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On-Demand-Verkehr soll bald starten

„Schritt nach vorne“ im BGL: Mehr Haltestellen und weniger Warterei dank neuem Rufbus-System

Ein Auto fährt an einer Kirche entlang, im Hintergrund ist ein Berg zu sehen. Eine App zeigt die Buchung einer Fahrt mit dem ÖPNV, den Preis und die Strecke.
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Die Fahrten für das Watz-Mobil können über eine App oder telefonisch gebucht werden.

Mit Rufbussen und Taxis will der Landkreis Berchtesgadener Land den ÖPNV verbessern. Das On-Demand-Konzept sieht unter anderem neue Haltestellen vor. Doch was hat es mit der Einteilung des Landkreises in drei Bereiche zu tun? Wird die bargeldlose Bezahlung zum Problem? Und was kostet überhaupt eine Fahrt? Das sind die Details.

Berchtesgadener Land - Als Ergänzung zum Linienbus- und Schienenverkehr soll nach dem Vorbild des Rufbus-Konzeptes „Rosi“, das im benachbarten Chiemgau keinesfalls problemlos läuft, ein landkreisweites On-Demand-Verkehrssystem im Berchtesgadener Land gestartet werden. Im Kreistag am Freitag (25. Juli) stellte das Landratsamt durch Stefan Löw von der Stabsstelle Landkreisentwicklung das Projekt vor.

Wie schon im Frühjahr 2024, als erste Details vorgestellt wurden, bleibt es bei der Einteilung in drei Betriebsbereiche:

  • Nord: Laufen, Saaldorf-Surheim, Freilassing, Teisendorf, Ainring
  • Mitte: Anger, Piding, Bad Reichenhall, Bayerisch Gmain, Schneizlreuth
  • Süd: Bischofswiesen, Marktschellenberg, Berchtesgaden, Schönau am Königssee, Ramsau
Die Einteilung des Landkreises erfolgt in drei Bereiche, um den Aufwand für die Fahrzeuge sowie die Fahrzeiten so gering wie möglich zu halten. Es gibt aber zwei Ausnahmen: zwischen Anger und Teisendorf sowie zwischen Schneizlreuth und Ramsau.

Die Fahrzeiten

Eine Abend- und Nachtbedienung nach dem Betriebsende des Stadtverkehrs erfolgt in Freilassing und Bad Reichenhall. Die Fahrten sind nur innerhalb der einzelnen Bereiche möglich. Die Fahrten zwischen Schneizlreuth und Ramsau sowie zwischen Anger und Teisendorf stellen die einzigen Ausnahmen dar. Das sind die genaueren Details zu den einzelnen Gebieten:

  • Im Bereich Nord soll zuerst ein Fahrzeug und ein zweites ab 2027 zum Einsatz kommen. Die Fahrzeiten: Montag bis Freitag von 5.30 bis 20 Uhr, Samstag und Sonntag von 8 bis 20 Uhr. In Freilassing kommt das System nur außerhalb der Betriebszeiten des Stadtbusses zum Einsatz.
  • Der Bereich Mitte wird von zwei Fahrzeugen, darunter ein Taxi, befahren. Die Fahrzeiten: Montag bis Freitag von 6 bis 20 Uhr, Samstag und Sonntag von 8 bis 20 Uhr. Wie in Freilassing kommt auch in Bad Reichenhall das System nur außerhalb der Betriebszeiten des Stadtbusses zum Einsatz.
  • Die meisten Fahrzeuge kommen im Bereich Süd zum Einsatz: Im Sommer sind es vier Fahrzeuge, darunter zwei Taxis, und im Winter drei Fahrzeuge, darunter ein Taxi. Die Fahrzeiten: Von Montag bis Freitag von 6 bis 20 Uhr sowie am Samstag und Sonntag von 8 bis 20 Uhr. Im Sommer geht es samstags und sonntags bereits ab 7 Uhr los.

Das Haltestellenkonzept soll räumliche Erschließungsdefizite schließen, in dem im Bereich von Siedlungsflächen in der Regel alle 300 Meter eine Haltestelle wartet. Das macht insgesamt circa 1060 Standorte, darunter über 350 neue Haltestellen. Beim Rest handelt es sich um vorhandene ÖPNV-Haltestellen sowie um Bedarfshaltestellen. Wie Löw schilderte, soll damit Zugang zu Wanderparkplätzen, touristischen Zielen, Hotels und vielem mehr gewährleistet werden. „Die räumliche Erschließung verbessert sich von 80 Prozent auf circa 93 Prozent der Siedlungsfläche“, sagte er dem Gremium.

Zu den 680 bestehenden ÖPNV-Haltestellen (rot) kommen noch 350 neue (grün-gelb) hinzu.

Was kostet eine Fahrt?

Wie Löw betonte, ist die Einführung des Verbundtarifs des Salzburger Verkehrsverbund (SVV) für 2027 vorgesehen und soll dann auch im On-Demand-Verkehr im Berchtesgadener Land eingesetzt werden. „Bis dahin kommt ein eigener Tarif als Übergangslösung.“ Dieser sieht (je nach Distanz) wie folgt aus:

DistanzFahrpreis NormalFahrpreis Kind (6 bis 14 Jahre)
bis 4 Kilometer1 €0,50 €
von 4 bis 8 Kilometer2 €1 €
von 8 bis 12 Kilometer5 €2,50 €
von 12 bis 16 Kilometer6,50 €3,70 €
über 16 Kilometer8 €4 €

Bei jeder Fahrt ist eine Servicepauschale in Höhe von 2 Euro (Kinder: 1 Euro) zu bezahlen. Fahrgäste mit dem Deutschland-Ticket, der Gästekarte oder dem Bürgerticket zahlen nur die Pauschale. Kinder im Alter von bis einschließlich fünf Jahren sowie schwerbehinderte Personen (mit Wertmarke) dürfen kostenlos mitfahren. Die Buchung der Fahrten erfolgt über eine App für den landkreisweiten ÖPNV inklusive Fahrplan-, Preis- und Echtzeitauskunft. Zusätzlich ist noch eine Telefonzentrale geplant. Die Bezahlung erfolgt über eine App oder bargeldlos im Fahrzeug - ein Aspekt, der nicht jedem Kreisratsmitglied gefiel.

So könnte die Buchung der Fahrten über die App aussehen. Eine telefonische Möglichkeit ist aber auch vorgesehen.

Bargeldlose Bezahlung im Testlauf

So merkte Manfred Hofmeister (BLR) an: „Viele ältere Personen werden zu den potenziellen Kunden gehören und manche davon werden auf Bargeld zurückgreifen wollen. Eine Ausnahmeregelung wäre wichtig, auch weil technische System immer wieder Störungen haben. Wir sollten uns krisenfest aufstellen“.

Thomas Gasser (CSU) verwies auf das laufende Pilotprojekt in der Ramsau, das im Mai gestartet wurde. Dort löste der On-Demand-Verkehr mit zwei Fahrzeugen den Wanderbus ab. „Die Befürchtungen wegen der Bezahlung haben sich nicht bestätigt. Und man sieht auch bei uns in der Gemeinde, dass sich das System auf dem Land bewährt“, berichtete der Teisendorfer Bürgermeister von den Erfahrungen seiner Kommune. Ob zwei Fahrzeugen für den Bereich Nord reichen, da kündigte er gegenüber dem Landratsamt bereits erste Zweifel an und verwies auf Gespräche mit weiteren Bürgermeistern.

Auch Bartl Wimmer (Grüne) äußerte, dass er sich vehement gegen ein klassisches Bezahlsystem mit Bargeld wehre. „Der Blick in die Praxis in der Ramsau zeigt, dass es keine Probleme gibt und auch ältere Fahrgäste das Angebot annehmen. Bargeldloses Bezahlen gehört zu einem modernen ÖPNV dazu“, meinte er. Wimmer bat darum, ein flexibles Konzept in Sachen Laufzeit zu finden und die Finanzierung im Blick zu behalten.

Der Landkreis übernimmt die Trägerschaft und beauftragt den Zweckverband Bergerlebnis Berchtesgaden mit dem Aufbau und Betrieb.

Hohe Kosten für den Landkreis

Zustimmung gab es von Roman Niederberger (SPD), der das Projekt als „Schritt nach vorne“ und „vernünftigen Kompromiss“ bezeichnete. Für ihn ermögliche das Konzept „soziale Teilhabe und die Möglichkeit, das Auto stehenzulassen“. Grundsätzliche Zustimmung gab es auch von Christoph Lung (CSU), doch er mahnte an, dass nicht alle Gemeinden gleichermaßen davon profitieren. „Ich frage mich, ob wir uns das in diesen Zeiten leisten können“, sagte er und äußerte Skepsis darüber, „ob wir so weitermachen können“.

In der Tat kommen einige Kosten auf den Landkreis zu, wie der Vorstellung von Stefan Löw zu entnehmen war. Mit Beginn des Projektstarts im ersten Quartal 2026 belaufen sich diese auf 761.592 Euro und 2027 auf 965.254 Euro. Danach steigen die Kosten auf etwa 1,1 Millionen Euro pro Jahr. Durch das Mischmodell, also Rufbus und Taxi, liegt das jährliche Einsparpotenzial bei 329.500 Euro.

Nach der Zustimmung durch den Kreistag (eine Gegenstimme) sieht der weitere Zeitplan folgendermaßen aus: Aufbau und Betrieb sollen durch den Zweckverband Bergerlebnis Berchtesgaden im Auftrag des Landkreises als Träger erfolgen. Der Verband führt den On-Demand-Verkehr in Eigenleistung. Die Vereinbarung zwischen Landkreis und Bergerlebnis sieht eine Laufzeit von fünf Jahren vor. Im ersten Quartal 2026 soll der Betrieb starten. (ms)

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