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Beiträge über 50 Prozent?

Sozialabgaben in Deutschland steigen massiv: So viel Netto bleibt dann vom Brutto

Die Sozialabgaben in Deutschland stellen eine immer größere Belastung dar. In den kommenden Jahren steigen die Beiträge für Renten-, Krankenversicherung und Co. massiv.

Berlin/München - Das deutsche Sozialsystem steht vor der Zerreißprobe, denn die Beiträge für die Sozialversicherungen können das Volumen der Aufwendungen offenbar nicht mehr finanzieren. Aus diesem Grund werden die Abgaben für SV-Abgaben wie Kranken-, Renten- und Pflegeversicherung in den kommenden Jahren ein weiteres Mal ansteigen.

Daraus resultieren für Arbeitnehmer- und Arbeitnehmerinnen je nach Einkommen teils deutlich höhere Ausgaben, die das Netto-Einkommen schrumpfen lassen und sich damit auf den Geldbeutel auswirken. Für das Sozialsystem der Bundesrepublik, das als großzügig gilt, muss die arbeitende Bevölkerung in den kommenden Jahren also mehr Geld aufwenden.

Sozialabgaben steigen - höhere Beiträge für die Rentenversicherung

Das neue Rentenpaket der Bundesregierung hält neben dem Einstieg zur sogenannten Aktienrente auch höhere Beiträge für die Rentenversicherung bereit: Noch bis 2027 bleibt zwar der aktuelle Beitragssatz in Höhe von 18,6 Prozent bestehen, ab dem Jahr darauf (2028) ist jedoch ein Anstieg auf 20 Prozent vorgesehen. Bis 2035 soll der Beitragssatz für die Rentenversicherung gar auf 22,3 Prozent steigen.

Wie wirken sich die höheren Sozialabgaben bei der Rentenversicherung aus? Derzeit fällt bei einem Bruttoeinkommen von 3000 Euro ein Rentenversicherungsbeitrag von 558 Euro an - den sich Arbeitgeber und Arbeitnehmer zur Hälfte teilen. Ab 2028 würden die Abgaben auf 600 Euro steigen - wodurch die Mehrbelastung für eine arbeitende Person 21 Euro pro Monat beträgt. Einige Jahre später macht sich der Unterschied derweil schon um fast 60 Euro bemerkbar, die monatlich weniger zur Verfügung stehen.

Die Sozialabgaben für Krankenversicherung und Co. steigen in den kommenden Jahren. (Symbolfoto)

Beiträge zur Krankenversicherung: Milliardendefizit wegen hohen Ausgaben

In Deutschland sind neben der Rente auch die gesetzlichen Krankenkassen (GKV) ein Sorgenkind. Ausgaben und Einnahmen haben ein großes Ungleichgewicht - daher sind Anpassungen unausweichlich. Die hiesigen Krankenversicherungen rechnen für 2024 mit einem Milliardendefizit. Die Folge: Experten erwarten eine Steigerung der Beiträge zur Krankenversicherung um zwei Prozentpunkte - der aktuelle Beitragssatz liegt bei 14,6 Prozent. Demzufolge dürfte es auch bei den Zusatzbeiträgen - die von jeder Krankenkasse individuell erhoben werden - zu Erhöhungen kommen. Geht es nach Günter Neubauer, Direktor des Instituts für Gesundheitsökonomik (IfG), ist bei den Krankenkassenbeiträgen längerfristig ein Anstieg auf bis zu 17 Prozent des Einkommens möglich.

Wo noch höhere Sozialabgaben drohen: Deutschlands Pflegekassen sind strapaziert und benötigen Mehreinnahmen, um die massiven Ausgaben zu stemmen. Die gesetzliche Pflegeversicherung ist mit den jetzigen Beiträgen ab 2025 nicht mehr finanzierbar, schildert der AOK-Bundesverband und erklärt, dass auf Millionen Versicherte höhere Beiträge warten. Experten wie Neubauer erwarten eine Steigerung der Beiträge auf etwa 5,7 Prozent.

Bereits im vergangenen Jahr gab es hier eine Reform, seitdem zahlen Kinderlose vier Prozent ihres Einkommens. „Unsere Zahlen zeigen, dass die Zusage von Minister Lauterbach, die Reform sichere die Finanzierung der Pflegeversicherung in der gesamten Wahlperiode, nur schwer eingehalten werden kann“, zitiert das Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND) Carola Reimann, die Vorstandsvorsitzende des Verbandes.

Sozialabgaben müssen steigen - sonst drohen Beiträge über 50 Prozent

Die Reformen scheinen dringend nötig, damit der Gesamtbeitragssatz für die Sozialversicherungen nicht noch drastischer steigt: Focus.de nennt Prognosen des Verbandes „Die jungen Unternehmer“, wonach der Gesamtbeitragssatz für die Renten-, Kranken-, Pflege- und Arbeitslosenversicherung bis zum Jahr 2050 von heute etwa 40,9 Prozent auf über 50 Prozent ansteige, um das deutsche Sozialsystem zu finanzieren. Apropos Arbeitslosenversicherung: Der aktuelle Beitrag für die ALV beträgt 2,6 Prozent, eine Anhebung soll den Angaben zufolge im Jahr 2025 folgen. Ökonomen erwarten demnach einen Anstieg der Ausgaben pro Kopf auf drei Prozent.

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Nicht alle Abos sind nötig
Eine ähnliche Kostenfalle: Abos. Jeden Monat gehen Zahlungen vom Konto runter und man denkt: Ach ja, das wollte ich ja kündigen. Einmal hinsetzen und alle Abonnements beenden, die man nicht braucht. Wer seit Monaten für Disney, Netflix, Sky oder Spotify zahlt, den Dienst aber nicht nutzt, sollte ihn lieber stornieren und Geld sparen.  © Imago

Angesichts der höheren Belastung bei den Sozialabgaben kann die Schrumpfung des verfügbaren Einkommens nur über höhere Löhne ausgeglichen werden - oder aber durch mehr Sparsamkeit. Während auf Durchschnitts- und Gutverdiener in einigen Jahren monatlich höhere Sozialausgaben zukommen, ist die Lage bei Minijobbern und sozialversicherungspflichtigen Geringverdienern anders: Sie zahlen gar keine bzw. weniger Sozialausgaben, denn aktuell gilt bis zu einem monatlichen Einkommen von 2000 Euro eine reduzierte Beitragspflicht.

Studie zeigt Ungleichheit bei Steuerentlastungen der Bundesregierung

Derweil zeigt eine Auswertung des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW), dass zahlreiche Gering- bis Durchschnittsverdiener 2024 mehr Geld für Steuern zahlen, denn zum Jahreswechsel ist vieles teurer geworden: Neben den Sozialbeiträgen ist auch der CO2-Preis auf fossile Energieträger gestiegen, dazu kommen Mehrwertsteuer-Erhöhungen (Gastronomie sowie auf Gas) sowie steigende Netzentgelte auf Strom. Abfedernd wirke zwar die steuerliche Entlastung aufgrund angepasster Freibeträge.

Jedoch ergibt sich laut dem Institut hier ein Ungleichgewicht: Unterm Strich zahle ein Single mit einem Jahresbruttoeinkommen von 50.000 Euro ungefähr 40 Euro mehr an Steuern und Abgaben. Währenddessen haben eine Familie mit zwei Kindern und einem gemeinsamen Bruttojahreseinkommen von 130.000 Euro dagegen 262 Euro mehr, eine Familie mit 42.000 Euro Jahreseinkommen jedoch 33 Euro weniger.

Hart trifft es den Angaben zufolge Alleinerziehende mit Kind: Laut den IW-Berechnungen stehe bei einem Jahresbruttoeinkommen von unter 36.000 Euro ein Minus von 144 Euro zubuche. Laut dem IW müssten am Ende immer noch die Steuerzahler „die Versäumnisse der Regierung und die unsachgerechte und verfassungswidrige Haushaltspolitik“ ausbaden. (PF mit Material der AFP)

Rubriklistenbild: © Zoonar.com/Erwin Wodicka - wodicka@aon.at/Imago

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