Am Walserberg beschlagnahmt
Elf Welpen herzlos in zwei Boxen gepfercht: Tierheim Freilassing vor großer Herausforderung
Es muss ein unvorstellbares Martyrium für die elf Welpen gewesen sein: Von Ungarn bis zum Walserberg in zwei Katzenboxen, ungeimpft und ohne Mama. Christine von Hake, die Leiterin des Tierheims Freilassing, erklärt, wie es den beschlagnahmten Vierbeinern inzwischen geht und wann sie vermittelt werden dürfen.
Freilassing – Am Samstag (27. Januar) wird die Tierheimleiterin Christine von Hake gegen zwei Uhr früh aus dem Bett geworfen. Am Apparat die Bundespolizei, die sie bittet, elf beschlagnahmte Hundewelpen am Walserberg abzuholen. „Wenn es nur zwei oder drei gewesen wären, hätte man bis zum Morgen warten können“, sagt sie. Aber bei der Menge macht sie sich gleich auf den Weg, zumal die armen Vierbeiner von den ungarischen Händlern in nur zwei größere Katzenboxen gepfercht worden waren.
Die Welpen hätten wahnsinnig Durst gehabt, seien aber an sich in einem guten Zustand gewesen, sagt von Hake. „Sie fressen und haben schönen Kot, das ist uns wichtig“, lacht sie. Nur einer der Hunde verfügt über einen Impfpass, ist aber nicht gegen Tollwut geimpft. Die anderen zehn sind jünger und mit ihren etwa sieben Wochen auch noch nicht bereit für diese Impfung. Ob diese alle aus demselben Wurf oder aus zwei getrennten kommen, ist unklar. Auch die Rasse lässt sich in dem Alter noch nicht klar feststellen. Von Hake geht davon aus, dass es sich um die Designerrasse Maltipoo handelt, einer Kreuzung zwischen Malteser und Pudel. So ein Hund kostet der Regel etwa 2000 Euro.
Quarantäne erzeugt großen Arbeitsaufwand für das Tierheim
Nun müssen die Kleinen erst einmal rund acht Wochen in Quarantäne bleiben, was einen immensen Aufwand für das Tierheim darstellt. „Wenn man in der Früh in das Zimmer reinschaut, trifft einen fast der Schlag. Die haben einen enormen Input und Output. Wenn sie gefressen haben, steht man schon mit der Tüte da und sammelt alles ein, bevor alle durchlaufen.“ Ganz verhindern lässt sich dies allerdings nicht. Deswegen müssen die Welpen auch häufig gebadet werden. Hinzu kommt, dass die Pfleger wegen der Quarantäne immer die Schuhe wechseln und aufpassen müssen, nichts nach draußen zu tragen.
Für das Sozialverhalten ist das eine Tragödie.
Die Kleinen wurden viel zu jung von ihrer Mama getrennt. „Für das Sozialverhalten und für die Gewöhnung an Umweltreize ist das wirklich eine Tragödie“, erklärt die Leiterin. „Die Welpen sehen jetzt nichts anderes als die Quarantäne. Normalerweise machen die Züchter in der Zeit schon was mit ihnen. Wir können nichts anderes machen, als ein Radio hinzustellen und schauen, dass wir uns mit Schutzkleidung dazu setzen.“
Einen Teil der Kosten trägt das Veterinäramt, allerdings werden damit nicht alle Ausgaben gedeckt. Ist die Quarantäne abgelaufen, liegen die Kosten allein beim Tierheim. Zwar darf dieses die Vermittlungsgebühr einbehalten, aber bis einmal ein Tier vermittelt ist, vergehen oft Wochen und Monate. Neben den Arbeitsstunden zur Pflege ist auch der Verwaltungsaufwand sehr zeitintensiv. Zur Vermittlung gehören auch das Sichten der Anfragen, Einladungen, Vorkontrollen und intensive Gespräche. „Bei elf Hunden ist das schon eine Herausforderung“, so die Leiterin.
Vermittlung kann erst nach der Quarantäne starten
Vermittelt werden dürfen die Kleinen ohnehin noch nicht. Zunächst einmal müssen die Besitzverhältnisse geklärt werden. Immer wieder kommt es vor, dass vernachlässigte, beschlagnahmte Tiere von ihren Besitzern zurück geholt werden. „Das sind Fälle, die oft weh tun“, bedauert Christine von Hake und wünscht sich hier ein strengeres Gesetz. Denn für die Quarantäne-Kosten müsste der Besitzer in so einem Fall zwar aufkommen, aber wenn der nicht zahlen kann, übernimmt diese zunächst das Landratsamt. Grundsätzlich wünscht sie sich, dass keiner mehr sein Tier zurück bekommen soll, der nicht für die Kosten aufkommen kann. Erst unlängst habe es den Fall gegeben, „dass Leute eine Ratenzahlung vereinbaren und dann aber mit einem dicken Mercedes vorfahren.“
Bei den elf Welpen geht die Leiterin aber davon aus, dass sie nicht zurück gefordert werden. Sie bittet dennoch, vorerst von Vermittlungsanfragen abzusehen. In frühestens sieben Wochen ist die Quarantäne vorüber. Bis dahin werden diesbezüglich auch keine Anfragen beantwortet. Sobald die Vierbeiner auf der Homepage zu sehen sind, sind sie auch vermittelbar und werden dann hoffentlich ein liebevolles Zuhause finden.
mf