Brachliegende Fläche in der Fußgängerzone
„Schandfleck“ in Bad Reichenhall: Bauprojekt beim ehemaligen Deutschen Haus nimmt nächste Hürde
Die Mühlen der Bürokratie mahlen langsam, aber sie mahlen: Bereits vor über vier Jahren hat der Stadtrat Bad Reichenhall die Aufstellung des vorhabenbezogenen Bebauungsplans „Poststraße 32/34“ (ehemaliges Deutsches Haus) beschlossen. Damit soll eine brachliegende Lücke mitten in der Fußgängerzone geschlossen werden, so das Ziel. Jetzt kommt wieder Bewegung in das Projekt.
Bad Reichenhall - In der Sitzung vom 18. Februar 2020 beschloss der Stadtrat, mit dem Bebauungsplan die geordnete städtebauliche Entwicklung und Wiedernutzbarmachung der brachgefallenen Grundstücksflächen in zentraler Innenstadtlage in Bad Reichenhall zu ermöglichen. Für die Fläche Poststraße 32/34 habe sich laut Lung der Begriff „Schandfleck“ eingebürgert. Umso wichtiger war für ihn das Signal, dass der Stadtrat am Dienstagabend in seiner Sitzung aussendete: „Wir zeigen, dass wir hier eine bauliche Entwicklung wollen.“
Das bestätigten auch die Mitglieder des Gremiums, die den Entwurf zum vorhabenbezogenen Bebauungsplan „Poststraße 32/34“ in der Fassung vom 13. Mai 2024, die dem Bebauungsplan zugrundeliegende Begründung in der Fassung vom 13. Mai 2024 sowie der Entwurf zum Vorhaben- und Erschließungsplan in der Fassung vom 30. April 2024 billigten. Außerdem wird die Verwaltung nun beauftragt, die öffentliche Beteiligung durchzuführen.
Aktuell keine Verbindung zur Ludwigstraße geplant
Als „die unendliche Geschichte“ bezeichnete Michael Nürbauer (SPD/Grüne) den Bebauungsplan und bedauerte, dass nach derzeitigem Stand keine Verbindung von der Poststraße zur Ludwigstraße geplant ist. „Positiv dagegen, dass keine Befahrung der Fußgängerzone vorgesehen ist. Dagegen hätten wir uns deutlich gewehrt“, erklärte er und betonte, dass es zur Durchführung der Bebauung eine gute Vorbereitung benötige, denn eine solche Baustelle mitten in der Fußgängerzone sei mit einigen Herausforderungen verbunden.
Herbert Lackner (Liste Lackner) äußerte ebenso seine Zustimmung und meinte: „Wir müssen froh sein, dass der Investor bei den wirtschaftlichen Rahmenbedingungen nicht abgesprungen ist.“ Während sich Manfred Hofmeister (Bürgerliste Reichenhall) erleichtert darüber zeigte, „dass nach Jahren des Stillstands endlich Fortschritt zu erkennen ist“, bedauerte Werner Mägerle (Liste Lackner) ebenfalls, dass keine Passage zur Ludwigstraße angedacht ist - zumindest noch nicht. „Ich gebe die Hoffnung nicht auf, denn das wäre ein deutlicher Vorteil für die Geschäftswelt.“
Bauliche Entwicklung als Ziel
Christoph Lung sagte hierzu, dass alle Seiten Kompromisse eingehen müssen. Daher sei der Bebauungsplan auch vergleichbar mit einer „Operationen am offenen Herzen“. Der OB betonte: „Insgesamt haben wir ein gutes Ergebnis. Uns alle eint das Ziel einer baulichen Entwicklung.“ Schon bei der Bürgerversammlung im November hatte Jung Neuigkeiten zu zahlreichen „Schandflecken“ im Stadtgebiet bekannt gegeben, darunter Alpenhotel Fuchs, Hofwirt und Axelmannstein.
Doch wie geht es nun weiter? Die Unterlagen vom Bauträger (db Wohnbau GmbH mit Sitz in Bad Reichenhall) und dem Freilassinger Architekten-Büro Judl erstellten Vorhaben- und Erschließungsplan werden voraussichtlich im Zeitraum Mittwoch, 22. Mai, bis einschließlich Montag, 1. Juli, öffentlich ausgelegt. Der verbindliche Auslegungszeitraum ist dem Amtsblatt des Landkreises BGL und der Homepage der Stadt zu entnehmen, heißt es aus der Vorlage. Vom Bauträger sind auf Anfrage noch keine Details, etwa zur Anzahl der Wohnungen, zu erhalten. Weitere Informationen soll es erst geben, wenn der Bebauungsplan rechtskräftig wird.
Viele Herausforderungen
Zu den weiteren Zielen des Bebauungsplans teilt die Stadtverwaltung in ihrer Vorlage zum Sachverhalt mit, dass neben der Berücksichtigung der städtebaulichen Belange und des Denkmalschutzes auch die Anforderungen an gesunde Wohn- und Arbeitsverhältnisse (Besonnung, Verschattung und Belichtung der Gebäude) von hoher Bedeutung sind. Das gilt auch für den Brandschutz - nicht nur innerhalb des Areals, sondern auch für die angrenzenden Grundstücke.
„Denn die Planung greift die historischen Raumkanten zur Jahngasse und insbesondere zur ensemblerelevanten Poststraße auf, um die historische Situation zu erhalten. Daher orientieren sich die Neubauten in Geschossigkeit und Höhe an der Umgebungsbebauung sowie der ehemaligen historischen Bebauung (Deutsches Haus)“, heißt es in der Vorlage. Als städtebauliche Akzente seien neben den vier- und fünfgeschossigen Gebäuden ein Hochpunkt mit jeweils sechs Geschossen im rückwärtigen Bereich des Plangebiets vorgesehen.
Denkmalrechtliche Belange
Zum Erhalt und zur Weiterentwicklung des Ensembles Poststraße würden verschiedene Maßnahmen zur Fassaden- und Dachgestaltung sowie zur Kubatur angrenzend an die Poststraße getroffen. Die Neubauten sollen sich also im Aussehen an die umgebenden Häuser anpassen. Denkmalrechtliche Belange hinsichtlich Ensembleschutzes, Rücksicht auf nachbarliche Einzeldenkmäler und Bodendenkmal würden im Verfahren entsprechend gewürdigt.
In der Vorlage heißt es außerdem zum Sachverhalt: „Die gemäß der Stellplatzsatzung der Stadt Bad Reichenhall nachzuweisenden notwendigen Pkw-Stellplätze sollen außerhalb des Fußgängerbereichs zur Verfügung gestellt werden, insbesondere um eine Zunahme des ohnehin erforderlichen motorisierten Verkehrs in der Fußgängerzone zu vermeiden und somit deren Attraktivität zu sichern.“
