Bitte deaktivieren Sie Ihren Ad-Blocker

Für die Finanzierung unseres journalistischen Angebots sind wir auf die Anzeigen unserer Werbepartner angewiesen.

Klicken Sie oben rechts in Ihren Browser auf den Button Ihres Ad-Blockers und deaktivieren Sie die Werbeblockierung für . Danach können Sie gratis weiterlesen.

Lesen Sie wie gewohnt mit aktiviertem Ad-Blocker auf
  • Jetzt für nur 0,99€ im ersten Monat testen
  • Unbegrenzter Zugang zu allen Berichten und Exklusiv-Artikeln
  • Lesen Sie nahezu werbefrei mit aktiviertem Ad-Blocker
  • Jederzeit kündbar

Sie haben das Produkt bereits gekauft und sehen dieses Banner trotzdem? Bitte aktualisieren Sie die Seite oder loggen sich aus und wieder ein.

„Unlogisch, ineffizient und unpraktikabel“

Nachteil für deutsche E-Autos und Batterien: „Damit würde sich die EU selbst ein Bein stellen“

Ein EU-Vorhaben stößt auf Widerstand: Künftig sollen Batteriehersteller in Europa vorlegen, wie viel CO₂ bei der Produktion anfällt. Ein Aspekt macht die Industrie wütend.

Berlin – Deutschland sollte eigentlich ein Vorreiter beim Bau von Akkus für E-Autos werden. Doch nun gibt es Sorge, dass der Standort abgehängt werden könnte. Grund sind neue geplante Vorschriften der EU zur Berechnung des CO₂-Abdrucks von E-Auto-Akkus. Das sorgt bei Ökonomen und Autoherstellern für Unmut. Der deutsche Standort würde massiv benachteiligt, so die Kritik.

EU-Pläne sorgen für Aufruhr – Nachteil für deutsche E-Autos bei Angabe des CO₂-Fußabdrucks?

Ab Februar 2025 müssen Unternehmen gemäß einer neuen EU-Regel offenlegen, wie viel Kohlendioxid bei der Produktion ihrer Batterien entsteht. Die EU-Kommission möchte mit der neuen Verordnung erreichen, dass Batterien künftig langlebiger sind und einfacher ausgetauscht werden können. Zudem sollen Batterien sollen einen geringen CO₂-Fußabdruck haben.

Die EU plant neue Vorschriften zur Berechnung des CO₂-Abdrucks von E-Auto-Akkus. Das sorgt bei Ökonomen und Autoherstellern für Unmut

Ein Punkt sorgt nun für Aufruhr: Die EU-Kommission will die Batterieverordnung dahingehend ändern, dass nicht der tatsächlich eingesetzte Strom als Berechnungsgrundlage gilt, sondern der nationale Strommix, berichten verschiedene Medien – darunter die Welt und die WirtschaftsWoche.

EU Batterieverordnung – was gilt ab wann?

Die neue Batterieverordnung der EU sieht unter anderem vor, dass Hersteller Angaben zum CO₂-Fußabdruck machen müssen. Für Elektrofahrzeugbatterien, wiederaufladbare Industriebatterien mit einer Kapazität von mehr als 2 kWh und LV-Batterien müssen laut KPMG law eine Erklärung zum CO₂-Fußabdruck erstellt werden. Die Verpflichtung soll ab dem 18. Februar 2025 gelten, mit Übergangsfristen bis zum 18. August 2030 je nach Batterieart.

Hersteller von Batterien für E-Autos wehren sich gegen EU-Pläne – schlechtere Karten für Deutschland

Die EU hat die Verordnung noch nicht verabschiedet. Doch trotzdem wächst die Sorge: Bleibt es beim im aktuellen Entwurf vorgesehenen Strommix als Berechnungsgrundlage, hätten Länder, mit einem höheren Anteil an fossilen Energieträger in ihrer Stromproduktion, bei dieser Berechnung schlechtere Karten – wie beispielsweise Deutschland.

Im Jahr 2023 stammten etwa 40 Prozent des in Deutschland produzierten Stroms noch immer aus fossilen Energieträgern wie Kohle und Gas. Pro Kilowattstunde des in Deutschland verbrauchten Stroms wurden laut dem Umweltbundesamt bei der Erzeugung durchschnittlich 380 Gramm COausgestoßen. In Frankreich sind es nur rund 65, in Schweden gar nur 41 Gramm. 

Zwar ist der Anteil fossiler Energieträger am in Deutschland produzierten Strom seit 2002 stetig gesunken – doch im Vergleich zu anderen Ländern wäre Deutschland bei der Berechnungsgrundlage im Nachteil. Die Wirtschaft sieht Deutschland deshalb als Batterie-Standort bedroht.

Berechnung des CO₂-Fußabdrucks von Batterien für E-Fahrzeuge: „Klimapolitisch nutzlos“

Für eine Produktion in Deutschland werde es mit der aktuellen Methodik zudem schwieriger, den CO₂-Grenzwert zu erreichen, als für Batteriefabriken zum Beispiel in Frankreich. „Das kann bedeuten, dass weniger in Batterieproduktion in Deutschland investiert wird“, schätzt Georg Bieker, Experte für CO2-Regulierung beim Brüsseler Thinktank ICCT, zur WirtschaftsWoche.

Die Batteriehersteller befürchten zudem, „dass sich solche Anstrengungen künftig nicht mehr lohnen und Investments in de facto besonders CO₂-arme Batteriefabriken wie Grünheide oder Heide versiegen“, sagt Michael Krausa, Chef von KLib, einem losen Forschungs- und Lobbyverband der Batterieindustrie zur WirtschaftsWoche. „Damit würde sich die EU selbst ein Bein stellen, denn es geht ja darum, den CO2-Abruck bei der Herstellung zu minimieren.“

Die Wirtschaft fordert die Regierung deshalb zum Eingreifen auf. „Wir bitten Sie dringend, im Sinne der deutschen Industrie und des globalen Klimaschutzes auf höchster Ebene der EU-Kommission kurzfristig zu intervenieren“, schreiben fünf Verbände in einem gemeinsamen Brief, der Welt vorliegt, an Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne). Zu den fünf Verbänden gehören laut der Welt der VDA und der BDI an – der VDI hatte bereits in einem Positionspapier gefordert, die bestehenden Vorschriften für Ölhändler und Tankstellenbetreiber im Bundesimmissionsschutzgesetz (BImSchG) erheblich zu verschärfen.

Schwacher Markt für E-Autos: Deutschland hinkt offenbar hinterher

Das Centrum für Europäische Politik (cep) hält das Vorhaben der EU zudem für überflüssig und schädlich. Die geplanten EU-Vorgaben seien „klimapolitisch nutzlos“, schreibt cep-Jurist Götz Reichert in einem Beitrag. „Es ist unlogisch, ineffizient und unpraktikabel, den Standort von Batteriefabriken an den Standort von Wind- oder Solarkraftwerken koppeln zu müssen, um als Batteriehersteller in den Genuss einer Anrechnung von emissionsfreiem Ökostrom kommen zu können“, warnt cep-Verkehrsexperte Martin Menner.

Der Verkehrssektor ist und bleibt wohl das „Sorgenkind“ der Klimaziele. Die Wirtschaft beklagt bei der Politik schon länger ein Standortproblem in der Autoindustrie. (bohy)

Rubriklistenbild: © Christian Charisius/dpa

Kommentare