Metallbauer Hudlberger ist damit erfolgreich
Vier Tage arbeiten, drei Tage frei: Handwerker und Work-Life-Balance – Wie es in der Praxis klappt
Montag bis Donnerstag wird durchgepowert – dafür ist das Wochenende extra lang. Die Firma Hudlberger aus Weidenbach hat den Schritt zur Vier-Tage-Woche gewagt. Welche Effekte das auf Mitarbeiter, Kunden und den Umsatz hat, zeigt ein Blick hinter die Kulissen.
Weidenbach – „Ich möchte sie nicht mehr missen“, sagen die Kauffrau Tiffany Krug (26) und ihre Chefin Irmi Hudlberger wie aus der Pistole geschossen. Sie sprechen von der Vier-Tage-Woche, die es bei dem familiengeführten, mittelständischen Metallbauer Hudlberger aus Weidenbach seit Februar 2023 gibt.
Vier-Tage-Woche: Das heißt von Montag bis Donnerstag arbeiten, von Freitag bis Sonntag ist frei. „Drei Tage frei, das ist einfach super“, schwärmt David Pumar (25), der seit zehn Jahren beim Hudlberger ist und im Bereich Edelstahl arbeitet. „Das ist das Beste, was wir bis jetzt gemacht haben.“
Vier-Tage-Woche: Das heißt aber nicht, dass bei Hudlberger weniger gearbeitet wird. „Wir haben die Arbeitszeit anders verteilt“, erklärt Junior-Chef Fabian Hudlberger (36). Die Wochenarbeitszeit beträgt weiter 39 Stunden; von Montag bis Donnerstag wird halt eine Stunde länger gearbeitet. „Die Tage sind ein Stück weit länger und anstrengender.“ Sie gehen jetzt von 6.30 Uhr bis 17 Uhr.
Eine Stunde am Tag länger arbeiten – kein Problem
„Die eine Stunde mehr am Tag fällt nicht auf. Aber es fällt auf, wenn Du den ganzen Tag frei hast und nicht nur einen halben“, sagen Pumar und Krug. Auch Metallbauer-Azubi Moritz Eichinger (18) ist von dem langen Wochenende begeistert: „Das ist für einen jungen Menschen wie mich das Höchste. Du kannst Dich mit Freund treffen und daheim mehr tun. Das ist schon cool. Mir taugt das richtig gut.“
Nicht nur die Mitarbeiter sind begeistert, auch die Chefs. „Das hat sich bewährt“, sagt Irmi Hudlberger, die zusammen mit ihrem Mann Anton Hudlberger den mittelständischen, familiengeführten Metallbauer aufgebaut hat. Heute haben sie 25 Mitarbeiter und sind konstant gut im Geschäft.
„Das geben wir nicht mehr her“, betont Sohn und Junior-Chef Fabian Hudlberger. Und dann zählen er und seine Mutter die Vorteile auf.
Dass Mitarbeiter spontan einen freien Tag brauchen, das gebe es fast nicht mehr. „Wenn man einen ganzen Tag frei hat, kann man sich die Termine anders legen“, erzählt Krug. „Jeder Termin wie Reifenwechseln, Friseur oder Arzt ist jetzt am Freitag“, sagt auch Pumar.
Mit der Vier-Tage-Woche haben auch alle zur gleichen Zeit Schluss Arbeitszeiten - egal ob im Büro, in der Werkstatt oder auf der Baustelle. „Früher habe ich freitag nicht gewusst, wann ich heimkomme“, erinnert sich Pumar. Wenn er auf einer Baustelle in München war, konnte es schon mal drei Uhr nachmittags werden; in der Werkstatt hatte er dagegen immer um Viertel nach Zwölf Feierabend.
Jetzt ist für alle Donnerstagabend Feierabend. „Das ist jetzt für alle gleich fair“, hat Irmi Hudlberger beobachtet. Jetzt gebe es auch kein Murren mehr. Und: „Wir haben dadurch auch die Überstunden abgebaut“, ergänzt Fabian Hudlberger. Es sind nur noch wenige im Zehner-Bereich.
Die Vier-Tage-Woche macht sich auch im Geldbeutel bemerkbar: „Wir haben ein Viertel weniger Fahrtkosten“, freut sich Fabian Hudlberger. Auch der Stromverbrauch sei merklich geringer geworden.
„Es werden trotzdem alle Projekte fertig“, betont Fabian Hudlberger. „Nach Möglichkeit ist am Donnerstag alles abgeschlossen.“ Dass Hudlberger am Freitag nicht mehr auf der Baustelle ist, „das wird oft nicht gemerkt“. Entscheidend sei für die Kunden, dass die Termine eingehalten werden. „Das ist jetzt eben bis Donnerstagabend geregelt.“
Und im Notfall ist Fabian Hudlberger auch am Freitag oder Samstag noch vor Ort. Aber: „Das ist bisher nur zweimal vorgekommen.“ Ansonsten gilt: „Wir halten das konsequent ein“, betont Irmi Hudlberger.
Auch die Chefs profitieren von der Vier-Tage-Woche
Der ruhige Freitag hat auch für die Chefs Vorteile: Sie können an diesem Tag jetzt im Büro produktiver sein, „weil nicht alle fünf Minuten jemand kommt“, erzählt Irmi Hudlberger.
Die Vier-Tage-Woche überzeugt auch neue Mitarbeiter. „Einer hat sich deswegen für uns entschieden, weil er gerade sein Haus umbaut“, erzählen Fabian und Irmi Hudlberger. „Es hat sich herumgesprochen, dass es bei uns funktioniert.“
Seine Freunde seien durchaus neidisch, meint auch Azubi Eichinger. Er könne am Donnerstag nach dem Fußballtraining schon mal eine Halbe mehr trinken und dann ausschlafen, während seine Kumpels wieder in der Arbeit sind. „Das ist schon das Höchste.“
Auch wenn jetzt alles gut läuft, der Weg zur Vier-Tage-Woche war nicht leicht, erinnert sich Fabian Hudlberger. Es habe sich schon gezogen, bis sie es schließlich in einer Mitarbeiterversammlung angesprochen und drei Monate getestet hätten. „Das hat dann alle überzeugt.“
Freitags ausschlafen? Anfangs war das ungewohnt
Metallbauer Michael Soier (33) fiel die Umstellung nicht leicht. „Für mich war es anfangs am schlimmsten, am Freitag nicht mehr in die Arbeit zu gehen.“ Seit der Lehre ist er bei Hudlberger, war es seitdem gewohnt, auch freitags in die Arbeit zu gehen. „Anfangs habe ich immer gedacht, ich hätte was vergessen.“
Das ist schon lange vorbei. Auch Soier sagt jetzt zur Vier-Tage-Woche: „Dabei bleiben.“ Darin sind sich Mitarbeiter und Chefs einig.
Und dem Unternehmenserfolg hat es nicht geschadet. Hudlberger ist so gut im Geschäft, dass es sich Fabian Hudlberger aussuchen kann, welche Aufträge und Anfragen er annimmt - und welche nicht.


