Olympiastützpunkt Berchtesgaden
Zu wenig Platz, unmodern und sogar schadstoffbelastet: Studie zeigt Sanierungsbedarf der Rodlerhalle
Der Kreistag BGL hat sich in einem Grundsatzbeschluss für die geplante Sanierung der Rodlerhalle des Olympiastützpunktes (OSP) in Berchtesgaden ausgesprochen. Bis eine endgültige Entscheidung getroffen und die Halle auf Vordermann gebracht wird, müssen noch viele Fragen geklärt werden. Es scheint klar: Ohne bauliche und räumliche Veränderungen wird es nicht gehen. Ein Überblick über den Zustand des Gebäudes, den weiteren Zeitraum und warum dem Snowboard-Verband Deutschland eine besondere Rolle zukommt.
Bad Reichenhall/Berchtesgaden - Das Gebäude in der Straße „An der Schießstätte“, schräg gegenüber der Watzmann-Therme, ist laut Wolfgang Schulze vom Berchtesgadener Architekturbüro „Schulze.Dinter Architekten“ und Klaus Willberger, Fachbereichsleiter Zentrales Gebäudemanagement, reif für eine Generalüberholung . „Die Halle ist noch sicher, das sollte niemand falsch verstehen. Aber nach 50 Jahren entspricht einiges nicht mehr den heutigen Standards, auch wenn wir überrascht waren, in was für einem guten Zustand sie sich noch befindet“, erklärte Schulze dem Kreistag.
Um den Sanierungsumfang der Turnhalle - Nutzer sind der Bob- und Schlittenverband Deutschland (BSD), Deutsche Skiverband (DSV) und Snowboard-Verband (SVD) sowie das Gymnasium Berchtesgaden - einschätzen zu können, wurde eine Machbarkeitsstudie in Auftrag gegeben.
Leitungssystem der Sanitäranlagen muss komplett erneuert werden
Diese verdeutlichte unter anderem: Das 1995 nachträglich aufgesetzte Dach reicht aktuell nicht für eine weitere Belegung mit einer PV-Anlage aus. Die Sanitärleitungen müssen komplett ausgetauscht werden, wie Schulze berichtete. „Die sind komplett veraltet und weisen teilweise ein Gegengefälle auf.“
Als „sehr schlecht“ bezeichnete er den energetischen Zustand. Eine thermische Analyse ergab, dass nach einer energetischen Generalsanierung das Einsparpotenzial beim Energieverbrauch bei knapp 60 Prozent liegen könnte. Elektrotechnik, Barrierefreiheit, Brandschutz und Fluchtwege sind weitere Bereiche, die optimiert und auf den aktuellsten Stand gebracht werden sollen.
Was passiert mit den Bodenplatten?
Für Fragezeichen sorgen noch die Bodenplatten, wie Schulze erklärte. „In diese Hülsen werden die Geräte gesteckt und verankert. Diese gehen zum Teil bis zu mehr als einen Meter tief in den Boden. Es gibt bis zu 50 Stück davon, der künftige Bedarf liegt wohl bei 20“, schilderte der Architekt. „Vermutlich befindet sich darin Wasser, zum Beispiel durch Kondensation. Wir gehen davon aus, dass das Problem vorhanden ist, aber ohne die Böden zu zerstören, können wir die Platten nicht untersuchen.“ Ein Faktor, der die Projektkosten durchaus in die Höhe treiben könnte (siehe Infobox unten).
Die Untersuchung ergab für die Halle und die Umkleiden, dass dort der Schallschutz deutlich über den Empfehlungswerten liegt und dass die dort verbauten Abdichtungsschichten auf den Bodenplatten schadstoffbelastet sind. Im Außenmauerwerk wurde außerdem eine gesundheitsgefährdende Dämmung verbaut, die der Studie zufolge im eingebauten Zustand aber unbedenklich sein soll.
Platzbedarf erfordert neue Raumverteilung
„In Gesprächen mit den Nutzern stellte sich heraus, dass es an diversen Räumen fehlt, zum Beispiel für Geräte“, schilderte Willberger. Um den ermittelnden Flächenbedarf zu erfüllen, bedarf es einiger Veränderungen. „Der Kraftraum wird zum Geräteraum umfunktioniert. Im Bereich Garagen (Bob und Hausmeister) entsteht dann der neue Kraftraum. Dadurch wird jedoch ein erforderlicher Anbau für eine Hausmeistergarage mit einer Fläche von circa 43 Quadratmeter nötig“, schilderte Schulze.
Die Flächen für die Bobgarage will der BSD an der Kunsteisbahn, an der aktuell die Aufräumarbeiten zum Wiederaufbau stattfinden, kompensieren. Dafür wäre also kein weiterer Anbau notwendig. Eine Umfunktionierung könnte auch die Zuschauergalerie erleben, denn: Der BSD benötigt eine Ein-Personensprintlaufbahn über die gesamte Hallenlänge, mit Abtrennung zum Hallenbereich. „Die Größe der Galerie wäre hierfür passend“, so der externe Berater und Architekt.
Was will der Snowboard-Verband?
Ein größerer Anbau könnte in Richtung Parkplätze entstehen: Der Snowboard-Verband verliert seine Werkstatt- und Lagerflächen an der Bundeswehrkaserne in Strub - aufgrund einer Nutzungsänderung des Deutschen Skiverbandes. Die Turnhalle wird zwar vom SVD zum Training genutzt, doch eigene Flächen stehen dem Verband nicht zur Verfügung. „Doch ob dem Wunsch des SVD nachgekommen werden soll, wird mit den Landkreisgremien und dem Fördergeber des SVD noch abzustimmen und zu entscheiden sein“, meint Willberger.
Die verschiedenen Sanierungsvarianten
1.1a Generalsanierung Bestandsgebäude: 9.019.000 Euro; PV-Anlage: 79.000 Euro; Anbau Hausmeistergarage: 79.000 Euro. Projektkosten gesamt: 9.177.000 Euro.
1.1b Generalsanierung Bestandsgebäude 9.019.000 Euro; PV-Anlage: 79.000 Euro; Anbau Hausmeistergarage: 79.000 Euro; Kosten Abbruch und Erneuerung Bodenplatten: 751.000 Euro. Projektkosten gesamt: 9.928.000 Euro.
1.2 Generalsanierung Bestandsgebäude 9.019.000 Euro; PV-Anlage: 79.000 Euro; Anbau Hausmeistergarage: 79.000 Euro; Kosten Abbruch und Erneuerung Bodenplatten: 751.000 Euro; Anbauten SVD: 2.205.000 Euro; Einspareffekt bei gleichzeitiger Ausführung mit Sanierung Turnhalle: -150.000 Euro. Projektkosten gesamt: 11.983.000 Euro.
Für den Neubau der Sporthalle geht das Landratsamt von Projektkosten in Höhe von circa 13.986.000 Euro aus.
Kreisrätin Brigitte Rudholzer (FWG) wollte in der anschließenden Diskussion wissen, ob der SVD die Kosten für den Anbau übernehmen werde. „Das müssen wir aushandeln. Unser Ziel ist eine hundertprozentige Förderquote“, so Willberger. Der Anbau für die Snowboarder sei unabhängig von der Generalsanierung der Halle, das könne frei entschieden werden. „Der SVD ist sich auch noch nicht ganz sicher, wohin der Weg führen wird.“
„Sportstätten müssen auf dem neuersten Stand sein“
Dass der Wunsch vom SVD zu einem späteren Zeitpunkt behandelt und diskutiert werden könne, verdeutlichte auch Hans Metzenleitner (SPD). „Es geht um den Grundsatzbeschluss, den wir als Kreisrat zu treffen haben. Wir haben uns für unsere Sportstätten im Landkreis ausgesprochen und diese müssen auf dem neuesten Stand sein“, schilderte der Kommunalpolitiker, der außerdem darauf aufmerksam machte, dass die Halle auch für den Schulsport genutzt werde.
Einstimmig entschied sich das Gremium schließlich dazu, dem Vorschlag der Verwaltung zur Sanierungsvariante 1.1b zu folgen. Es handelt sich jedoch um einen Grundsatzbeschluss und noch keine endgültige Entscheidung. Die bauliche Umsetzung der Maßnahme ist für den Zeitraum Herbst 2027 bis Ende 2028 vorgesehen.