„Dahoam am Land“ - Die Familienkolumne von Andreas Reichelt (Folge 5).
Warum Planschbecken auch für Väter wichtig sind
Um der Hitze zu entkommen sitze ich im Keller und blättere ein altes Fotoalbum durch. Ja, ich gehöre noch zu der Generation „Fotos einkleben“, selbst wenn ich sie jetzt halt selbst ausdrucken muss. Macht Euch ruhig über mich lustig. Doch weder die Alben noch das „Ausgelachtwerden“ bringen mich ist schwitzen, nein, es ist die fehlende Aussicht auf väterliche Abkühlung.
Ein erstes Bild zeigt mich, wie ich mit meinen Töchtern im Kindergartenalter unter einem Gartenschlauch-Regen hindurchlaufe. Immer wieder kreischen und lachen sie, ich kann es noch in meinen Gedanken hören. Ich mittendrin. Kreischend und lachend. Ein anderes Bild zeigt eine Tochter mit Schwimmwindel im Planschbecken, ich sitze daneben und habe die Füße zur Abkühlung im Wasser. Ein eiskaltes Radler in der Hand.
Wie soll das nur künftig weitergehen!? Bald sind die Kinder mobil und können mit dem Roller ins Freibad fahren. Wenn ich dann im Hopserlauf kreischend unter einem Gartenschlauch durchlaufe, verliere ich ja endgültig sämtliche Mannhaftigkeit. So gesehen eine stringente Fortsetzung des dauernden Barbie-Puppen-Spiels mit meinen Töchtern. Klar, mit diesen „Anziehpuppen“, wie man sie nennt, habe ich als Kind auch gespielt. Aber da hat He-Man Ken verprügelt und dann eben Barbie geheiratet. Männliche Stereotype wo man hinsieht.
Auch werde ich künftig nicht mehr ein rosafarbenes Planschbecken aufblasen und mich heimlich reinsetzen, wenn keiner kuckt. Denn wenn ich was Peinliches mache, kuckt immer irgendwer.
Na ja, vielleicht kaufe ich mir dann einfach zwei Sektkühler und stecke da meine Füße rein. Oder ich ziehe zur Not in den Kühlschrank um, da ist das Radler auch näher. In jedem Fall brauche ich rückengerechte Stühle im Keller, denn nach dem kleinen Ausflug in die Vergangenheit komme ich vom alten Sitzkissen nicht mehr hoch. Ich werde nicht nur unmännlich, sonder einfach auch alt.
Ein Mist ist das!
ar