Bitte deaktivieren Sie Ihren Ad-Blocker

Für die Finanzierung unseres journalistischen Angebots sind wir auf die Anzeigen unserer Werbepartner angewiesen.

Klicken Sie oben rechts in Ihren Browser auf den Button Ihres Ad-Blockers und deaktivieren Sie die Werbeblockierung für . Danach können Sie gratis weiterlesen.

Lesen Sie wie gewohnt mit aktiviertem Ad-Blocker auf
  • Jetzt für nur 0,99€ im ersten Monat testen
  • Unbegrenzter Zugang zu allen Berichten und Exklusiv-Artikeln
  • Lesen Sie nahezu werbefrei mit aktiviertem Ad-Blocker
  • Jederzeit kündbar

Sie haben das Produkt bereits gekauft und sehen dieses Banner trotzdem? Bitte aktualisieren Sie die Seite oder loggen sich aus und wieder ein.

Mitgliederzahlen steigen

„Mein asozialer Großvater“ im Talkessel: Berchtesgaden gegen Rechts setzt weiter Zeichen

Eine junge Frau mit violett-türkis gefärbten Haaren und einem Nasenpiercing blickt in die Kamera. Ein junger Mann mit einem Vollbart und zusammengebundenen Haaren hält ein Mikro und spricht. Durch eine Fußgängerzone läuft eine Menschengruppe. Ein Mann und eine Frau halten ein Transparent mit der Aufschrift „Gedenken an die Opfer vom 9.11.1983“ sowie mehrere Kerzen.
+
Auch in diesem Jahr soll es wieder eine Gedenkveranstaltung zur Reichspogromnacht geben.

Stillstand kommt für Berchtesgaden gegen Rechts weiterhin nicht infrage. Mit dem „Tag der Toleranz“ inklusive Familienfest, Kundgebung und Rock-gegen-Rechts-Festival sowie dem Hindenburg-Vortrag setzte der junge Verein heuer deutliche Akzente. Doch das soll es noch lange nicht gewesen sein, wie Anna Stangassinger verrät. Es soll unter anderem ein Theaterstück nach Berchtesgaden geholt werden.

Berchtesgaden - Sie starteten als lose Gruppe und schon damals gelang es ihnen, Zeichen zu setzen. Doch spätestens seit der Vereinsgründung am Jahresanfang startet das junge Team um das Vorstandsduo Michael Gruber und Anna Stangassinger voll durch. Beim Marktgemeinderat erreichten sie eine öffentliche Distanzierung von der Hindenburg-Allee, auch wenn das Landratsamt nachhelfen musste. Dann organisierten sie eine Autorenlesung mit Jakob Springfeld, der einzelne Passagen aus seinem Werk „Unter Nazis“ vorlas und mit dem Publikum über die Gefahren von Rechten für die Demokratie diskutierte. Kein Wunder, dass die stellvertretende Vorsitzende Anna Stangassinger erklärt: „Insgesamt bin ich sehr zufrieden mit dem bisherigen Verlauf des Jahres.“

Erfolgreich lief auch der „Tag der Toleranz“, der in drei Veranstaltungen eingeteilt war: das Familienfest, die Kundgebung sowie das Rock-gegen-Rechts-Festival. Zwar musste der Verein einen großen Organisationsaufwand stemmen. Aber sie waren erfolgreich, die Resonanz passte. Und dann gab es noch den gut besuchten von Vortrag von Mathias Irlinger, der den „Mythos Hindenburg zerlegt“ hat. „Damit sind wir in Bezug auf die Hindenburg-Thematik ein gutes Stück vorangekommen“, so Stangassinger.

Als junge Frau oft nicht ernst genommen

Die gute Arbeit des Vereins scheint sich auch herumzusprechen. „Die Mitgliederzahl entwickelt sich toll und wir haben inzwischen schon 60 Mitglieder“, freut sich die stellvertretende Vorsitzende. Aus den ersten Monaten hat sie persönlich viele Erkenntnisse gesammelt. Als junge Frau politisch aktiv zu sein, sei nicht immer einfach. „Es fällt schwer, ernst genommen zu werden, und man wird häufig auf das Äußere reduziert, was frustrierend sein kann. Auch die Balance zwischen einem Vollzeitjob, Haushalt, Freunden, Familie, Partnerschaft und dem Engagement im Verein erfordert viel Energie und ist manchmal sehr belastend, auch wenn ich die Arbeit gerne mache, weil mir die Sache so wichtig ist.“

Dabei hat sie gelernt, dass man Hilfe annehmen und aktiv nach Unterstützung suchen muss. „Solche Projekte kann man nicht allein planen und organisieren; man braucht viele zuverlässige helfende Hände. Wenn man genau hinschaut und nachfragt, findet man diese Unterstützung auch“, erklärt Stangassinger. Der Verein macht deshalb bei den zukünftigen Aktionen deutliche Fortschritte, wie sie ausführt.

Kritischer Auseinandersetzung mit familiärer Vergangenheit

Schließlich stehen die nächsten Veranstaltungen bereits in den Startlöchern: Zum einen will das Team ein Theaterstück mit dem Titel „Mein asozialer Großvater“ am 13. November nach Berchtesgaden holen. Darin geht es um die kritische Auseinandersetzung mit einer familiären Vergangenheit. Wie im Vorjahr ist auch am 9. November zur Reichspogromnacht wieder eine Gedenkveranstaltung geplant, wenn auch etwas kleiner als 2023. Wie Stangassinger verrät, steht auch eine Konferenz zur Hindenburg-Allee auf dem Programm. Und im Mai 2025 soll es wieder einen „Tag der Vielfalt“ geben, mit Live-Musik, Workshops und Vorträgen sowie Infoständen von Organisationen und Vereinen.

Ihr persönliches Ziel für die Zukunft: Menschen aufklären. „Der Rechtsruck wird immer stärker, was mir große Sorgen bereitet und auch Angst macht. Als Frau bin ich dankbar für die Rechte, die ich heute habe, und es beunruhigt mich, dass durch rechtes Gedankengut diese Rechte wieder gefährdet werden könnten.“ Sie betont, dass jeder Mensch die Freiheit haben sollte, sich für ein traditionelles Familienbild zu entscheiden. „Das ist vollkommen in Ordnung, wenn es die eigene Wahl ist. Aber es darf nicht so weit kommen, dass diese Wahl zur Pflicht wird und keine anderen Lebensmodelle mehr akzeptiert werden.“ (ms)

Kommentare