Zahlreiche Straßenbaumaßnahmen folgen
Neubau des Kreisverkehrs an der A8/B20 - wird Piding vom Verkehr überrollt?
Zahlreiche Straßenbaumaßnahmen stehen in nächster Zeit in Piding an, so etwa der Neubau des Kreisverkehrs an der Autobahnabfahrt und die neue Saalachbrücke. Dabei ist klar: Die Verkehrssituation wird sich dadurch kaum verbessern. Zudem ist der Ausweichverkehr durch den Ort vorprogrammiert. Die Gemeinde muss sich nun entscheiden, was man gegen die Belastung tun kann.
Piding – Das Fazit klang frustrierend: „Wir können den Verkehr nicht wegbringen“, erklärte Martin Bambach vom Staatlichen Bauamt Traunstein während der Gemeinderatssitzung am Dienstagabend (30. Juli). Trotz der vielen Straßenbaumaßnahmen, die in den kommenden Jahren in Piding anstehen, wird es danach wohl nicht viel besser werden in der Gemeinde, die im Landkreis durch die A8 und die B20 überdurchschnittlich vom Verkehr belastet ist.
Deutlich wurde an dem Abend im Gespräch mit dem Staatlichen Bauamt, der Autobahn GmbH und der Polizei auch: Um den Ausweichverkehr zu verhindern, muss sich die Gemeinde selbst um geeignete Maßnahmen kümmern.
Bereits im Januar wurde in einem fraktionsübergreifenden Antrag gefordert, die Höchstgeschwindigkeit in der Bahnhofstraße auf 30 km/h zu beschränken. Während der Behandlung im April kam es in der Diskussion zu einer Verschiebung in Richtung Ausweichverkehr während der vielen Straßenbaumaßnahmen in den kommenden Jahren. In der Sitzung vom 4. Juni beauftragte schließlich der Gemeinderat einen zeitnahen Termin zu den geplanten Baumaßnahmen mit dem Staatlichen Bauamt, der Autobahn GmbH sowie nach Möglichkeit mit der Polizei und der Unteren Verkehrsbehörde. Die Untere Straßenverkehrsbehörde hatte sich entschuldigt. Sobald es konkrete Planungen gibt, wird das Landratsamt beteiligt, sodass auf den möglichen entstehenden Ausweichverkehr eingegangen werden kann.
Baumaßnahmen an der A8
Josef Seebacher von der Autobahn GmbH stellte die Maßnahmen vor, die an der A8 bereits stattfinden und geplant sind. An der Atzlbachtalbrücke wurde im vergangenen Jahr das Nachbarbauwerk saniert, gerade werden die Gerüsttürme gebaut. Demnächst wird die Brücke angehoben, um die Lager zu sanieren. Dafür wird die Autobahn für eine Nacht gesperrt sein. Sperrungen sind auf diesem Abschnitt nötig, da kein Seitenstreifen vorhanden ist. Die Bedarfsumleitung führt über Siegsdorf, Traunstein und Freilassing – ein weiter Umweg. Viele Verkehrsteilnehmer nutzen daher Schleichwege. „Das Ausweichen haben wir nicht im Griff. Grundsätzlich können wir niemandem vorschreiben, welche Straße er nutzen darf“, so Seebacher.
Ein großes Projekt an der Autobahn ist der Neubau der Saalachbrücke, der neben dem Bestandsbau entstehen wird. Für jede Fahrtrichtung wird es eine eigene Brücke geben – mit je zwei Spuren plus je einem Seitenstreifen. Ende dieses Jahres soll hier mit der Ausschreibung begonnen werden. Ende 2025 bekommt die alte Brücke, die sich in einem kritischen Zustand befindet, eine Notverstärkung, sodass für etwa sechs Wochen immer wieder einmal eine Spur gesperrt sein wird. Ab 2026 wird das neue Bauwerk errichtet. Man rechnet mit einer Bauzeit von vier Jahren. Der Verkehr könne jedoch ungehindert weiterlaufen, versicherte Seebacher.
Nicolas Hübsch, Projektleiter an der A8, fügte hinzu, dass es im Rahmen des Streckenerhaltungsprogramms immer wieder zu kleineren Ausbesserungen zwischen Neukirchen und Piding kommen wird. Ferienzeiten sowie die Wochenendspitzen würden im Baustellenkalender berücksichtigt. Des Weiteren stünden als Auflage vom Wasserwirtschaftsamt auch Arbeiten zur Fahrbahnentwässerung bei der Auffahrt in Richtung Salzburg an, die ungefähr sechs Wochen dauern werden.
Ersatzneubau Saalachbrücke an der B20 und Vollanschluss der B21 an die Autobahn
Bambach erläuterte nun die Planungen abseits der Autobahn. Sowohl die B20 als auch die B21 und die St 2103 seien hochbelastet, weshalb viele Verkehrsteilnehmer Schleichwege durch die Gemeinde nutzen würden. „Das Problem stellt sich schon viele Jahre dar und wird durch die Baumaßnahmen verschärft.“ Neben Geh- und Radwegen, die sich noch hinziehen werden, gibt es für das Staatliche Bauamt in Piding folgende dringende Aufgaben:
- Ersatzneubau der Saalachbrücke an der B20
- Vollanschluss der B21 an die A8 am Walserberg
- Neubau des Kreisverkehrs an der B20/A8
Bei der Saalachbrücke an der B20 ist der Vorentwurf noch nicht genehmigt. Daher könnte es hier noch Jahre dauern, bis der Neubau entsteht. „Wir arbeiten mit Hochdruck an Lösungen“, betonte Bambach. Auch hier soll neben der Bestandsbrücke eine neue entstehen, und zwar mit einem Beschleunigungs- und einem Verzögerungsstreifen. Mit der Deutschen Bahn habe es bezüglich der benachbarten sanierungsbedürftigen Eisenbahnbrücke kein Entgegenkommen gegeben, so Bambach. Wie es dort weitergehe, wisse er nicht. Bezüglich der Autobahnanschlussstelle habe das Staatliche Bauamt das Interesse, „dass diese möglichst bald gebaut wird.“ Ein konkretes Datum nannte er jedoch nicht.
Knotenpunkt B20/A8/St2103: Ampel – Kreisverkehr – Ampel
Die aktuell relevanteste Maßnahme ist der Neubau des Kreisverkehrs. Hier stehe laut Bambach nur noch eine Prüfung aus, ob eine Lichtzeichenanlage an der Stelle sinnvoller wäre. Diese werde noch etwa vier Wochen in Anspruch nehmen. Neben einem Verkehrsgutachten wurden auch verschiedene Simulationen mit den drei Knotenpunkten nördliche Abfahrt, Kreisverkehr und Kreuzung mit der St2103 erstellt.
Nach derzeitiger Planung soll man an der Autobahnabfahrt vom Walserberg kommend künftig wieder nach links Richtung Freilassing abbiegen können. Hierzu wird ab September eine Ampelanlage errichtet. Am Kreisverkehr wird zunächst die Insel entfernt und asphaltiert. Nach der Winterpause geht es dann an den Neubau. Der Kreisverkehr wird größer und bekommt einen Bypass an der Abfahrt in Richtung Bad Reichenhall. Zusätzlich gibt es eine Anpassung der Lichtzeichenanlage für die Rechtsabbieger, die von Urwies aus auf die B20 fahren. Die Arbeiten werden bis etwa Juni 2025 andauern. Bis 2026 müssen die Maßnahmen abgeschlossen sein, denn dann wird die Saalachbrücke an der A8 neu gebaut.
Maßnahmen werden zu keiner großen Entlastung führen
Bambach machte wenig Hoffnung, dass die Baumaßnahmen zu einer geringeren Verkehrsbelastung führen werden. Der Neubau des Kreisverkehrs sei schließlich eine Instandsetzung und keine Ausbaumaßnahme. Für eine Entlastung der Situation bräuchte Piding einen mehrspurigen Ausbau, der so nie kommen wird. Bürgermeister Hannes Holzner warnte auch davor zu denken, dass Piding nach dem Vollanschluss der B21 am Walserberg keine Verkehrsprobleme mehr haben werde. „Auch dann sind wir nicht verkehrsfrei. Unser Ziel ist es, dass wir den Ist-Zustand verbessern und wir so unsere Bürgerinnen und Bürger entlasten.“ Bei dem Wunsch nach einer erheblichen Entlastung werde man jedoch keine Ziellinie erreichen.
Der Grund für die Einladung der Vertreter von Autobahn GmbH, Staatlichem Bauamt und der Polizei war die Frage: Wie kann die Gemeinde verhindern, vom Ausweichverkehr überrollt zu werden? „Wir brauchen einen Zeitplan, damit wir bei den Kreisbehörden Anträge stellen und Hilfe bekommen können. Wir müssen unsere Verkehrsordnung bis zum Frühling geregelt haben“, erklärte Bernhard Zimmer (Grüne). Zudem erwähnte er die Autobahn-Behelfsausfahrt in Anger. „Gibt es die Möglichkeit, die Ausfahrt mal zuzumachen? Die Österreicher lassen in der Urlaubszeit ja auch keinen mehr abfahren.“ Seebacher erklärte, er würde die Abfahrt am liebsten komplett schließen, da sie offiziell gar nicht vorhanden sei, „aber sprechen Sie mal mit den Bürgern von Anger.“ Hier sei im Übrigen das Fernstraßenbauamt zuständig. Österreich habe hingegen eine andere Straßenverkehrsordnung.
Schwierigkeiten bei der Umsetzung von Maßnahmen und deren Kontrolle
Walter Pfannerstill (FWG) äußerte seine Bedenken an der neuen Ampel bei der nördlichen Autobahnabfahrt. Der Rückstau würde dazu führen, dass noch mehr Fahrer die Schleichwege durch den Ort nehmen. Für die St2103 forderte er eine Tonnagebeschränkung, damit Mautflüchtlinge dort nicht mehr fahren können und sich der Verkehr nicht mehr bis Aufham zurück staue. Bambach erklärte, dass es auch dann noch Ziel- und Quellverkehr gebe. Zudem verwies er als Beispiel auf die gescheiterte Tonnagebeschränkung am Thumsee. „Ich weiß nicht, ob man das erreichen kann.“
Dem stimmte auch Johann Lehmhofer von der Polizeiinspektion Bad Reichenhall zu. Auch mit den Kontrollen sei es nicht so einfach. Sogar bei Strecken, die nur für Anlieger frei sind, gebe es Schwierigkeiten. Wenn jemand sage, er fahre zu einem Geschäft, könne man wenig tun. Grundsätzlich gab er zu bedenken, dass die PI Bad Reichenhall nicht viele Kapazitäten für Verkehrskontrollen habe. Zimmer verwies darauf, dass es nur um eine temporäre Maßnahme gehe, „um uns vor dem Ausweichverkehr zu retten. Die Kommunale Verkehrsüberwachung könnte das überprüfen und die Polizei damit entlasten. Wir würden uns aber von der Polizei Unterstützung wünschen.“ Lehmhofer entgegnete: „Ich kann nicht allzu viel versprechen. Solche Bitten kommen von allen Gemeinden. Piding ist nicht die einzige.“
Piding muss sich selbst um geeignete Maßnahmen kümmern
Christian Kleinert (FWG) forderte Bürgermeister Holzner auf, das Thema zur Chefsache zu machen. Dieser wollte sich nicht festnageln lassen und verwies darauf, dass der Ausweichverkehr immer wieder diskutiert würde. „Die handelnden Personen sind da, die können wir fragen, was wir machen können. Ich werde mich nicht über die rechtliche Situation hinwegsetzen.“
Ob Tonnagebeschränkung, Heruntersetzen der Höchstgeschwindigkeit, Park- oder Durchfahrtsverbote – Piding muss nun abwägen, was zu tun und was möglich ist, um den Ausweichverkehr während der Baumaßnahmen zu verringern. „Sie müssen sich selbst auf die Suche machen“, erklärte Lehmhofer. Die Polizei könne nur beratend zur Seite stehen. Die Gemeinde müsse mit dem Landratsamt abstimmen, was rechtlich umsetzbar sei. Bambach empfahl der Gemeinde, sich mit einem Verkehrsplanungsbüro in Verbindung zu setzen und Vorschläge zu erarbeiten. „Wir unterstützen die Maßnahmen, die sie treffen.“ (mf)

