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Reiche warnt vor wochenlangen Dunkelflauten: „Benötigen neue flexible Gaskraftwerke“
Dunkelflauten könnten wochenlang dauern, warnt die neue Wirtschaftsministerin Katherina Reiche. Wie realistisch ist diese Einschätzung?
Berlin – Die neue Wirtschaftsministerin Katherina Reiche (CDU) will bis 2030 bis zu 40 neue Gaskraftwerke in Deutschland ans Netz bringen. Das sei notwendig, um die Energieversorgung auch in Zeiten mit wenig erneuerbarer Erzeugung im Netz zu sichern – insbesondere, wenn die Kohlekraftwerke im Land abgeschaltet werden. „Und wenn ich jetzt höre und lese, da sei die Gaslobby am Werk, möchte ich den Kritikern gleich zurufen, dass wir im gleichen Zug die Abscheidung von CO₂, also CCS und CCU, also die Nutzung von CO₂ ermöglichen müssen“, sagte sie beim Tag des Familienunternehmens in Berlin.
Nun wurde Reiche in einem Interview mit der Neuen Zürcher Zeitung (NZZ) zu den Plänen befragt. Darin betonte sie die Notwendigkeit der Gaskraftwerke, um sogenannte Dunkelflauten abzuwenden.
Dunkelflauten kommen immer wieder vor – aber seltener als Reiche behauptet
„Deutschland wird sich absehbar nicht allein mit erneuerbaren Energienversorgen können, wenn wir aus der Kohle aussteigen und der Strombedarf in Zukunft noch steigen wird. Als ehemalige Energiemanagerin kann ich Ihnen sagen, dass Dunkelflauten ohne Wind- und Sonnenenergie nicht nur wenige Tage, sondern oft Wochen anhalten können“, sagt Reiche in der NZZ.
Dunkelflauten sind Zeiten, in denen wetterbedingt wenig oder gar keinen Strom aus Wind und Solar erzeugt werden kann. Im vergangenen Winter führte das zu zeitweise volatilen Preisen an der Strombörse: Bis zu 936 Euro pro Megawattstunde wurde an einem Tag im November 2024 gefordert. Einige energieintensive Unternehmen mussten angesichts dieser Preise zeitweise ihr Produktion drosseln.
Neue Wirtschaftsministerin Katherina Reiche: Hinter den Kulissen war sie die ganze Zeit dabei
Dass diese Dunkelflauten „oft“ und „Wochen anhalten können“, dafür gibt es allerdings keine Belege. Im Marktbericht des Übertragungsnetzbetreibers Ampiron wird die Dunkelflaute im November 2024 aufgegriffen und als „die längste Dunkelflaute seit 1982“ beschrieben. Sie habe elf Tage angedauert. Ähnlich lange Dunkelflauten habe es zuletzt 2017 und 2006 gegeben. Aus ihrer Sicht sollte das Netz also grundsätzlich so vorbereitet sein, dass es Flauten von um die zehn Tage abfedern könne.
Dunkelflauten kommen im Schnitt zweimal im Jahr vor und dauern einige Tage
Laut einer Untersuchung des Karlsruher Instituts für Technologie (KIT), kommen Dunkelflauten im Schnitt zweimal im Jahr vor und dauern in der Regel zwischen zwei und acht Tagen an. Nach Angaben der Bundesnetzagentur ist es jedoch in Zeiten mit wenig Strom aus den Erneuerbaren noch nie zu einem Stromengpass gekommen. Deutschland kann sich immer selbst mit Strom versorgen, so die Botschaft.
Die Netzagentur betont aber auch, dass konventionelle Kraftwerke in Zukunft notwendig sein werden: „Bis wir soweit sind, dass wir unseren gesamten Strombedarf mit erneuerbaren Energien decken können und die Netze so ausgebaut sind, dass sie den Strom dorthin transportieren können, wo er gebraucht wird, die Back-up-Kraftwerke noch nicht durch Wasserstoff oder andere Technologien CO₂-frei sind, werden wir noch die fossilen Energien nutzen müssen.“
40 neue Gaskraftwerke? Reiche-Plan kommt in der EU nicht gut an
Ob es jedoch wirklich 40 Gaskraftwerke sein müssen, wie Katherina Reiche sie vorsieht, darüber, ist man sich in der Branche uneinig. Clean-Tech-Unternehmen verweisen auf Batterietechnik, die erneuerbaren Strom speichern könnte. Auch durch das Nutzen von Elektroautos als Stromspeicher (sog. „bidirektionales Laden“) könnte man Dunkelflauten besser abfedern. Zudem könnten Engpässe durch Importe aus EU-Nachbarländern helfen.
Michael Sterner, Energiewirtschaftler an der Technischen Hochschule Regensburg, sagt zur Süddeutschen Zeitung: „Wirklich technologieoffen wäre es, Flexibilität am Strommarkt auszuschreiben, und nicht gleich auf Gaskraftwerke zu setzen“. Dann könnten Energieunternehmen entscheiden, was sie bauen wollen: Gaskraftwerke, Wasserstoff- oder Biogas-Werke oder große Batteriespeicher. „So aber wird wieder die alte, zentrale Energiewirtschaft gefördert.“
Auch Ex-Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) hatte neue Gaskraftwerke bauen wollen. Diese sollten dann in Zukunft auf Wasserstoff umstellbar sein. Sein Plan sah jedoch weniger Kraftwerke vor – nur 20 neue Anlagen. Das lag auch daran, dass die EU den Bau von mehr neuen Anlagen mit staatlichen Subventionen nicht genehmigt hatte. Auch dieses Problem wird Katherina Reiche also lösen müssen.