Krise um Siemens Gamesa
Siemens Energy macht weiterhin Verluste – Energieriese blickt trotzdem positiv in Zukunft
Siemens Energy meldet erneut Verluste und verschiebt weiter Aufträge bei Siemens Gamesa. CEO Christian Bruch sieht jedoch optimistisch in die Zukunft des Energiekonzerns.
München – Ganz von dem Debakel um Siemens Gamesa hat sich der Energiekonzern Siemens Energy noch nicht erholt. Das Unternehmen meldete im vergangenen Quartal erneut Verluste, die jedoch deutlich geringer ausfielen als im Vorjahr. Die Rückkehr zur Stabilität zeigt sich in einer verbesserten Performance anderer Geschäftsbereiche und einer gestiegenen Nachfrage in bestimmten Bereichen des Unternehmens. Die Geschäfte mit der spanischen Windkrafttochter Siemens Gamesa wurden weithin reduziert. Der Energie-Riese blickt positiv in die Zukunft.
Der Auftragseingang bei Siemens geht insgesamt zurück - doch ein Sektor boomt
„Der schnell wachsende Strommarkt braucht eine große Bandbreite unserer Produkte. Besonders profitieren davon unsere Geschäfte mit der Netztechnik und den Gasturbinen“, sagt Siemens Energy-Geschäftsführer Christian Bruch im Quartalsbericht. So gab es einen Rekordauftragseingang von Siemens Gassektor, der sich im Vergleich zum Vorjahr verdoppelte. Auch die Margenqualität hätte sich durch den gestiegenen Auftragsbestand verbessert. Der Umsatz konnte um 18,5 Prozent gesteigert werden auf 8,8 Milliarden Euro.
Trotz der positiven Zahlen schrieb das Unternehmen auch im dritten Quartal des Geschäftsjahres (30. September) wieder Verluste - rund 102 Millionen Euro waren es nach Steuern. Operativ machte Siemens Gamesa einen Verlust von 463 Millionen Euro. Auch die Auftragsnachfrage für Siemens Energy allgemein ging zurück, der Rückgang betrug dabei etwa 29,6 Prozent, oder 10,4 Milliarden Euro. Der Konzern erklärt diesen Rückgang vor allem mit den hohen Vergleichswerten des letzten Jahres und der zeitlichen Verschiebung seiner Netztechnologien.
Siemens Energy: Rekordverlust von mehreren Milliarden Euro
Mit Qualitätsproblemen kämpfte das Unternehmen zudem seit den letzten Jahren in Bezug auf die Windkrafttochter Siemens Gamesa. Die vollständige Übernahme des spanischen Unternehmens im Jahr 2022 verursachte ein Milliardenloch, das durch die Mängel der Onshore-Windturbinen, den Turbinen an Land, und die damit verbundenen Aktienverluste verschärft wurde. Drei Chefwechsel hatte Siemens Gamesa zudem in den letzten vier Jahren. Der vierte Wechsel erfolgte erst Anfang August mit Siemens-Energy-Vorstand Vinod Philip, der die Nachfolge von Jochen Eickholt antrat.
Aus der Krise heraus schaffte es das Unternehmen nur mit staatlicher Unterstützung. Die Probleme mit Siemens Gamesa allein hinterließen einen Rekordverlust von 4,6 Milliarden Euro. Daher kündigte die Regierung im November 2023 an, den Konzern mit 7,5 Milliarden Euro zu unterstützen. Mit 26.000 Beschäftigten sei das Unternehmen ein wichtiger Arbeitgeber in zukunftssicheren Branchen, argumentierte das Wirtschaftsministerium unter der Leitung von Robert Habeck (Grüne).
Siemens Energy erwartet steigende Umsatzahlen für nächstes Jahr
Auch eigene Maßnahmen hat der Energie-Konzern seither ergriffen. Die neuen Aufträge bei der Windkrafttochter wurden um mehr als 90 Prozent reduziert, was 667 Millionen Euro entspricht. Im März dieses Jahres wurde zudem angekündigt, dass 4.100 Stellen bei Siemens Gamesa gestrichen werden sollen.
Trotz der Herausforderungen bleibt Bruch positiv: „Wir schauen daher trotz aller Herausforderungen optimistisch in die Zukunft und sind nach den ersten neun Monaten auf einem guten Weg, unsere Jahresprognose zu erfüllen.“ Der Ausblick des Unternehmens verspricht ein weiteres Umsatzwachstum von 10 bis 12 Prozent im kommenden Geschäftsjahr. Ein ebenso starkes Wachstum wird auch für Siemens Gamesa erwartet.