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Am Königssee setzt man auf den Bus

Mit zwei Euro durch den Ort: Warum der Nahverkehr in Schönau funktioniert

RVO-Bus in Schönau am Königssee: Das neue Sonderticket kommt bei den Gästen gut an.
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RVO-Bus in Schönau am Königssee: Das neue Sonderticket kommt bei den Gästen gut an.

Die Tourismusgemeinde Schönau am Königssee hat das Busfahren attraktiver gemacht. Die Entscheidung war riskant, doch die Fahrgastzahlen stiegen an. Doch wird diese Strategie auch fortgesetzt?

Schönau am Königssee – Die Tourismusgemeinde Schönau am Königssee hat das Busfahren im Ort wieder salonfähig gemacht und den Bustakt erhöht. Dafür hat die Gemeinde viel Geld in die Hand genommen. „Wer nicht wagt, der nicht gewinnt“, sagt Bürgermeister Hannes Rasp. Klar ist nun: Immer mehr Leute stiegen im vergangenen Jahr auf den Bus um. „Das Angebot muss halt stimmen“, weiß der Gemeindechef. Deshalb wird es auch fortgeführt. 

Als die Gemeinde vor zwei Jahren beschloss, den öffentlichen Nahverkehr mit einer Taktverdichtung und einem erweiterten Netz auszubauen, war das eine durchaus mutige Entscheidung. „Ich hatte meine Bedenken, als wir das beschlossen“, gesteht Rasp. Seine Hoffnung: Dass mehr Bürger auf das eigene Auto verzichten würden und lieber Bus fahren. Seitdem gibt es Sondertariftickets, mit denen Kinder für einen Euro und Erwachsene für zwei Euro fahren können. Überall im Ort – zum Königssee, der Jennerbahn und sogar bis nach Berchtesgaden. Die Kosten für den öffentlichen Nahverkehr, die an der Gemeinde hängen bleiben, prognostizierte Bürgermeister Rasp auf bis zu 500.000 Euro pro Jahr. Ohne Zweifel wäre das ein hohes finanzielles Risiko gewesen. Am Ende wurden aber so viele Tickets verkauft, dass die Gemeinde tatsächlich lediglich 300.000 Euro drauflegen musste: „Das ist der Steigerung der Fahrgastzahlen zu verdanken“, sagt Rasp.

 In Summe nutzten 241.000 Fahrgäste die Ringlinie im vergangenen Jahr: Der Schülerverkehr ist hier nicht eingerechnet. Besonders in den Sommermonaten gab es ein regelrechtes Fahrgast-Plus in Schönau am Königssee, in manchen Monaten mehr als das Zehnfache im Vergleich zum Vorjahr. Während im Juni 31.000 Personen mit dem Bus durch Schönau am Königssee fuhren, waren es im vergangenen August bereits 43.000 Gäste. „Wir haben dafür viel Lob erhalten“, sagt Rasp. In einer Mail schrieb ihm ein Mann: „In Schönau kann man nun wirklich auf das Auto gut verzichten und den Bus nutzen.“ Mittlerweile sei das gesamte Gemeindegebiet gut zu erreichen, sogar mehrfach pro Stunde.

Mit zwei Euro durch den Ort: Warum der Nahverkehr in der Tourismusgemeinde so gut funktioniert

Die Fahrgäste stammen allerdings nicht nur aus der Region. Das sieht man vor allem in den Sommermonaten: Die Gästekarte, mit der Urlauber kostenlos Bus fahren können, bleibt weiterhin das meistgenutzte Fahrticket. Im August wurde es von 72 Prozent der Bus-Passagiere genutzt. Elf Prozent griffen auf das Sondertarif-Ticket zurück: „Über 31.000 Mal wurde es insgesamt verkauft“, weiß Rasp. Auch er selbst hat es ausprobiert: „Ich bin zweimal zu Fuß nach Berchtesgaden gegangen und dann mit dem Bus zurückgefahren. Der Bus war annähernd voll.“ Besonders erfreulich sei, dass viele junge Leute das Angebot mit dem vergünstigten Sonderticket annehmen.

 Eine Analyse der Fahrgastströme zeigt zudem, dass die Nachfrage in den Sommermonaten am Vormittag besonders hoch ist: Urlauber starten recht früh in den Tag. Eine wichtige Entscheidung für die Zukunft des Nahverkehrs in Schönau am Königssee wurde einstimmig in der Gemeinderatssitzung getroffen: Die Busverbindungen durch den Ort wird es bis Ende kommenden Jahres geben. Finanziert wird all das aus den Einnahmen des Großparkplatzes am Königssee, der mit seinen rund 2.400 Stellplätzen auch im vergangenen Jahr gut besucht war.

Am Königssee setzt man auf den Bus

 Gemeinderat Beppo Maltan fragte im Gemeinderat nach einem Jahresticket. „Wir sind dran, aber die Tarifhoheit liegt beim Landratsamt“, antwortete ihm Rasp. Eine Unbekannte gibt es dennoch: Im Jahr 2027 steht die Neuausschreibung der Buslinien an. Wie der Nahverkehr also in Zukunft aussehen wird, sei zum jetzigen Zeitpunkt noch unklar. Was so gut wie sicher ist: „Der On-Demand-Verkehr wird kommen“, prognostiziert der Gemeindechef. Denkbar sei zukünftig eine Kombination aus bestehenden Linien und bedarfsgesteuertem Verkehr. Zum jetzigen Zeitpunkt hat sich für Hannes Rasp der Mut zur Investition allerdings gelohnt. „Wer nicht wagt, der nicht gewinnt“, sagt er zufrieden. (kp)

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