Instandsetzung im Frühjahr
Blitzschlag als Ursache für Defekt - Watzmannhaus noch immer ohne Seilbahn
Die Materialseilbahn zum Watzmannhaus ist seit fünf Monaten defekt. Jetzt steht fest: Ein Blitzschlag war schuld am gerissenen Zugseil, das die Versorgung der beliebten Hütte in der vergangenen Saison lahmlegte.
Schönau am Königssee - Das geht aus einem Schadensbericht der DAV Sektion München hervor. Doch trotz klarer Ursachenanalyse wird die Reparatur der Bahn erst in der nächsten Saison abgeschlossen.
„An den Enden des gerissenen Zugseils fanden sich Schmelzperlen, die laut Experten eindeutig auf einen Blitzschlag hinweisen“, erklärt Carolin Kalkbrenner, Ressortleiterin Hütte und Wege bei der DAV-Sektion München, im Gespräch. Eine umfangreiche Schadenanalyse war zum Ergebnis gekommen, ein Blitzschlag habe den Schaden verursacht. Damit bestätigt sich die Vermutung der damaligen Hüttenbetreiberin Annette Verst, die bereits im vergangenen August ein Unwetter als mögliche Ursache ins Spiel brachte. Der Schaden traf die Seilbahn mitten in der Hochsaison und zwang DAV und Hüttenbetreiberfamilie zu Notfallmaßnahmen: Statt per Seilbahn erfolgte die Versorgung der Hütte wochenlang ausschließlich per Hubschrauber – mit erheblichen Mehrkosten und organisatorischen Hürden.
Viel Besuch am Watzmannhaus
Das Watzmannhaus, eine der meistbesuchten Hütten des DAV mit über 12800 Übernachtungen im vorvergangenen Jahr, blieb zwar durchgehend geöffnet. Doch der Ausfall der 1975 in Betrieb genommenen Materialbahn stellte Betreiberfamilie Verst vor enorme Herausforderungen. Das Watzmannhaus liegt auf 1924 Metern Höhe und ist nur zu Fuß erreichbar. Die Materialseilbahn überwindet auf 1,3 Kilometern 574 Höhenmeter.
„Die Belieferung mit Lebensmitteln, Reinigungsmitteln oder sogar Klopapier musste ad hoc umgestellt werden“, weiß DAV-Mitarbeiterin Kalkbrenner. Durch enge Absprachen mit umliegenden Hütten und der Nationalparkverwaltung gelang es, die Helikopterflüge zu minimieren. „Unser Ziel war es, die Rotationen so gering wie möglich zu halten“ – sowohl aus Kostengründen als auch aus Rücksicht auf die Natur, heißt es beim DAV. Glück im Unglück: Das stabile Wetter begünstigte die Luftbrücke.
Rasche Reparatur blieb aus
Ursprünglich hoffte der DAV auf eine rasche Reparatur noch im vergangenen Jahr. Doch daraus wird nichts: „Das neue Zugseil hat eine Lieferzeit von mindestens vier Monaten. Eine Instandsetzung war nicht mehr möglich“, informiert Kalkbrenner. Die Bestellung des 7600 Euro teuren Seils erfolgte zwar bereits, die Auslieferung steht jedoch noch aus. Hinzu kommt die Wetterabhängigkeit der Montagearbeiten: „Wir brauchen schneefreie Bedingungen“, so Kalkbrenner. Erst im Frühjahr 2025 soll die Bahn wieder in Betrieb gehen können.
Die Gesamtkosten für die Instandsetzung sind noch nicht final beziffert. Klar ist: Die rein materialbedingten Ausgaben für das Zugseil trägt der DAV selbst. Ob Versicherungen weitere Kosten übernehmen, bleibt offen. Eine Modernisierung der Bahn ist indes nicht geplant. „Die Seilbahn wurde regelmäßig gewartet und war in einwandfreiem Zustand. Gegen Naturgewalten wie Blitze sind wir machtlos“, betont Kalkbrenner. Immerhin: Der erst 2022 angeschaffte Aluminium-Transportwagen, der bei dem Defekt beschädigt wurde, kann repariert werden.
Trotz der Rückschläge blickt man beim DAV wohl gelassen in die Zukunft. Wenn die Reparatur der Materialbahn abgeschlossen ist, soll im besten Fall auch das Watzmannhaus wieder geöffnet haben. Auf Hubschrauberflüge will man dann nicht mehr angewiesen sein. (kp)
