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„Sind noch nicht da, wo wir hin müssen“

Millionen-Investition in Aschau: So erweitert Nitrochemie sein Rüstungs-Segment

Bayerns Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger besuchte Nitrochemie in Aschau, das zu Rheinmetall gehört. Werksleiter Oliver Becker gab ihm Einblicke in die Produktion der Treibladungselemente.
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Bayerns Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger besuchte Nitrochemie in Aschau, das zu Rheinmetall gehört. Werksleiter Oliver Becker gab ihm Einblicke in die Produktion der Treibladungselemente.

In der Ukraine tobt der Krieg. In Aschau Werk brummt bei Nitrochemie das Geschäft. Bayerns Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger hat jetzt das Rüstungsunternehmen besucht. Hunderte Millionen Euro werden in Aschau investiert. So viele Arbeitsplätze sollen noch entstehen.

Aschau am Inn Die Nitrochemie Aschau GmbH gehört zum deutschen Rüstungskonzerns Rheinmetall. Mit derzeit rund 700 Mitarbeitern ist das Aschauer Unternehmen in Bayern der größte Standort des Konzerns. Dort wird unter anderem Treibladungspulver für die Rüstungsindustrie, aber auch chemische Zwischenprodukte, die in der Baubranche zum Einsatz kommen, hergestellt.

„Bis zur Zeitenwende 2022 war der zivile Bereich der Nitrochemie ein Wachstumstreiber, heute hat sich das komplett gewandelt und wir profitieren hier in Aschau von der enormen Nachfrage in der Rüstungsindustrie“, sagt Geschäftsführer Pascal Schreyer.

Nachfrage nach Artilleriegeschossen massiv gestiegen

Der Standort in Aschau ist europaweit einer der wichtigsten in der Treibladungspulver-Produktion“, betont der bayerische Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger bei seinem Besuch. „Aber wir sind noch nicht da, wo wir hin müssen.“ Seit der sogenannten Zeitenwende mit dem Beginn des Russland-Ukraine-Kriegs im Februar 2022 hat sich die Nachfrage nach Artilleriegeschossen massiv vergrößert.

So sehen die Treibladungselemente aus, mit denen Artilleriepatronen bis zu 40 Kilometer weit fliegen. In der Produktion ist nach wie vor Vieles Handarbeit.

Wurden bis Februar 2022 70.000 Artilleriegeschosse pro Jahr hergestellt, soll sich diese Zahl bis Ende 2026 auf mindestens 1,1 Millionen erhöhen: Das ist fast das 16-Fache.

„Allein die Ukraine zündet tausende Artilleriegranaten am Tag, das kann Rheinmetall gar nicht abdecken, und andere Länder stocken ihre Vorräte ebenfalls auf. Der Bedarf ist sehr groß“, erklärt Rheinmetall-Pressesprecher Oliver Hoffmann. „Daher erhöhen wir die Kapazitäten in erheblichem Maße.“ All diese Artilleriepatronen benötigen die Treibladungselemente der Nitrochemie; damit können die Artilleriepatronen bis zu 40 Kilometer weit schießen. Hoffmann: „In der westlichen Welt sind wir der größte Hersteller dieser Munition.“

Investitionen von 250 Millionen Euro

Bis heute hat sich die Kapazität des Werks bereits verdoppelt, zwischen 40 und 50 Millionen Euro investiert Rheinmetall derzeit in die Erweiterung des Standorts. Hinzu kommen 20 Millionen Euro Förderung von der EU im Rahmen der ASAP-Verordnung für bereits in Ausführung befindliche Maßnahmen. Doch damit nicht genug: 200 Millionen Euro sollen in der Fortsetzung bis 2028 folgen, dazu stecke man derzeit noch in der Planung. Das soll noch einmal eine Verdreifachung der Produktionskapazität bringen.

Mitarbeitergewinnung in Aschau herausfordernd

Damit einher gehen auch zahlreiche neue Arbeitsplätze am Standort Aschau. Bis Jahresende sollen rund 50 weitere Mitarbeiter eingestellt werden, mit der Erweiterung bis zum Jahr 2028 sollen weitere 400 hinzukommen.

Viele Millionen Euro sollen in den nächsten Jahren in die Erweiterung des Unternehmens Nitrochemie in Aschau am Inn fließen. Bei einem Ortsbesuch machte sich der bayerische Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger ein Bild von der Produktion und sicherte politische Unterstützung zu.

„Neue Mitarbeiter auf allen Ebenen zu gewinnen, ist unsere zentrale Herausforderung“, räumt Schreyer ein. Während das Interesse an Rheinmetall mit um die 20.000 Bewerbungen monatlich konzernweit hoch sei, gestalte es sich am Standort Aschau schwieriger.  Das liege an der geringen Arbeitslosigkeit in der Region, aber auch daran, dass Schichtarbeiter in der Regel aus der näheren Umgebung kommen und ihren Arbeitsplatz selten wechseln.

Aiwanger unterstützt Kapazitätsausbau

„Ein Drittel der deutschen Verteidigungswirtschaft sitzt in Bayern, wir haben hier 45.000 Arbeitsplätze“, hebt Aiwanger hervor. Um die Produktionskapazitäten weiter zu erhöhen, setzt der Minister nun auf Geschwindigkeit. „Bürokratie und lange Genehmigungsverfahren dürfen dem nicht im Weg stehen. Das Wirtschaftsministerium kümmert sich um die Optimierung von Abläufen.“

Für Geschäftsführer Schreyer ist das kein leeres Versprechen: „Wir fühlen uns von der Politik sehr gut unterstützt.“

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