Antriebsvergleich
Pkw-Gesamtkosten: Hochpreisige E-Autos schon heute oftmals günstiger
Mit der Abschaffung der Kaufprämie ist der Elektroauto-Absatz gesunken. Dabei sind teurere Modelle auch ohne staatliche Förderung schon jetzt oftmals günstiger.
Berlin/München - Der Elektroauto-Absatz ist in Deutschland seit der Abschaffung der staatlichen Umweltprämie spürbar gesunken. Das liegt vor allem daran, dass Elektrofahrzeuge beim Kauf oft noch deutlich teurer sind als vergleichbare Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor.
Angesichts der angespannten Situation der deutschen Autoindustrie wird wieder über die Wiedereinführung von Kaufanreizen für E-Autos diskutiert.
Elektroauto oder Verbrenner? Gesamtkosten wichtiger als Kaufpreis
Für eine realistische Einschätzung der Wirtschaftlichkeit eines Fahrzeugs sind allerdings die Gesamtkosten über die gesamte Lebensdauer eines Autos relevanter, als der reine Kaufpreis. Darüber klärt das Bündnis Agora Verkehrswende in einer aktuellen Studie auf.
Denn die kompletten Kosten eines Autos umfassen neben der Anschaffung den späteren Wertverlust sowie Ausgaben für Steuern, Wartung und Energie. Der Unterschied zwischen den Antriebsarten wird in dieser Betrachtung kleiner, da die Betriebskosten für Elektrofahrzeuge, insbesondere die Energiekosten pro 100 Kilometer, niedriger seien.
Je länger ein Elektroauto genutzt wird, desto mehr wirke sich das positiv auf die Gesamtkosten aus, betont die „Denkfabrik“ und meint damit den Vergleich gegenüber einem Modell mit Benzin- oder Dieselmotor.
Warum eine Umweltprämie für günstige Elektroautos Sinn macht
Trotzdem reichen diese Einsparungen bei einer Haltedauer von fünf Jahren den Angaben zufolge häufig nicht aus, um den höheren Kaufpreis eines Elektroautos zu kompensieren. Das gelte besonders für günstigere Modelle und spritsparende Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor, die immer noch wirtschaftlicher sind. Kaufanreize mit einer Umweltprämie könnten hier die Gesamtkosten zugunsten von Elektrofahrzeugen verschieben – und somit auch deren Attraktivität steigern.
Im hochpreisigen Segment ist das Verhältnis der Gesamtkosten eines Autos jedoch anders: Bei höheren Fahrzeugklassen wie der oberen Mittelklasse und der Oberklasse hingegen hätten E-Autos oft schon jetzt die Nase vorn, wenn man die Gesamtkosten über fünf Jahre vergleicht. Der Grund liege laut Agora darin, dass die Preisunterschiede in diesen Segmenten geringer sind.
Neue Kaufprämie? Staat subventioniert E-Autos und Verbrennermodelle
Zudem werden viele dieser Fahrzeuge als Dienstwagen genutzt, wodurch nicht nur Fahrer von BEV-Modellen steuerlich bevorteilt werden. Eine zusätzliche Förderung in diesen Pkw-Segmenten wäre laut dem Thinktank daher kaum gerechtfertigt. Eine derartige Umsetzung inform einer neuen Umweltprämie für E-Autos könnte jedoch deutsche Autohersteller empfindlich treffen:
Spritschleudern der Autogeschichte: 43,5 Liter auf 100 Kilometer




Autokonzerne wie BMW, Mercedes-Benz und mit Abstrichen VW haben ihren Fokus längst auf das kostenträchtige Premium- und Luxussegment verlagert. Zumindest Volkswagen plant jedoch den Marktstart von bezahlbaren Elektroautos. Nach Meinung der Agora Verkehrswende wird übrigens auch die Besteuerung von Pkw und Energie nicht ausreichend an den CO₂-Ausstoß gekoppelt, was die Nachfrage nach konventionellen Verbrennern begünstigt.
Antriebsarten: Größere E-Autos bei den Gesamtkosten schon jetzt oft günstiger
Anhand von Modellvergleichen skizziert die Organisation die Gesamtkosten eines Elektroautos im Vergleich zum Verbrenner. So seien die Gesamtkosten eines Opel Corsa Electric ohne staatliche Förderung nach fünf Jahren 12,1 Prozent höher als bei einem Opel Corsa mit Verbrennungsmotor. Mit einer Kaufprämie von 6000 Euro wäre das kleine E-Auto jedoch stattdessen 4,6 Prozent günstiger.
Ähnlich verhält es sich beim Renault Kangoo E-Tech, der ohne Förderung 8,2 Prozent höhere Kosten aufweist als das Verbrenner-Pendant, aber mit einem Kaufanreiz 5,0 Prozent günstiger wäre. Höherpreisige Modelle wie der Audi Q8 e-tron (-6,8 Prozent) und der VW ID.7 (- 12,7 Prozent, siehe Grafik) haben hingegen bereits jetzt geringere Gesamtkosten als ihre Verbrennerversionen, selbst ohne staatliche Unterstützung. (PF)
Rubriklistenbild: © IMAGO/Christian Ohde

