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Verkehrswende Deutschland

Rettet Chinas Offensive das billige E-Auto?

E-Autos spielen eine Schlüsselrolle bei der Verkehrswende in Deutschland. Doch der Trend bei den Absatzzahlen zeigte zuletzt nach unten. Kann China hierzulande die Preise drücken?

Berlin – 15 Millionen E-Autos sollen bis 2030 auf deutschen Straßen fahren, wenn es nach der Bundesregierung geht. Das könnte zeitlich knapp werden: Im Jahr 2024 waren es 1,4 Millionen Elektroautos. Nach Einschätzung der Internationalen Energieagentur (IEA) hängt das künftige Tempo der Verbreitung von E-Autos neben der Verfügbarkeit von Ladesäulen vor allem von der Erschwinglichkeit ab. Importe aus China könnten eine entscheidende Rolle spielen.

Bezahlbare Elektroautos aus China als Hoffnung für deutsche Verbraucher?

Im Vergleich zum Vorjahreszeitraum sanken die Neuzulassungen von Kraftfahrzeugen mit alternativem Antrieb zuletzt, wie Daten des Kraftfahrt-Bundesamtes zeigen. Die Bundesregierung hält dennoch unbeirrt an ihrem E-Autos-Ziel fest. Der Wegfall der staatlichen Kaufprämien Ende vergangenen Jahres gilt als ein Grund für den Rückgang. Hinzukommt, dass auf dem deutschen Markt nur eine Handvoll E-Auto-Modelle für unter 30.000 Euro verfügbar sind, wie eine Übersicht des Automobilclubs ADAC zeigt. Um das erste deutsche Auto auf der ADAC-Liste zu finden, muss man nach unten scrollen: Der Opel Astra Electric liegt mit einem Grundpreis von 41.990 Euro auf Platz 9 (Stand: 23. April 2024).

Die Fabrik des chinesischen Mischkonzerns und E-Auto-Herstellers BYD in Hefei in der chinesischen Provinz Anhui. BYD steht nicht für „Build your Dreams“, sondern ist eine Abkürzung des chinesischen Firmennamens. „Build your Dreams“ ist ein Slogan des Herstellers.

Autoexperte Stefan Bratzel vom Center of Automotive Management (CAM) nannte die Zielmarke von 15 Millionen E-Autos bis 2030 im ZDF „illusorisch“. Zentral seien die Kosten – es müsse niedrigere Anschaffungspreise geben, „die in der Höhe der Verbrenner liegen“. Hier könnte China ins Spiel kommen: Wachsende Exporte von Elektroautos chinesischer Hersteller könnten den Druck auf die Autopreise weiter erhöhen, teilte die IEA am Dienstag (23. April) mit. In China waren 2023 mehr als 60 Prozent der verkauften Elektroautos in der Anschaffung günstiger als ein entsprechendes Verbrennermodell, so die Energieagentur weiter. In Europa und den USA blieben dagegen die Anschaffungspreise für Autos mit Verbrennungsmotoren im Durchschnitt billiger.

Wie wettbewerbsfähig sind chinesische E-Autos auf dem deutschen Markt?

In der ADAC-Auswertung der günstigen Elektroautos waren chinesische Modelle noch nicht dabei. Momentan müssten sich deutsche Autobauer im Heimatmarkt keine allzu großen Sorgen machen, sagte Phillipp Kupferschmidt von der Unternehmensberatung Accenture der Deutschen Presse-Agentur. Denn so richtig billig seien die chinesischen Autos gar nicht. „Es ist der große Nachteil der chinesischen Autobauer, dass sie sehr selbstbewusst mit hohen Preisen in den Markt gegangen sind. Da haben sie sich massiv verschätzt“, so der Experte weiter. „Daher gibt es bei BYD inzwischen auch erhebliche Preisnachlässe.“ BYD hat etwa als Konkurrenz zum VW ID.3 den Dolphin im Programm, als Gegenspieler zum VW ID.4 das Modell Atto.

Andere Experten sehen dennoch eine offene Flanke bei den Deutschen. „Für viele Kunden ist es wichtig, dass man ein Auto für 15.000 bis 20.000 Euro kaufen kann“, sagt Branchenexperte Frank Schwope, der Automobilwirtschaft an der Fachhochschule des Mittelstands in Köln und Hannover lehrt. „Das bezahlbare Elektroauto aus China ist ja so etwas wie die große Hoffnung des deutschen Bürgers.“ Es seien zwar Autos etwa von VW geplant, die 25.000 oder auch irgendwann 20.000 Euro kosten sollen. „Aber ob sie angesichts der Inflation jemals diese Marken knacken werden, ist fraglich“, bezweifelt Schwope. Elektroauto-Pionier Tesla hatte kürzlich den Markt mit deutlichen Preisnachlässen aufgewirbelt.

Preisunterschiede: E-Autos in China bis zu 41 Prozent günstiger als in Europa

E-Autos sind in China deutlich günstiger als in Deutschland, bis zu 41 Prozent kosten die Stromer hierzulande mehr. Doch die günstigen Preise lassen sich nicht einfach so auf Deutschland übertragen. Frachtkosten, Marketing und Zölle würden viel vom Vorteil der niedrigeren Herstellungskosten in China aufzehren, so Kupferschmidt zur dpa. „Chinesen werden in Westeuropa absehbar in den nächsten Jahren nicht der Retter für den kleinen Geldbeutel sein, sie wollen keine Billigheimer sein“, so der Experte weiter. Allerdings: Mit einer eigenen Produktion in Europa könne sich das durchaus ändern. Ein Blick nach Japan zeigt, was in puncto Preis noch möglich ist: Der Nissan Sakura war dort im vergangenen Jahr das meistverkaufte E-Auto – Kostenpunkt umgerechnet rund 12.000 Euro.

Die sogenannten Kei Cars – also besonders kleine Autos – sind dort generell ein Renner. In Deutschland kommt beim Thema nachhaltige Mobilität noch ein weltanschauliches Problem hinzu: Menschen seien hierzulande überfordert, kapitulieren und „wenden sich dann rückwärts“, meinte Zukunfts- und Mobilitätsforscher Stephan Rammler unlängst im Gespräch mit dem Tagesspiegel. Autofahren werde wieder als „symbolischer Ausdruck einer Haltung“ zelebriert. Eigentlich müssten die Autos mit Blick auf die Umwelt wie in Japan immer kleiner werden. Die Pkws würden hierzulande aber – auch dank des technischen Fortschritts – immer größer, so der Forscher.

Unterm Strich erreichte der Absatz vollelektronischer Automobile im Jahr 2023 einen neuen Rekordwert, wie es vom CAM unlängst hieß. 57 Prozent aller Verkäufe weltweit entfielen dabei auf China, 22 Prozent auf EU-Staaten und 13 Prozent auf die USA. Chinas Überproduktion ist für die deutsche Wirtschaft allerdings langfristig ein Problem (bme mit dpa).

Rubriklistenbild: © IMAGO/CFOTO

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