Streik in Kassel wird verlängert
Unruhen bei Volkswagen eskalieren: IG Metall droht mit dem „Streikhammer“
Die Spannungen bei Volkswagen steigen, während in Wolfsburg die nächste Tarifrunde im Gange ist. Die Gewerkschaft droht mit Konsequenzen, sollte keine Übereinkunft gefunden werden.
Kassel/Wolfsburg – Bei Volkswagen geht es immer turbulenter zu. Tausende Beschäftigte haben sich in Wolfsburg vor dem VW-Stammwerk versammelt, um gegen die geplanten Einsparungen bei Europas größtem Autobauer zu protestieren. Und auch im Werk in Baunatal gab es Streik, der sogar auf vier Stunden verlängert wurde. „Die Leute sind sehr entschlossen und sehr wütend“, sagt der IG-Metall-Sekretär Dennis Schindehütte, der am Montag (9. Dezember) vor dem Werkstor die Streikenden begrüßte. In Wolfsburg kamen Gewerkschaft und Vorstand zusammen, um weiterzuverhandeln.
IG Metall droht mit „Streikhammer“ im neuen Jahr: Keine Werksschließungen von Volkswagen
Die Gewerkschaft IG Metall droht im Tarifkonflikt mit Volkswagen mit einer Ausweitung des Arbeitskampfes. „Wenn es heute keine Bewegung gibt, dann startet 2025 unruhig“, sagte IG-Metall-Chefunterhändler Thorsten Gröger am Montag vor Tausenden VW-Mitarbeitern in Wolfsburg. Die Gewerkschaft habe sich auf das Unternehmen zubewegt, nun müsse der Vorstand Kompromissbereitschaft zeigen. Andernfalls „gibt es 2025 auf den Sparhammer als Antwort nur eines: den Streikhammer“, sagte er. Kurz vor Beginn der vierten Verhandlungsrunde in dem Konflikt waren zehntausende VW-Mitarbeiter für vier Stunden in den Ausstand getreten.
Betriebsratschefin Daniela Cavallo bekräftigte vor den Streikenden, dass es mit ihr keine Massenentlassungen und Werksschließungen geben werde. „Und auch keine harten Einschnitte in unseren Haustarif, die dessen Niveau dauerhaft absenken.“ Nun sei es am VW-Vorstand, von seinen Maximalforderungen abzurücken. Das Unternehmen fordert in dem Konflikt unter anderem eine Lohnkürzung von zehn Prozent und droht mit Werksschließungen. Volkswagen-Chefunterhändler Arne Meiswinkel sagte, das Unternehmen benötige weiterhin eine kurzfristig umsetzbare und nachhaltig wirkende Kostenentlastung. „Nur so können wir in wirtschaftlich herausfordernden Zeiten wettbewerbsfähig bleiben.“ Der Autobauer müsse seine Überkapazitäten reduzieren und die Fabrikkosten senken.
Autoindustrie in der Krise: Volkswagen-Management hat viele Fehler begangen
IG-Metall-Chefin Christiane Benner sagte, die Autoindustrie stecke zweifelsohne in einer Krise. Der chinesische Markt sei eingebrochen, dazu komme der Fehler der Politik, die die Förderung von Elektroautos gestrichen habe. „Diese Probleme lösen wir nicht mit der Schließung von Werken. Diese Probleme löst VW nicht mit der Kündigung von Beschäftigungssicherung. Diese Probleme lösen wir nicht mit weniger Geld“, sagte sie. Die IG Metall sei bereit für Kompromisse, aber dafür seien Innovationen, Qualifizierung und neue Modelle nötig. Das VW-Management habe seit Jahren falsche Entscheidungen getroffen und das Unternehmen in die derzeitige Situation gebracht. „Und deshalb wird die IG Metall nicht akzeptieren, dass ihr die Zeche zahlen sollt, dass VW-Werke geschlossen werden sollen.“
Die vierte Verhandlungsrunde in dem Konflikt beginnt am Nachmittag in der Volkswagen-Arena. Gröger sagte, nun sei das Unternehmen an der Reihe, auf die Mitarbeiter zuzugehen. Die Marke Volkswagen drohe durch das Verhalten des Vorstands beschädigt zu werden. „Wenn man alles haben will, bekommt man am Ende nichts“, mahnte Gröger. Eine Lösung des Konflikts noch vor Weihnachten sei möglich, aber dazu bedarf es Kompromissbereitschaft.
Olaf Scholz schaltet sich bei Volkswagen ein: Keine Werksschließungen
Die Arbeitnehmer wollen auf die Überkapazitäten mit einem Fonds antworten, der eine Arbeitszeitverkürzung an den besonders betroffenen Standorten finanzieren kann. Dazu bieten sie aber keinen Lohnverzicht an, sondern die Nutzung der jetzt anstehenden Tariferhöhung. VW-Chefunterhändler Meiswinkel sagte, der Vorschlag der Arbeitnehmerseite reiche nicht für eine nachhaltige Kostensenkung aus.
Am Wochenende hatte sich auch Bundeskanzler Olaf Scholz in den Konflikt eingeschaltet und das Unternehmen aufgefordert, auf Werksschließungen zu verzichten. „Gerade weil Fehlentscheidungen des Managements zu der schwierigen Situation beigetragen haben, wäre das nicht in Ordnung“, sagte er der Funke-Mediengruppe. (wal/reuters)
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