Details zum 8,7 Kilometer langen Abschnitt
DB stellt Ausbaupläne vor: Neue Haltestelle in Freilassing, böse Überraschung für Saaldorf-Surheim
Ihre Ausbaupläne für den neun Kilometer langen Abschnitt zwischen Freilassing und Saaldorf-Surheim stellte die Deutsche Bahn am Montag (17. Februar) vor. Das Interesse war groß: Hunderte Anwohner informierten sich in der Lokwelt über das Projekt. Im Fokus standen besonders die Lärmschutzwände. Während man in Freilassing glücklich war, gab es für Saaldorf-Surheim eine unerwartet böse Überraschung.
Freilassing/Saaldorf-Surheim - Während im Nachbarland die Österreichischen Bundesbahnen in Niederösterreich seit 2012 eine Hochleistungsstrecke parallel zum Bestand betreibt und eine weitere Hochleistungsstrecke zwischen Köstendorf/Straßwalchen und dem Salzburger Hauptbahnhof mit einem 16 Kilometer langen Tunnel nach rund 20 Jahren Planung in die Zielgerade biegt, wirkt die DB-Strecke Freilassing-Mühldorf wie aus der Zeit gefallen: eingleisig, nicht elektrifiziert.
Seit den 1980er-Jahren wird über den Ausbau der 60 Kilometer langen Strecke zwischen Freilassung und Tüßling diskutiert und geplant. Zwei Abschnitte zwischen Tüßling und der Landkreisgrenze zwischen Altötting und Traunstein sind zumindest schon einmal fertig geplant und beim Eisenbahnbundesamt eingereicht. Das Thema treibt auch die heimischen Unternehmer um, die nicht nur deswegen eine „Katastrophe“ auf den Straßen erwarten.
Zu wenig Züge, keine Lärmschutzwand
Diese Woche stellte die DB die Pläne für den Abschnitt 6 vor: Dieser ist 8,7 Kilometer lang und reicht von Freilassing bis Saaldorf-Surheim. Dabei geht es um den Neubau oder die Anpassung von insgesamt 13 Eisenbahnunterführungen sowie einer Straßenüberführung und einer Fußgängerüberführung. Dazu kommen acht neue Stützwände, um für das zweite, neue Gleis möglichst wenige zusätzliche Flächen in Anspruch zu nehmen. Für die Elektrifizierung sollen acht Kilometer Oberleitungen gespannt werden. Alle 50 bis 75 Meter wird je ein Oberleitungsmast auf beiden Seiten der Gleise aufgestellt werden.
Für viele Besucher der Veranstaltung waren vor allem die Lärmschutzwände interessant: Wo stehen sie genau? Wie hoch sind sie? Eine Überraschung erlebten dabei Besucher und der Bürgermeister aus Saaldorf-Surheim, Andreas Buchwinkler. „Wir haben erst vergangene Woche erfahren, dass bei uns jetzt keine Lärmschutzwand mehr geplant ist, weil doch nicht über 100 Züge pro Tag erwartet werden wie geplant, sondern nur mehr 80 bis 90. Und bei dieser Anzahl sind keine Lärmschutzwände vorgeschrieben“.
Buchwinkler will andere Optionen besprechen
Er will jetzt im Gemeinderat beraten, wie die 5600 Einwohner zählende Gemeinde doch noch die ursprünglich geplante Lärmschutzwand durchbringen kann. „Denn zahlreiche Häuser sind doch dicht an der dann zweigleisigen Strecke. Das heißt, die Lärmbelastung ist schon sehr hoch“. Doch Saaldorf-Surheim profitiert auch, weil es wieder eine Haltestelle bekommt. „Das ist für Pendler für unsere großen Betriebe sicherlich sehr interessant“, glaubt Buchwinkler.
Glücklicher mit dem Ausbau ist Buchwinklers Amtskollege in Freilassing, Markus Hiebl. Die Stadt bekommt endlich eine neue Haltestelle in der Sägewerkstraße im Norden der Stadt. Dort soll jetzt noch eine seit Jahren leerstehende Möbelhalle abgerissen und bald ein neuer Lidl sowie ein dm-Markt entstehen. Über das Thema hatte der Stadtrat in seiner Sitzung Mitte Oktober heftig diskutiert, unter anderem wegen der Parkplätze.
Rund 400 Ein- und Aussteiger am Tag
Die Stadt hat auf der Westseite der Gleise, zwischen Wasserburgerstraße und der Alpenstraße, ein eigenes Grundstück, auf dem sie einen Park-and-Ride-Parkplatz für rund 25 Fahrzeuge bauen will. Klingt nicht nach sehr viel, aber die Bahn sieht für die geplante Haltestelle ohnehin nur rund 400 Ein- und Aussteiger am Tag.
Seit über 40 Jahren wird die Ausbaustrecke Nr. 38, offiziell „ABS38“, geplant. Freilassings Altbürgermeister Josef Flatscher erinnert sich sogar daran, dass Grundstückseigentümer schon vor dem Zweiten Weltkrieg Flächen für den zweigleisigen Ausbau der Bahnstrecke abgeben mussten. Das ficht die zahlreichen Bahn-Mitarbeiter in der Lokwelt nicht an: Sie versprühen eine Art Aufbruchstimmung, auch wenn es nur Pläne sind, die jetzt beim zuständigen Eisenbahnbundesamt in München eingereicht werden, also noch keine Finanzierung und schon gar kein Baubeginn fixiert sind.
„Großer Meilenstein“
Insgeheim rechnet man mit einer Fertigstellung Mitte der 30er Jahre, also ab 2035. DB-Projektleiter Ronald Raczinski spricht von einem „großen Meilenstein für eine leistungsfähige Schieneninfrastruktur in der Region“ und freut sich, dass jetzt alle Planungsunterlagen für den Abschnitt 6 (Freilassing-Saaldorf Surheim) vorgestellt werden können.
Der geplante Ausbau im gesamten Ostabschnitt, also zwischen Tüßling und Freilassing, umfassen unter anderem circa 125 Kilometer Oberleitung, 60 Kilometer neue Gleise für eine Höchstgeschwindigkeit von 160 km/h, acht Haltestellen sowie über 90 Brücken und Durchlässe. Die Ausbaustrecke wird in Abschnitten geplant und sukzessive in eigene Planfeststellungsverfahren eingebracht.
Schnelle Verbindung zum Flughafen München
Mit ihren knapp 145 Kilometern verbindet die Bahnstrecke von München über Mühldorf nach Freilassing und Burghausen Menschen in der Region Südostbayern mit dem Großraum München sowie dem Flughafen. Der zweigleisige Ausbau in weiten Teilen und die durchgehende Elektrifizierung lassen eine Anhebung der Streckenhöchstgeschwindigkeit auf bis zu 160 km/h (Tüßling–Freilassing) beziehungsweise bis zu 200 km/h (München–Ampfing) zu.
Dies soll Unternehmen im Chemiedreieck einen schnellen und sicheren Transport ihrer Erzeugnisse ermöglichen. Als Teil des transeuropäischen Eisenbahnnetzes werde der internationale Fern- und Güterverkehr zudem schneller von Paris nach Budapest verkehren können, so die Bahn in ihren Hochglanzbroschüren. Nicht zuletzt soll mehr Verkehr auf der Schiene statt auf der Straße und der Einsatz von Elektro- anstelle von Dieselloks den Ausstoß klimaschädlicher Treibhausgase verringern. (hud)