Mehr Geld für alle
Deutschland leidet unter hohen Energiekosten: Kanzler Merz will sofort loslegen
Die Erwartungen an Friedrich Merz sind nach den Ergebnissen der Bundestagswahl hoch. Die Union hat sich frühzeitig in Position gebracht – und strebt eine schnelle Entlastung der Haushalte an.
Berlin – Nach der Bundestagswahl steht fest: Friedrich Merz wird der nächste Bundeskanzler. Seine CDU hat zwar nicht so gut abgeschnitten wie erhofft, doch sie kann mit der SPD alleine regieren und muss nicht mit den Grünen eine dreier Koalition bilden. Merz will so schnell wie möglich die drängendsten Probleme angehen. In einem Sofortprogramm haben CDU und CSU vorgestellt, was als Erstes passieren soll. Ganz oben auf der Liste: Die Stromsteuer senken.
Nach dem Ergebnis der Bundestagswahl: Merz will Energiepreise senken
Im Sofortprogramm der Union heißt es: „Wir senken die Stromsteuer und die Netzentgelte – für eine Entlastung von mindestens 5 Cent pro kWh. Der Strom muss für alle günstiger werden.“ Der Strompreis besteht in Deutschland nur zu 43 Prozent aus den Kosten für Beschaffung und Vertrieb, der Großteil des Strompreises entsteht aus den Netzentgelten und den Steuern. Wie die Bundesnetzagentur schreibt, haben Haushaltskunden 2024 im Schnitt 13,22 Cent pro Kilowattstunde für Netzentgelte ausgegeben und 10,27 Cent/kWh für Steuern und Abgaben. Ohne diese Bestandteile hat der Strom nur 18,10 Cent/kWh gekostet.
Die Stromsteuer abzusenken dürfte auch noch eine Maßnahme sein, die sehr schnell umgesetzt werden kann. Größte Hürde wäre wohl die Umsetzung durch die Energieunternehmen. Und es bleibt die Frage nach der Finanzierung: 2023 hat der deutsche Staat durch diese Steuer 6,8 Milliarden Euro eingenommen. CDU und CSU wollen das Geld dafür aus dem Transformationsfonds nehmen. Da daraus aber aktuell andere Maßnahmen bezahlt werden, zum Beispiel die EEG-Förderung für Solaranlagen-Besitzer, ist nicht sicher, ob das ausreichen wird.
Merz-Plan kann Haushalte und Unternehmen sofort entlasten
Die Stromsteuer und die Netzentgelte abzusenken birgt aber erhebliches Entlastungspotenzial. Die Stromsteuer beträgt in Deutschland aktuell 2,05 Cent/kWh. Das ist weit mehr als das, was die EU als Mindesthöhe vorgibt: 0,1 Cent/kWh müssen die Mitgliedsstaaten demnach erheben. Würde die neue Regierung die Stromsteuer auf diese Mindesthöhe absenken, würde eine Familie mit einem Jahresstromverbrauch von 4000 kWh im Jahr 93 Euro (brutto) weniger bezahlen, so die Vergleichsplattform Verivox. Bei einem Verbrauch von 2500 kWh wären es 65 Euro weniger, bei 1500 kWh etwa 35 Euro weniger.
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„Die horrenden Strompreise im Energiekrisenjahr 2022 gehören inzwischen der Vergangenheit an. Dennoch ist das Strompreisniveau aktuell noch rund 5 Prozent höher als vor der Energiekrise. Zudem werden Haushalte in Deutschland beim Strompreis stark durch Steuern und Abgaben belastet. Eine Reduzierung der Stromsteuer wäre daher ein sinnvoller Schritt, die Haushaltskosten dauerhaft zu senken“, sagt Thorsten Storck, Energieexperte bei Verivox.
Besonders entlasten würde die Senkung der Stromsteuer aber auch Unternehmen, vor allem solche mit hohem Stromverbrauch.
Strompreise zu senken entlastet die Menschen – und belastet den Staat
Schwieriger zu prognostizieren sind die möglichen Folgen einer Absenkung der Netzentgelte, da diese regional unterschiedlich ausfallen. Die Union möchte den Strompreis um insgesamt 5 Cent/kWh absenken. Um dieses Versprechen einzulösen, müsste sie neben der Absenkung der Stromsteuer auf 0,1 Cent/kWh noch weitere 3,05 Cent/kWh an Entlastung bei den Netzentgelten herausholen. Im Bundesdurchschnitt zahlen Haushaltskunden aktuell laut Bundesnetzagentur 10,8 Cent/kWh für Netzentgelte. Zwischen 2024 und 2025 wurden zahlreiche Kunden bereits entlastet, im Schnitt sind die Kosten um 2 Cent/kWh gesunken.
Eine weitere Absenkung um 3 Cent/kWh würde ein Haushalt mit 4000 kWh an Jahresverbrauch um nochmal rund 100 Euro entlasten. Insgesamt würde dieser Haushalt auf 1200 Euro statt 1400 Euro im Jahr an Stromkosten kommen, wenn die Union das Versprechen einhält.
Das würde den Staatshaushalt noch zusätzlich belasten. Bis 2023 hat der deutsche Staat die Netzentgelte mit fünf Milliarden Euro im Jahr stabilisiert. Auch das will die Union aus den Einnahmen für den CO₂-Preis finanzieren; zusammen mit der Stromsteuer sind es also gut zwölf Milliarden Euro, die dort zusätzlich entnommen würden.
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