„Das erste klimaneutrale Lithium der Welt“
Habeck will Millionen in kritischen Rohstoffabbau investieren – um China-Abhängigkeit zu verringern
Der Wirtschaftsminister Habeck plant, die Lithium-Produktion intensiver zu unterstützen. Insbesondere betrifft dies ein Vorhaben in Landau.
Landau – Die deutsche E-Auto-Branche wartet nach wie vor auf den Aufschwung. Im Oktober, so berichtete das Kraftfahrt-Bundesamt (KBA), dass die Zulassungen gegenüber Oktober 2023 um 4,9 Prozent geschrumpft sind. Währenddessen bringt sich China in Position, um die Marktführerschaft zu übernehmen. Das Land dominiert in der E-Auto-Produktion – Deutschland sucht nach Möglichkeiten, um sich von China loszusagen.
Kritischer Rohstoff Lithium – Habeck steckt Millionen in die Förderung
Das grundlegende Problem, das deutsche E-Autos teurer macht als chinesische, ist der Lieferkettenaufbau. China kann die gesamte Entstehungsstrecke eines Elektroautos im eigenen Land abbilden, während Deutschland zum Beispiel auf teure Lithium-Lieferungen angewiesen ist. Um den deutschen Autobauern einen besseren Stand zu verschaffen, will Deutschland jetzt in die eigene Lithium-Produktion investieren – was in der Folge für billigere Batterien bedeuten würde, die die Autobauer einkaufen können.
Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) nimmt daher kurz vor dem tatsächlichen Aus der Ampel-Koalition Millionen in die Hand. Am Dienstag (12. November) hat das deutsch-australische Unternehmen Vulcan Energy Resources eine Zusage für staatliche Förderung erhalten. Im Jahr 2026 sollen rund 22 Millionen Euro in das „Heat4Landau“-Projekt fließen, das Vulcan Energy geplant hat. Noch einmal 78 Millionen Euro sollen im Jahr 2027 folgen. Das hatte die Berliner Zeitung berichtet.
Lithium aus „klimaneutraler“ Produktion – 500.000 E-Auto-Batterien pro Jahr
Was hat Vulcan Energie vor? Vulcan Energy fährt mehrgleisig: Es gewinnt Lithium aus Thermalwasser, das bislang in einer Geothermie-Anlage nahe Landau (Rheinland-Pfalz) vor allem bei der Energiegewinnung zum Einsatz kommt. Das heiße Wasser, das dort nach oben gepumpt wird, enthält Lithiumchlorid in ausreichend hohen Konzentrationen zur kommerziellen Nutzung.
Mehr noch: Vulcan Energy will das Lithium „klimaneutral“ abbauen – durchweg mit erneuerbaren Energien. Bereits im vergangenen November 2023 ist die Gewinnung von Lithium angelaufen; in einer Demonstrationsanlage, die zeigen soll, die die Prozesse funktionieren. In Höchst – etwa 140 Kilometer entfernt von Landau – hatte Vulcan Energy die zweite Stufe zur Lithium-Gewinnung angesiedelt. Vulcan sei „auf dem besten Weg, das erste klimaneutrale Lithium weltweit“ zu produzieren, hatte Vulcan-Vorstandschef Cris Moreno im Frühjahr 2023 dazu gesagt.
In einer ersten kommerziellen Ausbaustufe mit weiteren Thermalquellen in Oberrheingraben und einem Ausbau der Produktion in Höchst will Vulcan pro Jahr 24.000 Tonnen Lithiumhydroxid herstellen – das würde für etwa 500.000 E-Auto-Batterien im Jahr ausreichen.
1,9 Milliarden Euro benötigt – Vulcan Energy braucht länger für Finanzierung
Die Abnehmerverträge stehen bereits. Laut Berliner Zeitung hatte Vulcan entsprechende Abmachungen mit den Autobauern Renault, Stellantis und Volkswagen (VW) geschlossen. 50 Millionen Euro seien schon 2022 von Stellantis an Vulcan Energy geflossen. „Der Finanzierungsprozess hat länger gedauert als erwartet“, zitierte die Nachrichtenagentur Reuters Christian Freitag, der bei Vulcan für das Lieferkettenmanagement zuständig ist. Der Finanzbedarf belaufe sich auf rund 1,9 Milliarden Euro, einschließlich Finanzierungskosten.
Von einigen Investoren wolle Vulcan Energy mehr als 600 Millionen Euro Eigenkapital einsammeln. Laut Freitag fließen weitere 1,3 Milliarden Euro über Darlehen von Banken, darunter auch die europäische Förderbank EIB, die laut Reuters eine halbe Milliarde Euro in Aussicht gestellt hatte. „Was wir jetzt brauchen, ist finanzielle Unterstützung von Regierungen und der EU, um die Lieferkette weiterzuentwickeln und europäische Akteure zu unterstützen“, zitierte Reuters den Stellantis-Vertreter Matthias Brüggemann aus einer Keynote-Rede. Diese Unterstützung steht nun fest.
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