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Asfinag-Kontrolleure als Prellbock

Tauernautobahn im Stresstest: Abfahrtssperren versagen gegen Ferienchaos

Schon auf der Autobahn werden die Abfahrtssperren laufend angekündigt, Autofahrer verlassen sich aber in der Regel doch auf ihr Navi, dass die Ausweichrouten unbarmherzig anzeigt.
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Schon auf der Autobahn werden die Abfahrtssperren laufend angekündigt, Autofahrer verlassen sich aber in der Regel doch auf ihr Navi, dass die Ausweichrouten unbarmherzig anzeigt.

Die Winterferien und der daraus resultierende starke Reiseverkehr belasten weiterhin die Anrainergemeinden entlang der Tauernautobahn.

Salzburg/Hallein/Kuchl/Golling - Die Winterferien und der daraus folgende, starke Reiseverkehr macht den Anrainergemeinden entlang der Tauernautobahn weiter zu schaffen. Auch eine neue, schärfere Abfahrsperre - „ausgenommen Ziele bis zu 15 km Entfernung“ - wirkte nach Eindruck der Anwohner nicht wirklich, viele würden schon bei Salzburg-Süd und Puch abfahren und dann über die Bundesstraße in Richtung Werfen, dem Ende der Tunnelbaustelle, fahren.

Die Leittragenden der Misere sind die Asfinag-Kontrolleure entlang der Autobahn, die sowohl den Ärger der Anrainer – „die kontrollieren nicht richtig“ – als auch der Autofahrer abgekommen nach dem Motto: „Ich darf fahren wo ich will“.

Samstagvormittag, noch mehr als im Sommer heißt das im Winter: Urlauberschichtwechsel in den Wintersportorten entlang der Tauernautobahn und im Pinzgau, zigtausende Pkw mit großen Dachboxen aus Ostösterreich, Deutschland und Holland freuen sich auf eine Woche Skiurlaub bei Sonnenschein und Pulverschnee, aber zuvor müssen sie noch das Nadelöhr Tunnelbaustelle zwischen Golling und Werfen hinter sich bringen.

Bis zu 90 Minuten Wartezeit meldet der Verkehrssender Ö3 zu Mittag vor dem Ofenauer Tunnel und Blockabfertigung, weil niemand einen Stau und mögliche Reaktionen von Autofahrern verantworten kann.

Was macht der geübte Reisende: Er kennt die Ausweichroute auf der parallel verlaufenden Bundesstraße, wenn nicht, wird sie vom Navi schon weit vor dem Walserberg förmlich aufgedrängt. Auch die geltenden Abfahrtssperren sind im System, aber die gelten erst ab Hallein, also fahren die meisten, die sich einen Stau auf der Autobahn doch nicht antun wollen, schon bei Salzburg-Süd ab, das heißt, auch die neuen, schärferen Abfahrtssperren und entsprechende Kontrollen bringen nichts. 

Navi führt Urlauber auch auf Radwege

Wie schon an den Wochenenden davor quält sich die Urlauber-Karawane durch Hallein, Kuchl und Golling. Die Politik scheint machtlos, die Anrainer sind wütend, sie kommen nicht mehr zum Einkaufen, können nicht mal mehr aus ihren Ausfahrten, von den Blaulichtorganisationen ganz zu schweigen, die nur mehr erschwert zu ihren Einsatzorten kommen.

Doch manch Urlauber bleibt nicht mal auf der Bundesstraße, sondern folgt blind seinem Navi, „ausländische Kennzeichen fahren überfall im Gemeindegebiet herum, selbst auf Radwegen oder entlang der Salzach“, so Betroffene. Not macht bekanntlich erfinderisch, so haben Kuchl und Golling Gemeindestraßen, die als Schleichwege gelten, am Samstag kurzerhand gesperrt, „wegen unaufschiebbarer Straßenarbeiten“. 

Drei Stunden Verkehrsinfarkt

Kuchls Bürgermeister Thomas Freylinger schildert, dass am Samstag bis zirka 12.30 Uhr „relativ wenig los war, dann kamen die Holländer und die Wartezeit vor der Tunnelbaustelle wuchs auf 60 bis 90 Minuten an“. Ab dann seien die Fahrzeuge vermehrt über die Bundesstraße gekommen, „die aktive Abfahrtssperre in Kuchl half da nichts mehr, weil viele Urlauber gar nicht mehr auf der Autobahn waren“. Nach rund drei Stunden habe sich die Situation wieder beruhigt, das bestätigt auch die Polizei.

„Das Land hat alles getan, was rechtlich möglich ist, jetzt muss nur noch die Mautbefreiung kommen, damit wir den Ausweichverkehr wieder auf die Autobahn zurückleiten dürfen“, so Freylinger. Die Mautbefreiung lehnt das zuständige Verkehrsministerium in Wien ab, die Autofahrer würden nicht von der Autobahn abfahren, weil sie sich die Maut sparen wollten.

Versprochene Blockabfertigung kommt nicht?

Die Wut der Anrainer richtet sich trotzdem vor allem gegen die Politik, die angeblich nichts bis zu wenig unternimmt, ein gefährlicher Cocktail auch für die betroffenen Bürgermeister, die am 10. März bei den Gemeinderatswahlen im Bundesland wiedergewählt werden wollen. Sie fordern vom zuständigen Landesrat Stefan Schnöll die schon vor Jahren angekündigte Blockabfertigung am Walserberg, die würde allerdings auch alle Österreicher treffen, die die bundesdeutsche A8 als Transitautobahn vom Westen in Richtung Osten nutzen.

Anzunehmen ist auch, dass sich Bayern wehren würde, wenn Salzburg die A8 als Stauraum für seine Urlaubsziele missbraucht. Eine Retourkutsche, also eine Blockabfertigung bei der Einreise nach Deutschland, wäre schnell organisiert, die Bundespolizei müsste nur „überraschend“ Personal am Walserberg abziehen und statt drei Spuren dann nur noch in zwei Spuren oder gar nur in einer abfertigen.  

Kontrolleure werden beschimpft und bespuckt

Ausbaden müssen die scheinbar nicht lösbare Stausituation die Asfinag-Traffic-Manager, die laut Vereinbarung zwischen dem Autobahnbetreiber und dem Land die Abfahrtssperren kontrollieren müssen, die Polizei will sich dafür nicht hergeben, private Sicherheitsdienste wie im Sommer will sich das Land derzeit nicht leisten.

Die Asfinag-Uniformierten bekommen den Unmut von beiden Seiten zu spüren, in „sozialen“ Medien werden sie beschimpft, weil sie an falschen Orten stünden, zu lax kontrollieren und überhaupt nicht konsequent alle auf die Autobahn zurückschicken würden. Die Autofahrer wiederum wissen mittlerweile, wie sie der Abfahrtssperre entkommen, „Mein Tank ist leer, ich muss da vorne zur Tankstelle“, oder „Meine Kinder müssen ganz dringend auf die Toilette, und da vorne ist ja ein Mc Donald’s“ hören die Kontrollorgane immer wieder.

Was tun?

Was tun? Die Abfahrt trotzdem verweigern, obwohl das rechtlich auf eher wackeligen Beinen zu stehen scheint, dann kann man sich die Reaktionen von manchen Betroffenen vor Ort gut vorstellen, die von beschimpfen, bis bespucken reichen, so zumindest ein ehemaliger Sicherheitsmann vom Sommer. Oder, wir erinnern uns an die Piefke-Sage, Schlagzeilen in deutschen Boulevard-Medien nach dem Motto „Gewaltsamer Pushback von Urlauberfamilie auf die Ösi-Autobahn“ oder ähnlich.

Den Schaden für die für Salzburg so wichtige Tourismuswirtschaft mit 18 Millionen Übernachtungen alleine in der Wintersaison 2022/2023 kann man sich vorstellen. Alleine aus Deutschland kamen in der abgerechneten Wintersaison 1,3 Millionen Gäste nach Salzburg – aus Bayern übrigens knapp 450.000, 1,4 Mio. aus dem sonstigen Ausland, sowie knapp eine Million aus Österreich selbst, alle Zahlen haben das Vor-Corona-Niveau wieder erreicht.

Politik will Abfahrtssperren prüfen

Die Politik will nun weitere Abfahrtssperren prüfen, die aktuellen gelten bis einschließlich Ostermontag. Licht am Ende des Tunnels könnte die Sommerpause der Tunnelbaustelle im Juli und August sein, doch nach den Erfahrungen des letzten Sommers reichen die dann zwei Spuren durch alle Tunnels auch nicht mehr aus, um die gestiegene Reiselust und damit den anwachsenden Verkehr bewältigen zu können. Die Spirale von noch mehr Abfahrtssperren, Durchfahrtssperren und Forderung nach Blockabfertigung wird sich weiter drehen, eine „echte“ Lösung ist derzeit aber nicht erkennbar. 

hud

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