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„Endlich mehr in Rohstoffsicherheit investieren“

Wettbewerb um kritische Ressourcen – Europäischer Konzern kauft bedeutende Mine

Europa kämpft um eine stabile Bereitstellung von kritischen Ressourcen. Ein Unternehmen aus Norwegen möchte dazu beitragen. Was ist der Hintergrund?

Stavanger – „Es war noch nie wichtiger, eine sichere europäische Wertschöpfungskette zu haben.“ Mit deutlichen Worten kommentierte John Vergopoulos, der CEO des englisch-norwegischen Rohstoffunternehmens Norge Mining, die Akquisition von Skaland Graphite AS. Skaland ist der größte Hersteller von natürlichem Grafit in Europa und gehörte vorher der australischen Minenfirma Mineral Commodities Ltd. Norge Mining selbst gab dazu an, mit diesem Schritt die Sicherung europäischer Wertschöpfungsketten voranzutreiben, was sogenannte kritische Rohstoffe angeht.

Europas Wirtschaft ist abhängig von kritischen Rohstoffen – Norge Mining übernimmt neue Mine

Das sei besonders wichtig, weil eine gewaltige Menge dieser Rohstoffe derzeit aus China stammt. Der Europäische Rat teilte hierzu bereits mit, dass Europa zum Beispiel die Seltenen Erden zu 100 Prozent aus China bezieht, 98 Prozent des Bor-Bedarfs deckt die Türkei und 71 Prozent des Platinbedarfs kommen aus Südafrika. Für Europa ist das aus verschiedenen Gründen gefährlich. Ganz grundsätzlich macht sich der Kontinent abhängig von Akteuren aus dem Ausland – und sollten die mal nicht liefern wollen oder können, steht Europa vor Problemen. Das kann entweder passieren, weil die Lieferländer einen erhöhten Eigenbedarf haben, oder weil sie politischen und wirtschaftlichen Druck ausüben wollen.

Wolken auf einem Berg in Norwegen, Trollstiege (Symbolfoto). Europa ringt um eine sichere Versorgung mit kritischen Rohstoffen. Ein norwegisches Unternehmen will dazu beitragen. Was steckt dahinter?

China hatte erst jüngst Exportkontrollen auf Grafit eingeführt und damit gezeigt, wie schnell das gehen kann. Das Material ist besonders wichtig für Lithium-Ionen-Batterien, die in Elektroautos vorkommen, oder für Energiespeicher. Durch den Aufkauf von Skaland will Norge Mining die Herstellung von Grafit für Batterien fördern. Nebenher versucht das Unternehmen, auch die Produktion von anderen für die Batterieherstellung wichtigen Rohstoffen hochzufahren.

Die Skaland-Mine ist laut Norge Mining einer der vier größten Grafit-Produzenten außerhalb Chinas und gilt als die weltweit höchstgradige aktive Flockengrafitmine. Sie befindet sich auf der Insel Senja im nördlichen Norwegen. Skaland produziert jährlich 10.500 Tonnen Grafit und beliefert vorrangig Industriekunden.

Nachfrage kritischer Rohstoffe soll drastisch steigen – „Hohes Risiko“

Die Versorgung der EU mit kritischen Rohstoffen ist längst zur Chefsache avanciert. Erst im März 2024 hatte der Europäische Rat die europäische Verordnung zu kritischen Rohstoffen angenommen, weil zu erwarten ist, dass die Nachfrage nach Seltenen Erden in den kommenden Jahren „exponentiell zunehmen“ soll. Das jedenfalls teilte die Europäische Kommission mit.

Als kritische Rohstoffe klassifiziert die Kommission alle Rohstoffe von „großer wirtschaftlicher Bedeutung“ für die EU, bei denen wegen ihrer Konzentration der Lieferanten und fehlender Alternativen ein „hohes Risiko von Versorgungsunterbrechungen“ bestehe. Das Gesetz zu kritischen Rohstoffen soll dafür sorgen, dass die Kapazitäten der EU in der gesamten Wertschöpfungskette stärker werden. Im Ergebnis soll die EU weniger anfällig und unabhängiger werden. Unter anderem legt das Gesetz Richtwerte für die inländischen Kapazitäten entlang der Lieferkette strategischer Rohstoffe für 2030 fest. Die EU sollte nicht mehr als 65 Prozent des jährlichen Bedarfs an einem strategischen Rohstoff in jedem relevanten Verarbeitungsstadium aus einem Nicht-EU-Land beziehen.

Zu den kritischen Rohstoffen zählen vor allem jene, deren Nachfrage voraussichtlich stark wachsen soll und deren Produktion „sehr aufwendig“ sei – bei diesen liege ein großes Risiko von Versorgungsengpässen vor. Unter anderem gehören dazu Nickel, Grafit, Helium, Vanadium, Bor und Magnesium. Die vollständige Liste stellt die EU hier bereit.

„Mehr in Rohstoffsicherheit investieren“ – Deutschland braucht kritische Rohstoffe

Trotz aller Anstrengungen hat Deutschlands Wirtschaft Probleme damit, sich unabhängiger vom Rohstoffimport zu machen. Im Gegenteil: Die Abhängigkeit der Industrie von importierten Rohstoffen wächst, insbesondere von welchen aus China. Das hatte eine aktuelle Studie des Beratungsunternehmens Roland Berger für den Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) offenbart. „Deutschland muss endlich mehr in seine Rohstoffsicherheit investieren“, hatte der BDI-Präsident Siegfried Russwurm dazu auf dem 8. Rohstoffkongress in Berlin gesagt.

Ein Beispiel dafür, welche Risiken eine solche Abhängigkeit darstellt, ist Lithium. Falls das Lieferland – in diesem Fall China – einen Exportstopp verhängt, könne allein diese Maßnahme bis zu 115 Milliarden Euro an Wertschöpfung gefährden. Hier sei die Politik gefragt.

Auch ohne die Grafit-Mine ist Norge Mining dahinter, Europas Versorgung mit kritischen Rohstoffen zu fördern. Ein Abbaugebiet im Süden Norwegens, das Norge Mining derzeit bearbeitet, soll ganz Europa 50 Jahre lang mit Phosphat, Vanadium und Titanium versorgen.

Rubriklistenbild: © IMAGO / Connect Images

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