Erste Zwischenbilanz vom Bergerlebnis
Der nächste Rekordsommer? Tourismus in Berchtesgaden bleibt trotz Bettenmangels stark
Wird dieses Jahr ein nächster Rekordsommer für das Berchtesgadener Land? Die Zeichen stehen zumindest nicht schlecht, wie die Zahlen aus dem Tourismus zeigen. Im Bergerlebnisses Berchtesgaden ist man „mit der touristischen Entwicklung und den aktuellen Zahlen der Sommersaison sehr zufrieden”.
Berchtesgaden – „Wir sind leider voll”, heißt es in einer Pension in Schönau am Königssee. „Im August haben wir nichts mehr frei”, teilt eine Mitarbeiterin in einem Hotel in Berchtesgaden schon vor einigen Wochen mit. „Erst wieder Ende September”, ist aus dem Bergsteigerdorf Ramsau zu hören. Der Berchtesgadener Talkessel ist ausgebucht. Nur mit viel Glück finden Kurzentschlossene aktuell eine Unterkunft.
Das war im vergangenen Jahr bereits die Vorhersage der Touristiker, als der Verbandsvorsitzende des Bergerlebnisses Berchtesgaden, Bartl Wimmer, einen Blick in die Zukunft warf und prognostizierte: „In den starken Monaten kann man nicht mehr als ausgebucht sein.”
Knapp hinter den Vorjahreszahlen
Die Ferien sind aktuell noch nicht vorbei, die Urlaubssaison geht in Berchtesgaden bis in den Oktober hinein. Trotzdem gibt es erste Werte, die andeuten, dass es im Tourismus derzeit prächtig läuft. Die Zahlen bis einschließlich Juli sind auf Anfrage freigegeben: Mit 1,27 Millionen Übernachtungen liegt die Tourismusregion nur knapp hinter den rekordverdächtigen Zahlen des Vorjahres zum selben Zeitpunkt.
Ein Prozentpunkt weniger, aber dafür gibt es eine Erklärung, die man nicht zum ersten Mal hört: „Der Rückgang ist vorwiegend auf die reduzierte Bettenkapazität der vergangenen Jahre zurückzuführen”, teilt Teresa Hallinger, Leiterin Destinationsmanagement bei Bergerlebnis Berchtesgaden, mit. In den vergangenen fünf Jahren sind mehr als 1100 Betten in der Region infolge von Betriebsaufgaben verloren gegangen. In den vergangenen zehn Jahren schrumpfte die Bettenkapazität insgesamt um zehn Prozent auf rund 16.000.
Andrang auf die Dokumentation
Hotels, Pensionen, Ferienwohnungen: Jedes Bett, das fehlt, kann infolgedessen nicht an Gäste weitergegeben werden. Und das, obwohl die Nachfrage da wäre. Die Rekordjahre 2019 (1,97 Millionen Übernachtungen) und 2023 (1,95 Millionen) zu toppen, ist wegen schrumpfender Bettenzahlen dementsprechend nicht mehr erreichbar.
Tatsächliche Rekorde feiert man in der Dokumentation Obersalzberg, die in das Zuständigkeitsgebiet des Bergerlebnisses fällt. Seit der Wiedereröffnung bis einschließlich Juli 2024 wurden mehr als 112.000 Besucher verzeichnet. Trotz vieler Sonnentage strömen die Gäste in die kühle Ausstellung, in der der Nationalsozialismus am Wirkungsort Adolf Hitlers in seiner ganzen Bandbreite erklärt wird. Die Zahlen seien „besonders erfreulich”, heißt es bei den Touristikern, nachdem sich selbst die Ausstellungsmacher im Vorfeld nie eine Prognose über die Besucherzahlen gewagt hatten.
Therme steigert Besucherzahlen
Auch in anderer Hinsicht zeigt man sich mehr als zufrieden: Die Watzmann-Therme verbucht zum aktuellen Zeitpunkt ein Gäste-Plus von 7,1 Prozent. Nach einem schlechten Jahr 2022 (147.000 Besucher; Januar bis September) und einem gelungenen Jahr 2023 (187.000 Gäste) tut das Mehr in der Kasse gut. Zumal auf lange Sicht große Investitionen notwendig sind: Immerhin nähert sich das Familienbad seinem 30. Geburtstag im Jahr 2027.
Zuversichtlich gibt sich der Verband in Bezug auf das Kehlsteinhaus, immerhin eines der Top-Ausflugsziele im süddeutschen Raum. Dort hat man wegen des Brandschutzes zwar die Besucherkapazität insgesamt nach unten geschraubt. Das bedeutet: Es dürfen nur noch rund 2500 Gäste pro Tag in das Gebäude auf dem 1879 Meter hohen Berg. In Hochzeiten waren es 3500 bis 4000 Personen, die sich dort tummelten.
Später Saisonstart am Kehlstein
Investiert wurde in den vergangenen Jahren vor allem in die Kehlstein-Buslinie, die weitestgehend mit E-Bussen befahren wird. Gleichzeitig sind auch die Preise kräftig angehoben worden, sodass auch weniger Besucher für entsprechende Einnahmen sorgen. Eine Busfahrt hoch und runter kostet laut aktueller Preisliste 31,90 Euro.
Noch liegen die Besucherzahlen 4,6 Prozentpunkte unter dem Vorjahreswert. „Bedingt durch den späten Saisonstart am 16. Mai”, heißt es, und aufgrund eines späten Wintereinbruchs im Frühjahr, der keinen vorzeitigen Startschuss zuließ. Das Jahr zuvor ging es am Kehlstein vier Tage früher los. So etwas macht sich bemerkbar.
„Wir sind zuversichtlich, bis zum Saisonende wieder auf Vorjahresniveau zu kommen”, sagt Teresa Hallinger. 2023 nutzten immerhin 276.000 Gäste Deutschlands höchstgelegene Buslinie, um sich das Kehlsteinhaus anzuschauen. (kp)