es gebe daher Hilfe für Landwirte, die sich in Not oder zumindest vor einer Herausforderung sehen, sagt Steingraber. Zum Beispiel Angebote der Landwirtschaftlichen Krankenkasse. Der Bauernverband wiederum biete eine sozioökonomische Beratung an, wie Steingraber sagt. Eine präventive sozioökonomische Beratung , ein ganzheitliches Beratungsangebot, „mit dem Sie für sich, für Ihre Familie und Ihren Betrieb Ihre Zukunft klar in den Blick nehmen“, heißt es auf der Homepage des Bayerischen Bauernverbandes.
Hilfe holen können sich Bauern auch bei der anonymen Beratungsstelle des bayerischen Landwirtschaftsministeriums, auch die Beratung zur Sozialversicherung könne Orientierung bieten, sagt Steingraber. „Wir sind, was Hilfe anbelangt, gut aufgestellt.“

Sicherer Hafen für gequälte Kreaturen: Ein Stall für den Notfall

Die Polizei ermittelt nun gegen den Rimstinger wegen des Verdachts auf einen Verstoß gegen das Tierschutzgesetz, das Geldstrafen wegen diverser Vergehen wie schlechte Versorgung mit Futter und Wasser vorsieht. Die Tiere sind derweil untergekommen, und zwar so gut wie möglich - wie Wolfgang Müller als Sprecher des Landratsamtes Landsberg am Lech betont.

Der Landkreis Landsberg unterhält in Penzing einen Notstall, in dem Tiere untergebracht werden können, die aus Notlagen gerettet werden mussten. Wie zum Beispiel bei einem Brand. Oder bei unhaltbaren Verhältnissen wie in Rimsting. Es halte sich um einen gut in Schuss gehaltenen, geräumigen Stall, sagt Müller, versorgt werden die Tiere durch den Maschinen- und Betriebsring Landsberg. Der Stall ist bayernweit einzigartig, neben dem Landkreis Rosenheim seien neun Landkreise Kooperationspartner, heißt es aus dem Landratsamt.

Rund einen Monat Aufenthalt in Penzing

Dass in dem Stall Tiere so etwas wie einen sicheren Hafen auf Zeit haben, ist so etwas wie Glück nach großem Unglück. Denn der Not-Bauernhof in Penzing hat seine Vorgeschichte. Kenner der Landsberger Kriminalhistorie erinnern sich daran, dass der Hof im Januar 2009 Schauplatz eines Verbrechens war: Ein 35-Jähriger erschlug seine Eltern und warf sie in die Güllegrube des Hofs. Eine schauerliche Tat. Das Gerichtsverfahren gegen ihn endete nichtsdestotrotz mit einem Freispruch: Der Angeklagte solle die Tat im Zustand der Schuldunfähigkeit begangen haben, fand das Gericht und ordnete die Einweisung in eine psychiatrische Klinik an. 

Seitdem ist der Landkreis Landsberg verantwortlich für den Bauernhof. Gut für die Rimstinger Rinder. In den nächsten Wochen sollen die Tiere in ihrem Landsberger Asyl bleiben und aufgepäppelt werden. „Es geht ihnen laut Veterinär so weit gut“, sagt Wolfgang Müller. Dass die Tiere nach Rimsting zurückkehren, erscheint ungewiss. Durch die Rettung und ihren Unterhalt laufen hohe Kosten auf. Zudem stehen Geldbußen im Raum.

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