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Kunsteisbahn: Veraltete Planungsunterlagen

Unerwartete Wendung: Formfehler verzögert Sanierung der Bobbahn am Königssee

Einer der zerstörten Bereiche der seit bald vier Jahren außer Betrieb befindlichen Kunsteisbahn am Königssee.
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Einer der zerstörten Bereiche der seit bald vier Jahren außer Betrieb befindlichen Kunsteisbahn am Königssee.

Ein Formfehler zwingt den Gemeinderat von Schönau am Königssee, den Bebauungsplan für die Eisarena erneut öffentlich auszulegen. Das Projekt verzögert sich dadurch. Umweltorganisationen äußern weiterhin Bedenken.

Schönau am Königssee – Der Gemeinderat von Schönau am Königssee hat in der jüngsten Sitzung eine unerwartete Wendung im Verfahren zum Bebauungsplan für die „Kunsteisbahn Bob und Rodel Eisarena Königssee“ eingeleitet: Statt den Plan final zu beschließen, wird das Dokument nun zum dritten Mal öffentlich ausgelegt. Grund ist ein Formfehler – ein nicht aktuelles Gutachten zum Steinschlagschutzzaun, das versehentlich in die Unterlagen gelangte. Die Verzögerung wird auf etwa acht Wochen geschätzt, wie Bürgermeister Hannes Rasp mitteilte.

Eigentlich hätte das Verfahren bereits abgeschlossen werden können, da weder die jüngste öffentliche Auslegung noch die Behördenbeteiligung neue Einwände brachten. Fast alle Stellungnahmen entsprachen denen aus früheren Phasen. Doch ein Planungsbüro lieferte ein veraltetes Gutachten, das minimal von der aktuellen Fassung abwich. Die Unterlagen seien zwar nahezu identisch, aber eben nicht zu 100 Prozent, erklärte Rasp und betonte, seine Gemeinde trage keine Schuld. Stattdessen lobte er die „Engelsgeduld“ der Sachbearbeiter, die den Fehler aufdeckten. „Wir können nur das auslegen, was tatsächlich vorliegt – und hier mussten wir auf Nummer sicher gehen“, so der Bürgermeister. Hintergrund ist die Angst vor juristischen Risiken: Um mögliche Klagen abzuwehren, soll jede Verfahrenslücke ausgeschlossen werden.

Der Bebauungsplan ist Teil eines umfassenden Sanierungsprojekts am Rande des Königssees. Nachdem ein Unwetter im Juli 2021 Teile der oberen Kunsteisbahn zerstört hatte, sind umfangreiche Reparaturen und Anpassungen nötig. Geplant sind unter anderem ein Rückbau des oberen Bahnabschnitts zugunsten eines Retentionsbeckens für Geröll, ein neues Starthaus mit erhöhter Bauweise sowie der Ausbau von Steinschlagschutzzäunen. Diese Maßnahmen seien essenziell, um die Eisarena langfristig zu sichern, betonte Rasp.

Trotz der technischen Korrekturen bleiben Umweltorganisationen kritisch. Der Bund Naturschutz (BN) warnt weiterhin vor geologischen Risiken im steilen Gelände, dem Einsatz von Ammoniak in der Kühlanlage und einer Verschandelung des Landschaftsbildes durch das neue Gebäude. Neu hinzu kommt nun der Vorwurf, ein Klimaschutzfachbeitrag fehle. Rasp kontert jedoch mit Zahlen: Der CO₂-Ausstoß der Bahn liege bei rund 363 Tonnen pro Jahr – deutlich unter jenem Vergleichswert der Bahn in Oberhof mit 2900 Tonnen. Zudem strebe der Betreiber, der Bob- und Schlittenverband für Deutschland (BSD), eine klimaneutrale Zukunft an.

Gemeinderat Jakob Palm (Grüne), einziger Fraktionsvertreter seiner Partei in der Sitzung, mahnte eine stärkere Einbindung der Kritiker an. „Fehler gab es auf beiden Seiten. Der Bund Naturschutz ist nicht grundsätzlich gegen das Projekt, aber seine Argumente verdienen mehr Gehör“, entgegnete Palm. Ein Antrag, die fünfseitige Stellungnahme der Gemeinde zu BN-Bedenken im Wortlaut zu verlesen, scheiterte jedoch – nur Palm stimmte dafür.

Frühwarnsystem für Murenabgäge?

Kontrovers diskutiert wurde auch ein Vorschlag des Deutschen Alpenvereins, ein Frühwarnsystem für Murenabgänge zu installieren. Rasp wies dies zurück: Starkregen trete vor allem außerhalb der Wettkampfsaison auf. Eine Gefahr für Menschen bestehe nicht. Das Wasserwirtschaftsamt Traunstein unterstützte diese Haltung und verwies auf die zu kurze Vorwarnzeit von nur wenigen Minuten.

Zweiter Bürgermeister der Gemeinde Schönau am Königssee, Richard Lenz, unterstrich die Bedeutung fehlerfreier Verfahren: Jeder Schritt müsse rechtssicher sein, um spätere Rückschläge zu vermeiden. Mit nur einer Gegenstimme billigte der Gemeinderat die Unterlagen – inklusive der erneuten Auslegung. (kp)

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