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Konkurrenz auf Europas Straßen
US-Autos bald zollfrei in Europa? Was das für deutsche Hersteller bedeutet
Die EU und die USA einigen sich auf einen neuen Deal. Während US-Hersteller jubeln, müssen deutsche Autobauer tiefer in die Tasche greifen. Was steckt dahinter?
Bei einem Treffen in Donald Trumps Golfhotel im schottischen Turnberry einigten sich EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen und der US-Präsident offenbar darauf, dass amerikanische Autos künftig ohne Zoll in die EU eingeführt werden dürfen, wie eine EU-Beamtin nach Angaben von ntv bestätigte.
Keine EU-Zölle für US-Fahrzeuge: Was steckt hinter dem Deal?
Bislang mussten US-Autobauer beim Export in die EU einen Zoll von zehn Prozent zahlen. Das ändert sich nun: „Wir sind bereit, auf null zu gehen“, wird die namentlich nicht benannte EU-Beamtin nach der Einigung zitiert.
Voraussetzung sei allerdings, dass die USA selbst ihre Zölle auf europäische Autos von derzeit 27,5 auf 15 Prozent senken – ein Wert, der immer noch deutlich über den 2,5 Prozent liegt, die vor Trumps Amtsantritt galten.
Für europäische Hersteller bedeutet das: Sie müssen endgültig künftig mit höheren Kosten beim Export in die USA leben.
Importierte US-Modelle: Neue Konkurrenz auf Europas Straßen
Mit dem Wegfall der Zölle für US-Autos öffnet die EU den europäischen Markt für amerikanische Hersteller in der Theorie stärker denn je. Für die europäische Automobilindustrie bedeutet das nicht nur, dass Exporte in die USA teurer werden, sondern auch, dass US-Modelle künftig preislich attraktiver und damit zur härteren Konkurrenz auf dem hiesigen Markt werden können.
Die deutschen Hersteller müssen sich auf einen verschärften Wettbewerb einstellen, denn US-Fabrikate könnten durch den Wegfall der zehn Prozent Zoll spürbar günstiger angeboten werden und so Marktanteile gewinnen – ein zusätzlicher Druck in einer Branche, die ohnehin im Wandel steckt. Auch um den Erwerb von LNG-Gas ging es bei den Verhandlungen.
US-Zölle: Europa schnürt schlechteren Auto-Deal als Japan
Für die europäische Automobilindustrie ist das keine positive Nachricht – Vorwürfe stehen im Raum: Während US-Modelle künftig zollfrei nach Europa kommen, bleibt für deutsche und andere Hersteller ein 15-Prozent-Zoll bestehen. Handelsexperte Gerrit Heinemann spricht in der Bild von einem „Desaster“: „Eine asymmetrische Zollregelung mit 15 zu 0 zuungunsten der EU ist insbesondere im Vergleich zur 15:15-Regelung der USA mit Japan nicht nur ein denkbar schlechtes Ergebnis. Es ist ein Desaster für die europäischen Unternehmen“.
Auch Maximilian Wienke, Marktanalyst beim Online-Broker eToro, äußert Kritik an der Einigung zwischen den USA und Europa: Trump (79) diktiere die Spielregeln und der Deal dient vor allem „der symbolischen Machtdemonstration der USA“.
Auto-Zölle: Warum stimmt die EU einem Ungleichgewicht zu?
Die EU-Kommission verteidigt den Deal mit Verweis auf die drohende Eskalation: Ohne Einigung hätten ab dem 1. August Zölle von 30 Prozent auf europäische Autos in den USA gedroht, so die EU-Kommissionspräsidentin, gegen die es kürzlich ein Misstrauensvotum gab.
Angesichts dieser Gefahr habe man sich auf den Kompromiss eingelassen, erklärt von der Leyen. Außerdem verweist die EU auf sicherheitspolitische Abhängigkeiten und darauf, dass auch in der EU hergestellte Produkte wie Flugzeuge, bestimmte Chemikalien, Agrarprodukte und kritische Rohstoffe künftig zollfrei gehandelt werden sollen. Die wirtschaftlichen Folgen könnten erheblich sein.
Trump-Zölle in den USA: Deutsche Hersteller mit höheren Kosten
Das Kiel Institut für Weltwirtschaft schätzt laut Handelsblatt, dass die neuen Zölle das deutsche Bruttoinlandsprodukt binnen eines Jahres um 0,15 Prozent schmälern könnten – das entspricht rund 6,5 Milliarden Euro. Die deutsche Autoindustrie, die ohnehin durch den Wandel zur Elektromobilität und das härter gewordene Konkurrenzumfeld unter Druck steht, dürfte also weiter belastet werden.
Donald Trumps Strafzölle: Diese Produkte aus Deutschland werden jetzt teurer
Obwohl Finanzexperte Christian W. Röhl den Kompromiss in der Bild als „besten Deal, den die EU haben konnte“ bezeichnet, weil sie gegenüber den USA aktuell „zu schwach“ auftritt – bleibt der Eindruck, dass Europa im Handelskonflikt mit den USA den Kürzeren gezogen hat. Die kommenden Monate werden zeigen, wie sich die neuen Regeln auf den Automarkt und die deutsche Wirtschaft auswirken. (PF)