Tarifkonflikt
Deutsche Bahn attackiert GDL: „Streik auch gegen deutsche Wirtschaft“
Die GDL hat ihre Lokführer erneut zu einem tagelangen Streik aufgerufen. Das neue Tarifangebot der Deutschen Bahn wurde abgelehnt.
Update vom 23. Januar, 9:36 Uhr: Die Deutsche Bahn geht von massiven wirtschaftlichen Auswirkungen des sechstägigen Streiks der Lokführergewerkschaft GDL aus. Ein so langer Arbeitskampf sei „ein Streik auch gegen die deutsche Wirtschaft“, sagte Bahn-Sprecherin Anja Bröker am Dienstagmorgen in Berlin. Beim Güterverkehr „geht es ja um die Versorgung der Kraftwerke, der Raffinerien. DB Cargo wird alles versuchen, das sicherzustellen, aber ganz klar wird es Auswirkungen haben auf die Lieferketten“.
Update vom 22. Januar, 15:09 Uhr: Die Deutsche Bahn wird nicht erneut versuchen, den angekündigten Streik der Lokführergewerkschaft GDL gerichtlich zu verhindern. „Die DB wird gegen den sechstägigen GDL-Streik keine Rechtsmittel einlegen“, erklärte ein Konzernsprecher am Montag. „Eine einstweilige Verfügung zu erwirken, ist nach rechtlicher Prüfung aktuell nicht geplant.“
DB-Personalchef Martin Seiler appellierte an das Verantwortungsbewusstsein der Gewerkschaft forderte sie zur Rückkehr an den Verhandlungstisch auf: „Das Gebot der Stunde ist es, Verantwortung zu übernehmen und endlich wieder zu verhandeln“, sagte er. „Gerade in diesen Zeiten ist eine starke Sozialpartnerschaft wichtiger denn je.“ Dazu gehörten „zwingend“ Kompromisse.
Update vom 22. Januar, 12:45 Uhr: Die Lokführergewerkschaft GDL hat der Bahn Täuschung vorgeworfen und damit ihren sechstägigen Streik begründet. Das neue Angebot von Deutsche-Bahn-Verhandlungsführer Martin Seiler sei keine Verhandlungsgrundlage, sagte GDL-Chef Claus Weselsky am Montag. „Herr Seiler trickst und täuscht an der Stelle auch die Bahnkunden, nicht nur seine eigenen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.“ Die angebotene Senkung der Wochenarbeitszeit um eine Stunde habe Seiler daran gekoppelt, dass die Bahn ausreichend zusätzliche Mitarbeiter einstellen könne. Zudem weigere sich die Bahn über einen GDL-Tarifvertrag für Beschäftigte in der Infrastruktur überhaupt zu verhandeln. Die GDL werde nur an den Verhandlungstisch kommen, wenn es keine Vorbedingungen gebe. Eine Schlichtung lehnte Weselsky erneut ab.
Seiler müsse sich fragen lassen, ob er überhaupt noch ein geeigneter Verhandlungsführer sei, sagte Weselsky weiter. Die GDL habe in den letzten Wochen Tarifverträge für rund 10.000 Beschäftigte bei kleineren Bahn-Unternehmen abgeschlossen.
Update vom 22. Januar, 11:13 Uhr: Die Deutsche Bahn steht trotz eines verbesserten Tarif-Angebots vor dem längsten Streik ihrer Geschichte. Die Lokführergewerkschaft GDL kündigte am Sonntag für Mittwochmorgen um 02.00 Uhr die vierte Streikrunde im laufenden Tarifkonflikt an. Der Ausstand soll bis kommenden Montag um 18:00 Uhr dauern. Im Güterverkehr wird bereits ab Dienstag, 18.00 Uhr, zum Streik aufgerufen. Zuletzt war 2015 bei der Deutschen Bahn ein Ausstand über fünf Tage ausgerufen worden.
Update vom 22. Januar, 10:31 Uhr: Bundesverkehrsminister Volker Wissing hat mit scharfer Kritik auf die Streikankündigung der Lokführergewerkschaft GDL reagiert. „Ich habe null Verständnis für diese Form der Tarifauseinandersetzung“, sagte der FDP-Politiker am Montag im ZDF-Morgenmagazin. Seiner Meinung nach nimmt der Tarifkonflikt zwischen Bahn und GDL zunehmend destruktive Züge an. „Ich glaube auch nicht, dass Herr Weselsky sich und seiner Gewerkschaft mit diesem Stil einen Gefallen tut“, fügte Wissing mit Bezug auf den GDL-Vorsitzenden hinzu.
Update vom 22. Januar, 6.55 Uhr: Die Lokführergewerkschaft GDL hat die Beschäftigten der Deutschen Bahn erneut zu einem Streik aufgerufen. Dieser werde im Personenverkehr am frühen Mittwochmorgen um 2 Uhr beginnen und bis Montag kommender Woche um 18 Uhr andauern. Das teilte die GDL in der Nacht zu Montag mit. Die Gewerkschaftsmitglieder bei der für Güterverkehr zuständigen DB Cargo sind bereits ab Dienstag um 18 Uhr zum Streik aufgerufen.
Für Pendlerinnen und Pendler stehen damit erneut schwierige Tage mit vermutlich Tausenden Zugausfällen bevor. Erst am Freitag hatte die Deutsche Bahn ein neues Tarifangebot vorgelegt, um die GDL wieder an den Verhandlungstisch zu holen. Für neue Verhandlungen reichte dies aber offenbar nicht aus. „Mit dem dritten und angeblich verbesserten Angebot hat die Deutsche Bahn AG erneut gezeigt, dass sie ihren bisherige Verweigerungs- und Konfrontationskurs unverdrossen weiter verfolgt – von Einigungswillen keine Spur“, hieß es in der GDL-Mitteilung.
Neuer Bahnstreik? Tarifkonflikt zwischen Bahn und GDL geht in die nächste Runde
Erstmeldung vom 19. Januar: Berlin – Nachdem zuvor die Zeichen im Tarifkonflikt zwischen Deutscher Bahn und Lokführergewerkschaft GDL eher auf Eskalation standen, hat die Bahn nun ein neues Angebot vorgelegt. Der Konzern bietet der Gewerkschaft darin unter anderem ein weiteres Wahlmodell zur Arbeitszeit an.
DB-Personalvorstand Martin Seiler sagte dazu am Freitag in Berlin, dass Beschäftigte demnach eine Stunde weniger Arbeit bei vollem Lohn ab dem 1. Januar 2026 wählen könnten. Wer sich gegen die Absenkung entscheide, bekomme 2,7 Prozent mehr Geld. In Summe erhielten die Beschäftigten in diesem Fall ab dem 1. Januar 2026 fast 13 Prozent mehr Entgelt als aktuell. Das Wahlmodell ab 1. Januar 2026 richtet sich an Lokführer und das Zugpersonal.
Die Bahn und die GDL stecken seit Anfang November in einem Tarifkonflikt. Die GDL erklärte die Gespräche bereits nach der zweiten Verhandlungsrunde für gescheitert und rief zu zwei Warnstreiks auf. Nach einer Urabstimmung unter den Mitgliedern über unbefristete Streiks wurde im Januar drei Tage am Stück die Arbeit niedergelegt. Im Personenverkehr sorgten die drei Arbeitskämpfe stets für Tausende Zugausfälle, im Güterverkehr für lange Rückstaus.
Vor einer Woche hatte GDL-Chef Claus Weselsky angedroht, erneut und länger zum Streik aufzurufen, sollte die Bahn kein Angebot vorlegen, in dem auch eine Arbeitszeitverkürzung bei vollem Lohnausgleich enthalten ist. Der Tarifkonflikt drehte sich zuletzt nahezu ausschließlich um diese Gewerkschaftsforderung.
Die GDL will bei den Verhandlungen eine Reduzierung der Wochenarbeitszeit für Schichtarbeiter von 38 auf 35 Stunden bei vollem Lohnausgleich erreichen. Die Bahn wies diese Forderung bislang zurück und bezeichnete sie als unerfüllbar. Der Konzern argumentiert, dass bei weniger Arbeitszeit mehr Personal nötig sei – das sei aber auf dem angespannten Arbeitsmarkt nicht zu finden. Die GDL wiederum sieht in weniger Arbeitszeit eine geeignete Maßnahme, um die Berufe bei der Bahn attraktiver zu machen.
GDL-Forderungen: Deutsche Bahn legt neues Angebot vor
Im Laufe des Konflikts bot der Konzern an, bereits bestehende Arbeitszeit-Wahlmodelle zu erweitern. Bisher können sich Beschäftigte entscheiden, ob sie mehr Geld, mehr Urlaub oder weniger Wochenarbeitstage haben wollen. Sie können etwa ihre Arbeitszeit von 39 auf 37 Wochenstunden verringern, bekommen dafür aber 5,7 Prozent weniger Lohn.
Die Bahn bot nun an, die Wochenarbeitszeit in diesem Modus bis auf 35 Stunden verringern zu können. Wer möchte, könnte zudem für etwas mehr Geld auch bis zu 40 Stunden in der Woche arbeiten. Wer sich für kürzere Arbeitszeiten entscheide, müsse dafür Abstriche bei einer tariflich vereinbarten Lohnerhöhung machen, betonte die Bahn. Die GDL sah darin kein verhandlungsfähiges Angebot.
Die finanziellen Forderungen der GDL fielen zuletzt völlig hinter die Arbeitszeitdebatte zurück. Die GDL fordert 555 Euro mehr pro Monat sowie eine Inflationsausgleichsprämie bei 12 Monaten Laufzeit des Tarifvertrags. Die Bahn hatte elf Prozent höhere Entgelte bei einer Laufzeit von 32 Monaten angeboten sowie ebenfalls die Inflationsausgleichsprämie. (lma/dpa)
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