24/7-Angebot auf 15 Quadratmetern
Übernehmen Tante Emma-Automaten die Macht? Auf Freilassing folgt Saaldorf-Surheim
Albert Stadler schloss seinen Verkaufsstand bei Edeka in Surheim und setzt jetzt auf kürzere Öffnungszeiten seiner Bäckerei und auf Automaten. BGLand24 war beim „Tante Emma“-Automaten-Laden in Saaldorf und wollte wissen, ob das Konzept aufgeht.
Saaldorf-Surheim - Vor eineinhalb Jahren eröffnete Alexander Peer seine ersten beiden Tante Emma-Automaten-Läden in Freilassing, damals schon mit an Bord: die Bäckerei Stadler. Jetzt folgt der dritte Streich: Bäckermeister Albert Stadler hat ein ehemaliges Lager direkt neben seinem Geschäft in Surheim geräumt und Tante Emma zur Verfügung gestellt.
Albert Stadler hat seine Betriebsstätte seit 2000 im Gewerbegebiet von Surheim und verkaufte seine Backwaren unter anderem bei Edeka in Surheim. Im Oktober 2023 ging er dort aber raus, er hatte schlichtweg keine Verkäuferinnen für die doch langen Öffnungszeiten eines Lebensmittelmarktes. Er öffnete wieder sein Geschäft an der Bäckerei, hier sind die Öffnungszeiten mit 5.30 Uhr bis 13.30 Uhr moderater und mit einer Verkäuferin zu schaffen.
Am Sonntag hat er von 7 bis 10 Uhr offen, lohnt sich das? „Also an Feiertagen sperre ich nicht mehr auf, aber Sonntage gehen schon noch. Da kaufen meistens Männer ein und die nehmen in der Regel mehr“, verrät Stadler schmunzelnd. Am Muttertag sei das ganz extrem.
Lohnt sich Tante Emma für Bäcker?
Seit Februar 2024 beliefert er die beiden ersten Tante-Emma-Läden in Freilassing, im Sonnenfeld und in der Zwieselstraße. Rechnet sich das? Für den Bäcker alleine nicht so wirklich. „Also es ist schon viel Aufwand. Ich bestücke die Automaten ja täglich mit Frischwaren, also belegten Semmeln, Milch, Butter, Käse, Eier, all das hat eine Mindesthaltbarkeit und muss ständig kontrolliert werden“, so Stadler, anders als bei den anderen, großteils haltbaren Automatenwaren.
„Fleisch geht am Sonntag besonders gut“
Dasselbe „Problem“ hat auch die Metzgerei Drexler aus Bad Reichenhall, auch die Waren im Fleisch- und Wurstautomat müssen ständig kontrolliert werden, wie es in Lebensmittelmärkten eben auch geschieht. „Aber beim Fleisch wissen wir mittlerweile, wann der Bedarf besonders hoch ist und bestücken dann entsprechend“, so der Tante Emma-Betreiber Alexander Peer. „Wir beobachten den Wetterbericht genau, und wenn ein sonniges Wochenende vor der Tür steht, also wenn gegrillt wird, dann könnten wir einen halben Lkw voll Fleisch verkaufen. Unter der Woche haben wir dafür nur eine Minimalbestückung bei Fleisch und Wurst“.
Die Fleisch-Kundschaft kommt am Wochenende mittlerweile sogar aus dem nahen Salzburger Stadtteil Liefering, wo vor einigen Wochen ein öffentlicher Grillplatz - mit Vorab-Online-Anmeldung – eröffnet wurde. „Wenn da das Fleisch ausgeht, wissen die Grillfreunde dort, dass sie bei uns im Sonnenfeld nachkaufen können“.
Zurück zum neuen Standort in Surheim: Der rund 15 Quadratmeter große Laden ist ein bisschen kleiner als die beiden in Freilassing. „Eigentlich wollte ich zuerst das Geschäft vergrößern, dann habe ich Alexander Peer die Fläche für die Automaten angeboten“, erzählt Stadler.
Peer freut es, hat er doch nach eigenem Aussagen immer wieder Anfragen, besonders eben aus Saaldorf-Surheim, aber auch aus Mitterfelden. „Dort hatten wir in der Nähe der Polizeischule auch schon einen Raum entdeckt, ein Mietvertrag kam dann aber nicht zustande“. Auch aus dem Raum Fridolfing und Tittmoning kommen immer wieder Anfragen, selbst von einem Bürgermeister, der eben keinen Nahversorger mehr in seiner Gemeinde hat.
Ersetzen Automaten Verkäuferin?
Dass die Automaten in Zukunft womöglich den Ladenverkauf ersetzen und er seine Backwaren nur mehr in Automaten steckt, kann sich Stadler übrigens nicht vorstellen. „Der Einkauf im Laden, mit einer Verkäuferin, ist immer noch persönlicher und wird von unseren Kunden auch gewünscht.“ Die Automaten könnten nur eine Ergänzung sein für die Zeit, in denen das Geschäft nicht geöffnet ist.
Tabak und Bier der Renner
Neben den Frischeautomaten, was Tante Emma von den meisten anderen E-Kiosken unterscheidet, sind vor allem die Tabak- und Getränkeautomaten im Dauerbetrieb, vor allem natürlich, wenn andere Geschäfte schon geschlossen haben. „Bei den Getränken wollen wir auch regional bleiben, also das Bier kommt zum Beispiel von Schönramer, das Mineralwasser von Adelholzener.“ (hud)
