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Stadtwerke Bad Reichenhall

„Muss auch Kompromisse eingehen“: Wasserkraftwerk an der Saalach noch immer umstritten

Regenwolken über dem Fluss Saalach, an dessen Ufer nur noch wenige Bäume Laub tragen. Zwei Männer blicken auf einen Plan an einer Wand.
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Gegner und Befürworter informierten sich über die aktuellen Pläne zum Wasserkraftwerk an der Nonner Rampe und wie zum Beispiel die Fische flussabwärts sicher schwimmen sollen.

Widerstand aus der Bevölkerung gehört zum geplanten Wasserkraftwerk an der Nonner Rampe dazu, seitdem 2015 erstmals öffentlich darüber debattiert wurde. Um in den offenen Dialog zu gehen, veranstalteten deshalb die Stadtwerke Bad Reichenhall und der Bayerischen Landeskraftwerke einen Infoabend. Anwohner, Bürger, Stadträte und Naturschützer nutzten die Gelegenheit, um sich mit den Experten auszutauschen oder sich die Planungen genauer anzuschauen. Wie der Abend zeigte: Diskussionen und Vorbehalte gibt es noch immer, aber auch einige Befürworter.

Bad Reichenhall - Die gut besuchte Veranstaltung im Reichenhall-Museum diente gut dazu, ein kleines Stimmungsbild zum umstrittenen Bauprojekt an der Saalach zu erhalten. Die Funktion des Kraftwerks und die Technik dahinter, der Umgang mit Hoch- oder Niedrigwasser, der Natur- und Umweltschutz, die Grundwasserüberwachung und die Frage, was mit dem alten Steg passiert und wo der neue hinkommt: Das Interesse war groß. Schon vor genau einem Jahr wurden dem Stadtrat einige Details präsentiert.

Auch damals zeichnete sich der Widerstand in manchen Teilen der Bevölkerung ab, der das Projekt von Anfang an begleitete, wie eine Übersicht zeigt:

Widerstand schon mit der ersten Vorstellung

Schon im Sommer 2015 prallten bei einer Bürgerversammlung die Unterstützer und Gegner aufeinander. Daran änderte auch der mehrheitliche Grundsatzbeschluss des Stadtrates nichts, die Diskussionen ebbten nicht ab. Letztmals gab es hierzu Neuigkeiten, als die Stadtwerke ihre angepassten Pläne dem Stadtrat im November 2022 vorstellten und Vorstand Peter Fösel die Hoffnung hatte, „frühestens Ende 2024, eher Anfang 2025“ mit dem Bau zu beginnen. In der Zwischenzeit hatte der Bund Naturschutz zusammen mit dem Landesfischereiverband Bayern und dem Landesbund für Vogelschutz erfolgreich gegen ein Wasserkraftwerk am Saalacher Luitpoldwehr geklagt. 

So ungefähr sehen die Planungen für das Wasserkraftwerk aus.

„Wird alles kaputt gemacht“

Auch am Donnerstagabend fanden sich Gegner des Projektes, die den Austausch mit den Fachleuten, darunter Ingenieure und Umweltplaner, suchten und ihre Sicht der Dinge darlegten. Ein Naturschützer schilderte, dass er an der Saalach Eisvögel und Wasseramseln beobachte. Sogar zwei Gänsesäger-Paare mit zehn Jungtiere seien ihm aufgefallen. „Ich habe überhaupt kein Verständnis für den Bau eines Wasserkraftwerks“, gab er im Gespräch zu verstehen. Wenig überraschend erklärte der Mann, dass er sich auch gegen den Neubau der Zentralklinik gegenüber der Therme ausspricht. „Das ist das Naherholungsgebiet schlechthin in Bad Reichenhall. Und das wird alles kaputt gemacht“, meinte er. Seine Hoffnung: dass das Projekt an der Finanzierung scheitert.

Ein weiterer Besucher interessierte sich vor allem dafür, ob die Kosten in Relation zu den Erträgen stehen und welche Einnahmen die Landeskraftwerke mit ihren insgesamt 19 Kraftwerken generieren. Er gab zu bedenken, dass die Saalach in besonders heißen Sommern sehr wenig Wasser führe. „Dieses Projekt wird die Bevölkerung noch lange beschäftigen“, betonte er. Doch es waren nicht nur Gegner des Projektes anwesend und stellten Fragen.

Am Fuß des aktuellen Stegs auf Nonner-Seite soll ein Seitengewässer entstehen.

„Fischschutztür“ leitet Tiere von Turbinen weg

Eine Frau schaute sich die Pläne zum Seitengewässer an und bekam dazu die Erklärung, dass damit die Fische eine wichtige Möglichkeit zum Laichen erhalten. Wie Tilmann Zinsser vom Wasserwirtschaftsamt Traunstein erläuterte, werden deren Pläne unabhängig von dem Bau des Wasserkraftwerks und etwaiger Verzögerungen weiterverfolgt. „Schließlich soll die Saalach in einen guten ökologischen Zustand gebracht werden“, erklärte der Abteilungsleiter Bau und Planung, der für die Sanierung des Flusses zuständig ist. Eine wichtige Rolle nehmen dabei die Fische ein. Denn in dem Seitengewässer soll eine Inselstruktur mit Totholz im Wasser entstehen. „Kanalflüsse wie die Saalach sind bei Hochwasser immer problematisch, weil die Fische keine Möglichkeit zum Ausweichen haben. Ihnen fehlt dann ein ruhiger Rückzugsraum“, so Zinsser. Bereits Anfang des Jahres weihte die Behörde eine neue Insel in der Saalach ein.

Apropos Fische: Großes Interesse erfuhr auch ein Infostand der Firma HyFish, die in Kooperation mit der Universität Innsbruck eine „Fischschutztür“ entwickelt hat. „Wenn die Fische flussabwärts schwimmen, sind sie nicht davor geschützt, in Turbinen zu geraten. Daran wollten wir etwas ändern“, schilderte Barbara Brinkmeier von der Geschäftsführung. Durch eine Kombination aus einer mechanischen Barriere (Rechen) und einem elektrischen Feld als Verhaltensbarriere werden die Tiere von den Turbinen in einen sicheren Bypass geleitet. „2020 haben wir mit der ersten Anlage begonnen. Wir haben bereits biologische Monitorings durchgeführt und die Fische beobachtet. Wir erzielen gute Ergebnisse damit“, sagte Brinkmeier.

Eine kleine Darstellung der „Fischschutztür“.

2400 Haushalte mit Strom versorgt

Ein Besucher „outete“ sich als Befürworter des Wasserkraftwerks. Er wohne in der Nähe der Nonner Rampe und halte das Projekt für eine gute Lösung. „Dass es deswegen Hochwasser gibt, davor habe ich keine Angst“, meinte er und forderte auch in Richtung der Kritiker: „Man muss auch Kompromisse eingehen.“ In dieselbe Kerbe schlug natürlich auch Stadtwerke-Chef Peter Fösel, der deutlich machte, ein bereits vorhandenes Bauwerk energetisch nutzen zu wollen. „Es ist sicher für die Fische und wir können 2400 Haushalte versorgen. Uns war es heute Abend wichtig, in den Dialog zu kommen und uns natürlich auch den kritischen Fragen zu stellen und Aufklärung zu betreiben“, betonte Fösel.

Überhaupt werde das Kraftwerk nur gebaut, wenn die Genehmigungsbehörde (Landratsamt) den eingereichten Plänen und Unterlagen zustimme. „Wir bauen auch für nachfolgende Generationen. Die Wasserkraftwerke halten extrem lange im Vergleich zu Windkrafträdern, bei denen nach 15 Jahren schon Turbinen ausgewechselt werden müssen.“ Doch dem Stadtwerke-Vorstand war es auch wichtig, andere Energiearten nicht schlecht zu reden. „Wind, Wasser, PV, Biogas: Wir brauchen einen gesunden Mix und jeden Baustein.“

Wann es mit den Bauarbeiten losgehen könnte, dazu wollte Fösel entgegen früherer Aussagen keine Prognose mehr treffen. Die Gesamtkosten seien noch nicht abschließend bezifferbar, weil vieles noch offen sei. Allein das Kraftwerk soll zehn Millionen Euro kosten. Auch wenn sich die Planungen schon mehr als zehn Jahre hinziehen: Für ihn ist klar, dass die Wasserkraft in Bad Reichenhall eine wichtige Stütze sein wird. „Wir haben viele Anregungen aufgegriffen und in unsere Planungen ergänzt. Jede Kilowattstunde grüner Strom zählt und wer den Klimawandel aufhalten will, darf diesen nicht gesondert betrachten, sondern muss auch vor Ort mitanpacken.“ (ms)

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