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Suche nach kritischen Rohstoffen
„Das kann ganz Europa versorgen“ – Riesiges Reservoir kritischer Rohstoffe von norwegischer Firma entdeckt
Auf der Suche nach neuen Quellen für essenzielle Rohstoffe bauen westliche Nationen auf Norge Mining. Was ist das Geheimnis dahinter?
Stavanger – Spätestens seit Beginn der Coronavirus-Pandemie ist den westlichen Ländern klar, dass die Versorgung mit sogenannten kritischen Rohstoffen keineswegs so sicher ist wie gedacht. Über Jahre hinweg ist eine Infrastruktur entstanden, die den effizientesten Ankauf ermöglichte. Sobald diese aber lahmgelegt ist, sei es durch Lockdowns oder Sanktionspolitik, braucht der Kontinent Alternativen. Norge Mining hat eine davon gefunden.
„Größtes Vorkommen der Welt“ – In Norwegen lagert Kritische-Rohstoffe-Schatz
Entstanden 2018, hat das englisch-norwegische Unternehmen Norge Mining bereits 2020 mit Bohrungen im südwestlichen Norwegen begonnen. Sein Ziel: der Abbau von Phosphat-Gestein. Welche Ausbeute erhofft sich das Unternehmen und welche sind die größten Herausforderungen? Wir haben bei Michael Wurmser, Gründer von Norge Mining, nachgefragt.
Herr Wurmser, von was für einem Vorkommen reden wir hier?
Es geht um ein großes Vorkommen an Phosphat-Gestein. Neben Phosphat befinden sich auch Vanadium, Titanium und Eisen im Boden. Insgesamt haben wir eine Fläche von 500 Quadratkilometern mit Lizenzen abgedeckt – da befinden sich mindestens 70 Milliarden Tonnen im oberen Drittel des Erzgesteins im Boden. Es ist das größte, signifikanteste Vorkommen von Phosphat-Gestein der Welt. Und das Bemerkenswerteste daran ist – es befindet sich in Europa.
Bildmontage aus dem Preikestolen in Norwegen und Michael Wurmser, Mining-Norge-Gründer (Symbolfoto). Westliche Länder suchen hektisch nach neuen Quellen für kritische Rohstoffe. Eine davon liefert Norge Mining. Was steckt dahinter?
Phosphat ist zum Beispiel für die Herstellung von Düngemitteln notwendig; hier geht es direkt um die Ernährungssicherheit. Phosphor kommt außerdem in Autobatterien, Solarpaneelen, Mikroprozessoren und Semikonduktoren vor. Vanadium findet Anwendung in Energiespeichern als auch in kombinierten Legierungen in der Luft- und Raumfahrt. Titanium ist aber ist vor allen Dingen als Hauptrohstoff in der Luftfahrtindustrie wichtig. Uns war vorher gar nicht bewusst, wie groß die Nachfrage aus der Rüstungsindustrie für die kritischen Rohstoffe sein würde, die wir abbauen.
Wenn diese Rohstoffe alle so wichtig sind, warum hat Norwegen einfach verzichtet?
Es war dem geologischen Dienst Norwegens durchaus bekannt, was da in der Erde lag, aber ihr Fokus lag eher auf Öl und Gas. Wir dagegen konzentrieren uns auf die grüne Wende, auf Batterien und Ernährungssicherheit.
Lieferung innerhalb von Europa – Was den Kritische-Rohstoffe-Fund so bedeutsam macht
Sie haben die Rohstoffe eben kritisch genannt. Was heißt das für uns?
Sie sind darum als kritisch klassifiziert, weil 70 Prozent davon für gewöhnlich aus China stammen, 15 Prozent aus Russland und der Rest aus Ländern wie Kasachstan, Marokko oder afrikanischen Staaten. Das Problem daran ist, dass China zum Beispiel den Export von Phosphat eingestellt hat – Eigenbedarf. Die Russen sind unter Boykott. In Marokko und anderen afrikanischen Ländern, in denen Phosphat abgebaut wird, sind die politischen Rahmenbedingungen schwierig. Wenn die Industrie eine regelmäßige Rohstoffversorgung haben will, ist sie gezwungen, sich nach alternativen Quellen umzusehen.
Die Quelle allein reicht aber nicht. Wie gelangen die Rohstoffe in die westlichen Länder, sobald sie abgebaut sind?
Die gesamte Lieferkette können wir ebenfalls abbilden. Da haben wir zum Beispiel drei Optionen für Beteiligungen an Häfen in Norwegen. Unsere Aktionäre sind nicht nur am Rohstoff interessiert, sondern wissen, wie strategisch wichtig die Beteiligung an der gesamten Versorgungskette ist, die sich zudem noch inmitten von Europa befindet. Wir positionieren uns als Grundstein in der Wertschöpfung der westlichen Industrie.
Kürzlich hatte eine Pre-Feasibility-Studie offengelegt, wie ergiebig Ihr Vorkommen ist. Wie genau muss man sich das vorstellen?
Wir haben die gesamte Förderfläche in drei Zonen eingeteilt. In der ersten dieser Zonen haben wir unsere Pre-Feasibility-Studie erstellt, die zeigen sollte, wie ergiebig das Rohstoffvorkommen ist. Diese Zone Nummer 1 macht nur etwa fünf Prozent des Vorkommens aus, da haben wir 3,2 Milliarden Tonnen Gestein, und aus jeder der drei Zonen können wir jeweils 50 Jahre lang abbauen. Pro Jahr wollen wir 20 Millionen Tonnen abbauen – das reicht, um ganz Europa mit Phosphat, Vanadium und Titanium zu versorgen.
„Wir haben diese Verunreinigungen nicht“ – Phosphatgestein aus Europa
Warum bauen Sie nicht die ganzen 70 Milliarden Tonnen ab?
Das liegt an der Natur des Bergbaus. Üblicherweise kann man dabei bis zu einer Tiefe von 1,500 Metern arbeiten, unser Vorkommen geht viel tiefer als das.
Welche Unterschiede gibt es zu beispielsweise Phosphat aus afrikanischen Staaten?
Der große Unterschied ist, dass wir magmatischen Stein haben. Der kommt erdgeschichtlich von ganz unten. Marokko zum Beispiel hat Sedimentgestein. In der Geologie wird da durchaus unterschieden, weil im Sedimentgestein Verunreinigungen zu finden sind. Kadmium zum Beispiel ist krebserregend, Uran gibt es da drin auch. Das kann mit den Toleranzgrenzen der EU kollidieren. Wir haben diese Verunreinigungen nicht – stattdessen haben wir Vanadium, Titanium und Eisen mit im Gestein. Unser Vorkommen wurde wegen der Größe, wegen der Lage und der Signifikanz zu einer geopolitischen Story.
Inwiefern?
Die EU und andere globale Player wollen Fördersicherheit. 2020 hatten wir Besuch von der EU-Kommission, weil sie den langfristigen, gesicherten Zugang zu kritischen Rohstoffen benötigt. Im Gegenzug wurde uns finanzielle Unterstützung in Form von Garantien in Aussicht gestellt. In der Regel belaufen sich solche Förderungen auf zwei Drittel bis 70 Prozent der Herstellungskosten.
Größtes Problem Zeitfaktor – Norge Mining will kritische Rohstoffe abbauen
Wie sehen die nächsten Schritte für Norge Mining aus?
Nachdem wir unsere Studie veröffentlicht haben, werden wir die Gespräche mit den Industrien vertiefen. Dass man sich da verbindet, ist enorm wichtig. Die Abnahme ist nicht das Problem. Was eher manchmal ein bisschen eine Hürde ist, ist die Geschwindigkeit der Behörden. Aber auch das hat sich in Norwegen jetzt stark verbessert.
Welche ist die größte Herausforderung, die Sie für den Abbau in Norwegen noch nehmen müssen?
Die größte Herausforderung ist immer der Zeitfaktor, also die Bewilligung. Was wir jetzt machen müssen, ist die Feasibility Study, die auf die Pre-Feasibility-Study folgt. Die wird nicht so viel mehr anderes aufzeigen als die letzte Studie, aber sie geht mehr ins Detail. Außerdem folgen noch die Umweltstudien – da müssen wir darstellen, wie wir die Umwelt adäquat schützen. Das können wir sehr gut, denn wir nutzen u. a. erneuerbare Energie, also Windenergie und Solarenergie. Was dabei unglaublich weiterhilft, ist, dass Norwegen den günstigsten Strom im europäischen Raum produziert.