Kommandowechsel bei der FFW Bad Reichenhall
Andreas Gabriel geht als Kommandant nach 24 Jahren „in Rente“ – und übernimmt neues Amt
Eine Ära geht am 1. Juni zu Ende, wenn Bad Reichenhalls Feuerwehr-Kommandant Andreas Gabriel nach 24 Jahren von Ralf Wichter abgelöst wird. Gabriel blickt auf viele Einsätze zurück. Manche davon waren sehr schlimm, andere wieder zum Lachen. Doch zur Ruhe kommt er trotzdem nicht: Auf ihn wartet nämlich schon ein Amt auf Kreisebene.
Bad Reichenhall – Im Gespräch mit BGLand24.de nennt der Stadtbrandinspektor als Grund, warum er sich nicht mehr zur Wahl gestellt hat: „Altersbedingt. Ich bin jetzt über 60 und die Wahlperiode geht über sechs Jahre. Vier mal sechs Jahre reichen auch.“ Ein weiterer Grund: Der administrative Aufwand, der über die Jahre hinweg massiv gestiegen ist. „Das Papier wird immer mehr und der Spaß an den Einsätzen und Übungen leidet darunter. Alles ist viel aufwändiger.“
Doch ganz fertig mit der Feuerwehr ist Gabriel natürlich noch nicht. Er bleibt aktives Mitglied. Außerdem hat der Kreisbrandrat Josef Kaltner ein neues Amt geschaffen, den „Kreisbrandinspektor Mitte“. Gabriel wird dieses Amt ab dem 1. Juni bekleiden. Seine Bestellung durch den Landrat findet am 23. Mai statt.
Bisher gab es nur je einen Kreisbrandinspektor für den nördlichen und südlichen Landkreis. Der dritte Inspektionsbereich „Mitte“ wird notwendig, da diese an die drei Polizeiinspektionen im Landkreis angepasst werden sollen. „Außerdem deckt sich das nun mit den Abschnittsführungsstellen des Katastrophenschutzes. Das sind im Landkreis immer jeweils fünf Gemeinden, die zusammengefasst werden“, erklärt Kaltner auf Anfrage. Der Informationsfluss läuft so in Katastrophenfällen von der Gemeinde über die Abschnittsführungsstellen zum Landkreis. Andreas Gabriel freut sich auf die neue Aufgabe. „Da habe ich noch etwas, damit ich nichts ins schwarze Kommandantenloch falle“, lacht er.
Der schlimmste Einsatz: Der Einsturz der Eishalle
In den vergangenen 24 Jahren hat der Kommandant natürlich sehr viele Einsätze erlebt. Der Schlimmste war für ihn der Einsturz der Eishalle im Jahr 2006, bei dem 15 Menschen ums Leben kamen und 34 verletzt wurden. Gabriel war fast den ganzen Zeitraum über der Gesamteinsatzleiter. „Das war brutal. Unsere riesigen Fahrzeuge sahen vor der Halle aus wie Spielzeugautos. Der Eismeister sprach von 50 Menschen auf der Eisfläche und wir fingen erst einmal mit dem Schneeschaufeln an, weil obenauf meterhoch der Schnee lag. Da fühlst du dich hundserbärmlich.“
Wenn er eines in seiner Amtszeit gelernt habe, dann die Tatsache, dass es an Katastrophen wirklich alles gibt. „Es stürzen Eishallen mit Eislaufbetrieb ein, es explodieren Tanklastzüge in der Tankstelle, es gibt große Waldbrände am Thumsee. Das prägt einen schon.“ Doch das Learning by Doing habe auch dazu geführt, dass der Katastrophenschutz im Landkreis inzwischen sehr gut aufgestellt ist.
Wichtig sei dabei vor allem die Logistik. „Ob du Leute aus der Eishalle rettest oder der Wald brennt, die Strukturen sind zu zwei Dritteln gleich. Man braucht hochwertige Führungskräfte, die in großen Dimensionen denken können sowie Führungsassistenten, die gleich nach den örtlichen Einsatzleitern arbeiten und weiter denken als bis zum kleinen Zimmerbrand.“
Die witzigsten Einsätze: Tierrettungen
Aber auch von lustigen Tiereinsätzen weiß der scheidende Kommandant zu berichten. Einmal war ein Kätzchen im Nonner Oberland in ein Regenrohr, das unter der Straße verlief, gekrochen und wollte nicht mehr herauskommen. „Die erste Überlegung war mit dem Wasserstrahl, aber das kann man natürlich nicht machen.“ Sein Kollege Josef Kaltner sei bei solchen Einsätzen meist der kreative Kopf gewesen. Er holte vom Bauhof einen kleinen Wagen mit Kettenlaufwerk und Kamera und ließ diesen von der Bergseite ins Rohr schieben. „Das Ding hat sich vorgearbeitet. Auf dem Bildschirm hat man dann plötzlich zwei Katzenaugen gesehen. Irgendwann war der Wagen bei ihr an der Nase und hat sie rückwärts auf der Talseite herausgeschoben. Zuerst kam der Schwanz und dann Stück für Stück der Rest des Tierchens. Das war zum Totlachen“, erinnert sich Gabriel.
Und auch bei einer zweiten Tierrettung war Kaltners Kreativität gefragt. Auf einem Hausdach hatten Vögel ihr Nest am Schneefang gebaut. Die Küken waren noch nicht flugfähig, aber schon entlang der Regenrinne unterwegs. Nachbarn hatten gesehen, wie eines der Küken ins Fallrohr geriet und unter der Erde verschwand. Was tun? Der Wasserstrahl kam wieder nicht zum Einsatz und aufbaggern wäre viel zu aufwändig gewesen. Kaltner bastelte hingegen einen „Vogelaufzug“ aus einem Bierdeckel, Drähten und Schnüren. Auf den Bierdeckel kam ein beidseitiges Klebeband mit Futter und schon „fuhr“ der Aufzug im Rohr nach unten. Der Vogel stieg tatsächlich auf den Deckel und konnte so gerettet werden. „Zwei Stunden später dann der Anruf, dass noch ein Vogel abgestürzt ist. Dann mussten wir nur noch zwei Leute schicken, weil wir den Aufzug schon hatten.“
Blick in die Zukunft
Die Feuerwehr steht vor immer neuen Herausforderungen. „Extremwetterlagen sind eindeutig mehr geworden. Wir haben Stürme, Hochwasser, Schnee und Sturzfluten. Da wird man sich wappnen müssen“, sagt Gabriel mit Blick in die Zukunft und schaut dabei auch auf seinen Nachfolger Ralf Wichter, der während des Gesprächs neben ihm sitzt.
Der scheidende Kommandant freut sich über den „jungen, frischen Schwung“, der mit dem 26-Jährigen bei der Reichenhaller Feuerwehr einzieht. Im zweiten Teil zum Kommandowechsel stellen wir Euch die Pläne vor, die Ralf Wichter mit seinen Florianijüngern umsetzen möchte.
mf