Bitte deaktivieren Sie Ihren Ad-Blocker

Für die Finanzierung unseres journalistischen Angebots sind wir auf die Anzeigen unserer Werbepartner angewiesen.

Klicken Sie oben rechts in Ihren Browser auf den Button Ihres Ad-Blockers und deaktivieren Sie die Werbeblockierung für . Danach können Sie gratis weiterlesen.

Lesen Sie wie gewohnt mit aktiviertem Ad-Blocker auf
  • Jetzt für nur 0,99€ im ersten Monat testen
  • Unbegrenzter Zugang zu allen Berichten und Exklusiv-Artikeln
  • Lesen Sie nahezu werbefrei mit aktiviertem Ad-Blocker
  • Jederzeit kündbar

Sie haben das Produkt bereits gekauft und sehen dieses Banner trotzdem? Bitte aktualisieren Sie die Seite oder loggen sich aus und wieder ein.

Konkurrenz auf Europas Straßen

US-Autos bald zollfrei in Europa? Was das für deutsche Hersteller bedeutet

Die EU und die USA einigen sich auf einen neuen Deal. Während US-Hersteller jubeln, müssen deutsche Autobauer tiefer in die Tasche greifen. Was steckt dahinter?

Washington/Brüssel – Der monatelange Handelsstreit zwischen der EU und den USA scheint vorerst beigelegt – allerdings mit einer überraschenden Wendung.

Bei einem Treffen in Donald Trumps Golfhotel im schottischen Turnberry einigten sich EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen und der US-Präsident offenbar darauf, dass amerikanische Autos künftig ohne Zoll in die EU eingeführt werden dürfen, wie eine EU-Beamtin nach Angaben von ntv bestätigte.

Keine EU-Zölle für US-Fahrzeuge: Was steckt hinter dem Deal?

Bislang mussten US-Autobauer beim Export in die EU einen Zoll von zehn Prozent zahlen. Das ändert sich nun: „Wir sind bereit, auf null zu gehen“, wird die namentlich nicht benannte EU-Beamtin nach der Einigung zitiert.

Voraussetzung sei allerdings, dass die USA selbst ihre Zölle auf europäische Autos von derzeit 27,5 auf 15 Prozent senken – ein Wert, der immer noch deutlich über den 2,5 Prozent liegt, die vor Trumps Amtsantritt galten.

Für europäische Hersteller bedeutet das: Sie müssen endgültig künftig mit höheren Kosten beim Export in die USA leben.

Importierte US-Modelle: Neue Konkurrenz auf Europas Straßen

Mit dem Wegfall der Zölle für US-Autos öffnet die EU den europäischen Markt für amerikanische Hersteller in der Theorie stärker denn je. Für die europäische Automobilindustrie bedeutet das nicht nur, dass Exporte in die USA teurer werden, sondern auch, dass US-Modelle künftig preislich attraktiver und damit zur härteren Konkurrenz auf dem hiesigen Markt werden können.

Von der Leyen und Trump trafen sich kürzlich. (Collage/Archiv)

Die deutschen Hersteller müssen sich auf einen verschärften Wettbewerb einstellen, denn US-Fabrikate könnten durch den Wegfall der zehn Prozent Zoll spürbar günstiger angeboten werden und so Marktanteile gewinnen – ein zusätzlicher Druck in einer Branche, die ohnehin im Wandel steckt. Auch um den Erwerb von LNG-Gas ging es bei den Verhandlungen.

US-Zölle: Europa schnürt schlechteren Auto-Deal als Japan

Für die europäische Automobilindustrie ist das keine positive Nachricht – Vorwürfe stehen im Raum: Während US-Modelle künftig zollfrei nach Europa kommen, bleibt für deutsche und andere Hersteller ein 15-Prozent-Zoll bestehen. Handelsexperte Gerrit Heinemann spricht in der Bild von einem „Desaster“: „Eine asymmetrische Zollregelung mit 15 zu 0 zuungunsten der EU ist insbesondere im Vergleich zur 15:15-Regelung der USA mit Japan nicht nur ein denkbar schlechtes Ergebnis. Es ist ein Desaster für die europäischen Unternehmen“.

Auch Maximilian Wienke, Marktanalyst beim Online-Broker eToro, äußert Kritik an der Einigung zwischen den USA und Europa: Trump (79) diktiere die Spielregeln und der Deal dient vor allem „der symbolischen Machtdemonstration der USA“.

Die EU und USA hatten monatelang über eine Neuregelung der Handelsbeziehung und Importzölle verhandelt.

Auto-Zölle: Warum stimmt die EU einem Ungleichgewicht zu?

Die EU-Kommission verteidigt den Deal mit Verweis auf die drohende Eskalation: Ohne Einigung hätten ab dem 1. August Zölle von 30 Prozent auf europäische Autos in den USA gedroht, so die EU-Kommissionspräsidentin, gegen die es kürzlich ein Misstrauensvotum gab.

Angesichts dieser Gefahr habe man sich auf den Kompromiss eingelassen, erklärt von der Leyen. Außerdem verweist die EU auf sicherheitspolitische Abhängigkeiten und darauf, dass auch in der EU hergestellte Produkte wie Flugzeuge, bestimmte Chemikalien, Agrarprodukte und kritische Rohstoffe künftig zollfrei gehandelt werden sollen. Die wirtschaftlichen Folgen könnten erheblich sein.

Trump-Zölle in den USA: Deutsche Hersteller mit höheren Kosten

Das Kiel Institut für Weltwirtschaft schätzt laut Handelsblatt, dass die neuen Zölle das deutsche Bruttoinlandsprodukt binnen eines Jahres um 0,15 Prozent schmälern könnten – das entspricht rund 6,5 Milliarden Euro. Die deutsche Autoindustrie, die ohnehin durch den Wandel zur Elektromobilität und das härter gewordene Konkurrenzumfeld unter Druck steht, dürfte also weiter belastet werden.

Donald Trumps Strafzölle: Diese Produkte aus Deutschland werden jetzt teurer

Die Strafzölle der neuen US-Regierung zielen auch auf Baumaschinen wie Bagger von Liebherr ab
Donald Trump und die US-Regierung planen neue Strafzölle auf deutsche und europäische Importe. Die höheren Gebühren zielen auch auf Baumaschinen wie Bagger von Liebherr ab. © Imagebroker/Imago
Thyssenkrupp und Co. liefern hochwertigen Stahl für die Luftfahrt- und Autoindustrie. Deutsche Stahl- und Aluminiumprodukte sind von den höheren Zollgebühren betroffen.
Thyssenkrupp und Co. liefern hochwertigen Stahl für die Luftfahrt- und Autoindustrie. Deutsche Stahl- und Aluminiumprodukte sind von den höheren Zollgebühren betroffen. © Funke Foto Services/Imago
Deutsche Spielwarenhersteller wie Playmobil oder Schleich verkaufen ihre Artikel auch in Übersee
Deutsche Spielwarenhersteller wie Playmobil oder Schleich verkaufen ihre Artikel auch in Übersee. © Karina Hessland/Imago
Naschkatzen werden tiefer in die Tasche greifen müssen: In die USA importierte Süßigkeiten wie Haribo oder Ritter-Sport dürften sich verteuern
Naschkatzen werden tiefer in die Tasche greifen müssen: In die USA importierte Süßigkeiten wie Haribo oder Ritter-Sport dürften sich verteuern. © BREUEL-BILD/Imago
Auf High-End-Mikroskope (z.B. von Zeiss) und medizinische Geräte (Röntgen, Chirurgie und mehr) werden Strafzölle erhoben
Auf High-End-Mikroskope (z.B. von Zeiss) und medizinische Geräte (Röntgen, Chirurgie und mehr) werden Strafzölle erhoben. © Chinalmages/Imago
Bier ist historisch in den deutschen Wurzeln verankert. Paulaner und Co. zahlen bei der Einfuhr in die USA künftig mehr Geld
Bier ist historisch in den deutschen Wurzeln verankert. Paulaner und Co. zahlen bei der Einfuhr in die USA künftig mehr Geld. © Ulrich Wagner/Imago
Deutsche Käse- und andere Milchprodukte dürften in den USA künftig teurer werden
Deutsche Käse- und andere Milchprodukte dürften in den USA künftig teurer werden. © IMAGO/Zoonar.com/totalpics
Musikinstrumente werden ebenfalls teurer. Deutsche Hersteller wie Steinway & Sons könnten eine weitere Produktionsverlegung in die USA in Erwägung ziehen
Musikinstrumente werden ebenfalls teurer. Deutsche Hersteller wie Steinway & Sons könnten eine weitere Produktionsverlegung in die USA in Erwägung ziehen. © Eibner/Imago
Fahrräder und E-Bikes wie von Hersteller Cube kosten beim Import in die USA künftig höhere Zollgebühren
Fahrräder und E-Bikes wie von Hersteller Cube kosten beim Import in die USA künftig höhere Zollgebühren. © NurPhoto/Imago
Bayer gehört zu den großen Playern auf dem Pharmaziemarkt. Für Medikamente oder auch Impfstoffe aus der EU erheben die USA künftig höhere Zölle
Bayer gehört zu den großen Playern auf dem Pharmaziemarkt. Für Medikamente oder auch Impfstoffe aus der EU erheben die USA künftig höhere Zölle. © NurPhoto/Imago
Werkzeuge aus Deutschland haben Tradition und ein hohes Ansehen. Auf Produkte von Bosch und weiteren Anbietern gibt es höhere Zölle
Werkzeuge aus Deutschland haben Tradition und ein hohes Ansehen. Auf Produkte von Bosch und weiteren Anbietern gibt es höhere Zölle. © STPP/Imago
Eisenbahn- und Schienenfahrzeugtechnik mit dazugehörigen Komponenten: Siemens verdient eine Menge Geld in den USA
Eisenbahn- und Schienenfahrzeugtechnik mit dazugehörigen Komponenten: Siemens verdient eine Menge Geld in den USA. © Zoonar/Imago
In den USA gibt es eine hohe Nachfrage nach Rostbratwürsten und vielem weiteren Fleisch aus Deutschland und anderen Ländern Europas
In den USA gibt es eine hohe Nachfrage nach Rostbratwürsten und vielen weiteren Fleischsorten aus Deutschland und anderen Ländern Europas. © IMAGO/Ardan Fuessmann
Der europäische Industriekonzern Airbus liefert Flugzeuge, Hubschrauber und weitere Komponenten in die USA
Der europäische Industriekonzern Airbus liefert Flugzeuge, Hubschrauber und weitere Komponenten in die USA. © Xinhua/Imago
Deutschland beheimatet weltbekannte Sportartikelhersteller. Adidas, Puma und Co. werden bei der Einfuhr in die USA künftig stärker zur Kasse gebeten
Deutschland beheimatet weltbekannte Sportartikelhersteller. Adidas, Puma und Co. werden bei der Einfuhr in die USA künftig stärker zur Kasse gebeten. © Zink/Imago
BMW, Mercedes und Volkswagen exportieren jährlich Autos im Wert von über 30 Milliarden Euro in die USA. Dafür werden künftig höhere Abgaben fällig
BMW, Mercedes und Volkswagen exportieren jährlich Autos im Wert von über 30 Milliarden Euro in die USA. Dafür werden künftig höhere Abgaben fällig. © Mercedes
Brezeln sind deutsches bzw. bayerisches Kulturgut. Auch in die Vereinigten Staaten wird das Laugengebäck exportiert, ebenso wie andere Backwaren
Brezeln sind deutsches bzw. bayerisches Kulturgut. Auch in die Vereinigten Staaten wird das Laugengebäck exportiert, ebenso wie andere Backwaren. © Rolf Poss/Imago
Halbleiter oder auch Sensoren von deutschen Technologiekonzernen wie Infineon erfordern künftig höhere Ausgaben
Halbleiter oder auch Sensoren von deutschen Technologiekonzernen wie Infineon erfordern künftig höhere Ausgaben. © Zoonar/Imago
Bad- und Pflegeartikel wie die Nivea-Creme von Beiersdorf werden für Milliarden Euro auch in die USA verfrachtet
Bad- und Pflegeartikel wie die Nivea-Creme von Beiersdorf werden für Milliarden Euro auch in die USA verfrachtet. © IMAGO/Snowfield Photography
Die Bekleidungsindustrie ist ebenfalls betroffen: Modeanbieter wie die Edelmarke Hugo Boss werden mit höheren Zollabgaben konfrontiert
Die Bekleidungsindustrie ist ebenfalls betroffen: Modeanbieter wie die Edelmarke Hugo Boss werden mit höheren Zollabgaben konfrontiert. © IMAGO/Sven Severing
Schnaps und anderer Alkohol: Auch Weine und Spirituosen aus Deutschland erfreuen sich in den USA großer Beliebtheit
Schnaps und anderer Alkohol: Auch Weine und Spirituosen aus Deutschland erfreuen sich in den USA großer Beliebtheit. © Chromorange/Imago
Chemie-Gigant BASF setzt ungeheure Mengen seiner Erzeugnisse auch in den USA ab. Für Kunststoffe, Spezial-Chemikalien und mehr werden höhere Zölle fällig
Chemie-Gigant BASF setzt ungeheure Mengen seiner Erzeugnisse auch in den USA ab. Für Kunststoffe, Spezial-Chemikalien und mehr werden höhere Zölle fällig.  © Ulrich Roth/Imago
Haushalts- und Elektrogeräte zum Beispiel von Siemens werden künftig ebenfalls für höhere Kosten in die USA importiert
Haushalts- und Elektrogeräte zum Beispiel von Siemens werden künftig für höhere Kosten in die USA importiert. © IMAGO/Michael Bihlmayer
Küchen und zahlreiche Einrichtungsstücke wie Möbel sind von den höheren Zollgebühren in die USA betroffen
Küchen und zahlreiche Einrichtungsstücke wie Möbel sind von den höheren Zollgebühren in die USA betroffen. © IMAGO/Manfred Segerer
Kaffee aus Europa wird bei der Einfuhr in die Vereinigten Staaten von nun an mehr Geld kosten
Kaffee aus Europa wird bei der Einfuhr in die Vereinigten Staaten von nun an mehr Geld kosten. © Zoonar/Imago

Obwohl Finanzexperte Christian W. Röhl den Kompromiss in der Bild als „besten Deal, den die EU haben konnte“ bezeichnet, weil sie gegenüber den USA aktuell „zu schwach“ auftritt – bleibt der Eindruck, dass Europa im Handelskonflikt mit den USA den Kürzeren gezogen hat. Die kommenden Monate werden zeigen, wie sich die neuen Regeln auf den Automarkt und die deutsche Wirtschaft auswirken. (PF)

Rubriklistenbild: © dpa/Alastair Grant//dpa/Johannes Neudecker

Kommentare