Kopfzerbrechen in der Autoindustrie
Käufer verschmähen Elektroautos: Autohandel erwartet bei E-Autos „Preisschlachten wie noch nie“
In Deutschland werden immer weniger Elektroautos gekauft. Das kann für die Hersteller zum Problem werden, denn sie müssen die CO₂-Vorgaben der EU erfüllen.
Würzburg/Flensburg - Der Absatz von Elektroautos in Deutschland ist in den ersten sechs Monaten 2024 im Vergleich zum Vorjahr um 16,4 Prozent auf 184.125 Fahrzeuge zurückgegangen. Diese Zahlen gibt das Kraftfahrt-Bundesamt bekannt. Auch im Juli schwächelte der Absatz. Die Neuzulassungen von Elektroautos brachen im Vergleich zum Vorjahr um 36,8 Prozent auf 30.762 Fahrzeuge ein.
Käufer meiden E-Autos: Markt hat jegliche Dynamik verloren
Constantin Gall von der Unternehmensberatung EY sprach mit Blick auf die Elektroauto-Zahlen von einem Markt, der „jegliche Dynamik verloren“ habe. „Viele Kunden zweifeln an den Perspektiven von Elektroautos.“ Für zusätzliche Verunsicherung sorge, dass aus der Politik immer häufiger die Abkehr vom Verbrenner-Aus im Jahr 2035 gefordert werde.
Neben der im vergangenen Jahr ausgelaufenen staatlichen Förderung für den Kauf von Elektroautos nannte Gall die hohen Preise, das „sehr überschaubare Angebot an bezahlbaren Elektrokleinwagen“ und den Preisverfall bei gebrauchten Elektroautos als wichtige Gründe für die Skepsis gegenüber Elektroautos.
Autohandel erwartet Preisschlachten um Elektroautos: Hersteller wollen Strafzahlungen vermeiden
Angesichts des geringen Käuferinteresses an Elektroautos rechnet Thomas Peckruhn, Vizepräsident des Zentralverbands Deutsches Kraftfahrzeuggewerbe (ZDK), im kommenden Jahr mit Preiskämpfen. Um den Absatz zu steigern, werde man „Preisschlachten erleben wie noch nie“, sagte Peckruhn im Gespräch mit der Autoren-Union Mobilität. Denn die Hersteller wollten Strafzahlungen wegen zu hoher CO₂-Werte vermeiden. Skoda etwa müsste den Absatz von Elektroautos verdoppeln, um die EU-Vorgaben zu erfüllen.
Ein Grund, warum die E-Mobilität in Deutschland insgesamt nicht in Schwung kommt, ist auch die Skepsis der Autokäufer gegenüber Gebrauchtwagen. Laut DAT-Report 2024 geben nur neun Prozent der Neuwagenkäufer und 13 Prozent der Gebrauchtwagenkäufer an, dass ein gebrauchtes Elektroauto für sie in Frage käme. Die Mehrheit würde ein E-Auto entweder nur als Neuwagen kaufen oder sich grundsätzlich gegen ein E-Auto entscheiden.
Autohandel hat Probleme mit Leasing-Rückläufern – häufig sind das Elektroautos
Das bringt die Händler in Bedrängnis, zumal immer mehr staatlich geförderte Fahrzeuge zu ihnen zurückkommen. Denn die meisten Stromer werden nicht verkauft, sondern geleast. Dabei wurde laut Peckruhn die staatliche Umweltprämie als Leasing-Sonderzahlung verbucht und gleichzeitig ein hoher Restwert angesetzt. Das habe zu niedrigen Leasingraten geführt. Der erwartete Restwert kann aber auch wegen des brachliegenden Gebrauchtwagenmarktes nicht erzielt werden.
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Eine Umfrage der Zeitschrift Kfz-Betrieb und Vogel Research zeigt, dass mehr als die Hälfte der Händler gebrauchte Elektrofahrzeuge als „nahezu unverkäuflich“ einstufen. Lediglich einjährige Elektrofahrzeuge würden nachgefragt. Laut Peckruhn werden gebrauchte Elektrofahrzeuge daher auch ins Ausland exportiert, zum Beispiel nach Norwegen oder Schweden, wo Elektromobilität positiver wahrgenommen wird.
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