Antriebstechnik
Technologie-Offenheit: Für Toyota ist der „Feind nicht der Antrieb“
Toyota hatte nie den Plan, den Verbrennungsmotor voreilig zu verabschieden. Der japanische Konzern bevorzugt stattdessen Technologie-Offenheit. Ein riskantes Vorhaben?
Tokio/Köln – In Deutschland und Europa wird die Zukunft des Verbrennungsmotors hitzig diskutiert. Während die EU ein faktisches Verbot neuer Benzin- und Dieselautos ab 2035 plant, warnen Kritiker, dass eine zu strikte Regulierung die heimische Autoindustrie schwächt – insbesondere im Vergleich zu asiatischen und amerikanischen Herstellern.
Ein Unternehmen, das sich diesem ideologischen Wettlauf entzieht, ist Toyota. Der weltgrößte Autobauer setzt auf Technologieoffenheit und will den Weg zur CO₂-Reduktion nicht allein über batterieelektrische Fahrzeuge (BEVs) beschreiten.
Toyota und die E-Mobilität: „Der Feind ist CO₂, nicht der Antrieb“
Bei einem Event der Automobilwoche stellte ein Manager der Europasparte klar, dass der Fokus bei Toyota nicht auf einer bestimmten Antriebstechnologie liege, sondern auf der Reduzierung von Emissionen. „Es wäre doch schlimm, wenn Menschen zum Kauf von BEVs gedrängt werden, dann enttäuscht sind und wieder auf Verbrenner wechseln“, wird André Schmidt von dem Blatt zitiert.
Die Nachfrage der Kunden, die Infrastruktur und die Energiequellen der jeweiligen Märkte spielten eine zentrale Rolle bei Toyotas Strategie – und die hat sich bislang zumindest bewährt. Beim Absatz konnte man die Konkurrenz erneut übertreffen, außerdem ist die Rendite wesentlich besser als beispielsweise bei Volkswagen.
Warum Toyota bei Elektroautos nicht schläft, sondern „genau rechtzeitig“ ist
Toyota wird oft vorgeworfen, bei der Umstellung auf reine Elektroautos zu zögerlich zu sein. Doch Schmidt widerspricht: „Wir sind bei BEVs nicht zu spät, sondern genau rechtzeitig.“
Immerhin hat das japanische Unternehmen bereits Jahrzehnte an Erfahrung mit Hybridantrieben gesammelt und ist ein Vorreiter bei der Brennstoffzellen-Technologie. Diese alternativen Antriebsformen gehören für Toyota ebenso zur Elektromobilität wie reine BEV-Modelle.
Toyota setzt auf Evolution der Produktion statt reiner Antriebswende
Ein Grund für Toyotas vermeintlich langsames Tempo ist Schmidt zufolge die Umstellung der Produktionsmethoden. Anstatt auf klassische Fließbandfertigung setzt der japanische Autobauer verstärkt auf Gigacasting – das Gießen großer Karosserieteile aus einem einzigen Metallblock. Diese Technik spart einerseits Kosten, ermöglicht aber auch eine leichtere Bauweise und mehr Effizienz.
Zudem gibt es für Toyota „kein Enddatum für den Verbrenner“. Der Hersteller hält den Angaben zufolge wenig von staatlich verordneten Technologieverboten. Es sei fragwürdig, wenn politische Vorgaben statt des Marktes entscheiden, welche Antriebe sich durchsetzen. Statt auf ein konkretes BEV-Ziel zu setzen, will Toyota bis 2026 eine nahezu vollständige Elektrifizierungsquote in Europa erreichen – das bedeutet, alle Neuwagen haben zumindest einen Hybridantrieb.
Toyota plant Feststoffbatterien als Gamechanger für Elektrautos
Dass Toyota in Sachen Elektromobilität nicht schläft, zeigt zudem der ambitionierte Plan für Festkörperbatterien: Ab 2028 sollen die ersten Serienmodelle mit dieser Technologie ausgestattet werden. Warum die Akkutechnologie als bahnbrechend gilt: Sie verspricht kürzere Ladezeiten, eine höhere Energiedichte und eine längere Lebensdauer.
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Um die Produktion voranzutreiben, arbeitet Toyota mit dem japanischen Ölkonzern Idemitsu Kosan zusammen. Bis 2027 soll eine Fabrik nahe Tokio entstehen, die jährlich 1000 Tonnen Lithiumsulfid produzieren kann – genug für Feststoffbatterien in bis zu 60.000 Elektroautos. Laut Reuters werden die innovativen Stromspeicher zunächst exklusiv an Toyota geliefert, später könnten auch andere Hersteller davon profitieren. (PF)
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