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E-Mobilität in der Krise

Vor dem Autogipfel von Habeck: Volkswagen und Co zweifeln an Elektro-Strategie der EU

Der Absatzmarkt für Elektroautos stagniert vor dem Autogipfel von Robert Habeck. Der Interessenverband ACEA gibt der EU die Schuld. Kritik kommt von dagegen von Stellantis

Berlin – Erst Volkswagen, dann BMW und nun auch Mercedes-Benz – die europäischen Autobauer stecken in der Krise und schrauben sukzessive ihre Gewinnerwartungen für 2024 zurück. Wie der Stuttgarter Konzern Mercedes-Benz am Freitag (20. September) mitteilte, werde das Jahresergebnis vor Zinsen und Steuern deutlich unter dem Vorjahresniveau liegen. Für seine PKW-Sparte wurde Mercedes gar konkreter und sprach von einer um rund drei bis vier Prozent geringeren Umsatzrendite für dieses Jahr.

Volkswagen, BMW und Co. plagen hohe Kosten für Elektroautos – Habeck lädt zum Auto-Gipfel

Die Kosten für die Elektro-Strategien der Konzerne nagen zunehmend am finanziellen Polster: So verzeichnete Volkswagen im ersten Halbjahr 14 Prozent weniger Gewinn (nach Steuern), bei BMW umfasste der Verlust 15 Prozent. Auch bei den Automobilzulieferern ist die Krise angekommen. Ähnlich wie bei VW und BMW sind die schwächelnde Konjunktur in Deutschland und China, dem größten Absatzmarkt vieler Hersteller, die teure Transformation der Fertigungen auf E-Mobilität sowie letztlich auch die Absatzschwäche am Markt für Elektroautos für die Flaute verantwortlich. Die Krise beschäftigt längst auch die Bundesregierung um Wirtschaftsminister Robert Habeck (Die Grünen).

Robert Habeck (Bündnis 90/Die Grünen) lädt zum Auto-Gipfel nach Berlin – doch in der Branche herrscht Krisenstimmung. Der Lobbyverband ACEA kritisiert die EU.

Für Montag hat sein Ressort zum Autogipfel nach Berlin geladen. Neben allen großen Herstellern und Zulieferern nehmen auch der Automobilverband VDA und die Gewerkschaft IG Metall teil. Ziel sei es, so erfuhr es Reuters aus Regierungskreisen, gemeinsam eine Strategie gegen die stagnierenden Verkäufe zu finden.

Lobbyverband ACEA macht Druck und fordert „dringende Maßnahmen“ von der EU

Wie groß der Druck auf die EU und die Ampel ist, zeigt sich auch im Auftreten des Verbands der europäischen Automobilhersteller (ACEA). Rund 15 der größten Hersteller Europas sind Mitglieder im Lobbyverband – von Renault bis Volkswagen. Dieser fordert aktuell „dringende Maßnahmen“ von der EU-Kommission, um die Klimaregeln für die Automobilbranche zu kippen: „Wir sind bereit, ein Paket kurzfristiger Erleichterungen für die CO₂-Ziele 2025 für Pkw und Transporter zu diskutieren“, heißt es in einer aktuellen Pressemitteilung des Verbandes.

Die Forderung: Die EU soll die Prüfung der CO₂-Flottengrenzwerte für Autos und LKW vorziehen – und anpassen. Gemäß der EU-Vorschrift darf ab 2025 jeder neu zugelassene Pkw nur 93,6 Gramm CO₂ pro Kilometer ausstoßen. Aktuell liegt dieser Wert bei 115,1 Gramm. Wer diese Ziele nicht einhält, riskiert Strafen in Milliardenhöhe.

Absatzmarkt für Elektroautos schrumpft um 18,3 Prozent – Autohersteller fürchten hohe Strafen

Der ACEA-Präsident Luca de Meo – gleichzeitig CEO von Renault – rechnet mit Sanktionen in Höhe von 15 Milliarden Euro. Ein weiteres Strategiepapier, das bereits seit rund zwei Wochen in der Branche zirkuliert, geht für dieses Szenario von einer einfachen Kalkulation aus. Damit die Autohersteller die Maßgabe der EU erfüllen, müsste der Anteil an verkauften Elektroautos bei 25 Prozent liegen. Doch das hält de Meo für kaum umsetzbar: Zuletzt schrumpfte laut ACEA der Absatzmarkt für Neuwagen im Vergleich zum Vorjahr um 18,3 Prozent. In Deutschland seien die Verkäufe sogar um fast 70 Prozent gesunken.

Eine Alternative, um die CO₂-Quote doch noch zu erfüllen, sei die Einstellung der Produktion von rund zwei Millionen Verbrenner-Autos. Damit wären laut de Meo aber Millionen von Jobs gefährdet.

E-Mobilität in der Krise: Fehlende Ladeinfrastruktur, teurer Strom und unsichere Lieferketten

Doch diese Lösung sei keine wirkliche Option – vielmehr sieht der Lobbyverband die politischen Gremien in der Pflicht: „Die derzeitigen Regeln berücksichtigen nicht den fundamentalen Wandel im geopolitischen und wirtschaftlichen Klima der letzten Jahre.“ Damit sich die E-Mobilität durchsetze und das Überleben der europäischen Autobauer sichere, brauche es auch infrastrukturelle Veränderungen auf allen Ebenen: De Meo moniert fehlende flächendeckende Ladesäulen, zu teure Strompreise, verfehlte Politik für Kauf- und Steueranreize und schließlich auch unsichere Lieferketten für Batterien und Rohstoffe.

Anders als de Meo oder etwa VW-Aufsichtratschef Hans Dieter Pötsch, die die Ziele der EU für zu ehrgeizig halten, kritisiert Stellantis-Chef Carlos Tavares eine erneute Kursänderung: „Jeder kannte die Regeln seit langer Zeit, jeder hatte Zeit sich vorzubereiten und jetzt ist es Zeit für ein Rennen.“

Stellantis-Chef Tavares wird deutlich: „Vermeiden, dass wir wie Volkswagen enden“

Der viertgrößte Autokonzern der Welt, Stellantis, gilt in der Branche als Stimme der Opposition zu den großen Herstellern wie Volkswagen, Renault oder BMW – und trat wie Volvo im Juli 2022 aus dem ACEA aus. Für beide Hersteller war die offene Ablehnung des ACEA gegenüber dem EU-Verbrennerverbot ausschlaggebend. Stellantis plädierte für mehr Technologieoffenheit und kündigte zudem den Schritt an, ab 2030 keine Autos mit Verbrenner-Motoren mehr zu verkaufen. Insgesamt zählen 14 Marken zum Portfolio des Konzerns, der 2021 aus der Fusion der französischen Groupe PSA und Fiat-Chrysler hervorging. In der Folge baute der Konzern rund 20.000 Stellen ab.

Am Dienstag sprach Tavares gegenüber ntv deshalb auch von „unpopulären Entscheidungen“, die er in jüngster Vergangenheit treffen musste. Doch seien diese notwendig gewesen, „um zu vermeiden, dass wir wie Volkswagen enden“.

Rubriklistenbild: © Boris Roessler/dpa

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