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„Die deutsche Industrie ist sehr handlungsfähig“

„Kapazität bei Artillerie-Munition verzwanzigfachen“ – Deutscher Rüstungsriese dreht auf

Die NATO braucht Artillerie-Munition. Ein deutscher Rüstungskonzern fährt darum drastisch die Produktion hoch. Es geht um Milliarden.

Düsseldorf – Während der Ukraine-Krieg in Teilen der Wirtschaft verschiedene Krisen ausgelöst hat, profitierte der Rüstungskonzern Rheinmetall. Der Angriff Russlands auf die Ukraine hatte bei vielen europäischen Ländern neuen Bedarf nach Waffen und Munition geweckt – der deutsche Rüstungsriese Rheinmetall soll jetzt einiges davon decken. Nachdem ein massiver Großauftrag bekannt geworden ist, will Rheinmetall seine Produktion von Artillerie-Munition drastisch hochfahren.

„Bis 2026 verzwanzigfachen“ – Rheinmetall fährt Produktion von Artillerie-Munition drastisch hoch

In einigen Bereichen habe Rheinmetall seine Produktion schon jetzt deutlich gesteigert. Armin Papperger, der Chef von Rheinmetall, hatte gegenüber n-tv bereits von einer Verzehnfachung gesprochen. Auch im Interview mit dieser Redaktion kündigte der Rheinmetallchef eine deutliche Produktionssteigerung bei Artilleriemunition an. Und damit nicht genug: „Im Bereich der Artillerie-Munition werden wir bis 2026 verzwanzigfachen.“ Damit meint er auch die immer mehr gefragte 155-Millimeter-Artillerie-Munition, die derzeit eine der wichtigsten Munitionsarten im Ukraine-Krieg ist.

„Kapazität bei Artillerie-Munition verzwanzigfachen“ – Deutscher Rüstungsriese dreht auf

Im Juni hatte Rheinmetall dabei den bislang größten Auftrag der Firmengeschichte erhalten. Ein mit der Bundeswehr vereinbarter Rahmenvertrag für die Lieferung von Artillerie-Munition umfasste Geschosse im Wert von bis zu 8,5 Milliarden Euro. Die Geschosse sollen bis zu 40 Kilometer weit fliegen können, es dürften mehrere Millionen Schuss sein. „Die deutsche Industrie ist sehr handlungsfähig“, hatte Papperger gesagt. In den vergangenen 18 Monaten habe Rheinmetall rund 5,6 Milliarden Euro investiert.

Weiter hatte der Rheinmetall-Chef dafür plädiert, dass Deutschland das Zwei-Prozent-Ziel der NATO bei den Verteidigungsausgaben einhalten müsste. Dazu würden der Bundesrepublik allerdings zwischen 30 Milliarden Euro und 35 Milliarden Euro fehlen – pro Jahr. „Diese Lücke muss geschlossen werden, sonst ist es nur ein Strohfeuer“, kritisierte Papperger.

Neue Artillerie-Munition für den Ukraine-Krieg – aus den Lagern der Bundeswehr

Wo die hergestellte Artillerie-Munition von Rheinmetall am Ende landen soll, steht ebenfalls schon fest. Zunächst soll die Munition die „ziemlich leeren“ Bestände der Bundeswehr wieder auffüllen. Laut einer Unternehmensmeldung von Rheinmetall sollen auch die NATO-Verbündeten Niederlande, Estland und Dänemark an dem Auftrag teilhaben. Später will die Bundeswehr einen „großen Teil“ der Geschosse an die Ukraine abgeben. Das nach wie vor unter russischem Beschuss stehende Land hatte schon mehrere Munitionslieferungen aus Deutschland erhalten, weitere sollen folgen.

„Wir sind dankbar für das große Vertrauen, das sich in dieser langfristigen Beauftragung im Rahmen der Sicherheitsvorsorge der Bundesrepublik und ihrer Verbündeten ausdrückt“, erklärte Firmenchef Armin Papperger dem Nachrichtenportal. Im Frühjahr hatte Rheinmetall mit dem Bau eines neuen Werks für Artillerie-Munition begonnen, das am größten Rheinmetall-Standort Unterlüß stehen soll. Papperger führte weiter aus: „Dieser Rahmenvertrag sichert die erforderliche Auslastung des neuen Werks, das wir an unserem Standort Unterlüß in Niedersachsen zur Munitionsversorgung unserer Streitkräfte entstehen lassen.“ Die Lieferungen sollen 2025 beginnen.

NATO sucht nach Artillerie-Munition – Munitionstyp lange vernachlässigt

Um die 155-Millimeter-Munition ist im Zuge des Ukraine-Kriegs eine Art Tauziehen entstanden – beide ehemaligen Sowjet-Staaten bauen auf sie. Sowohl Russland als auch die westlichen Verbündeten der Ukraine versuchen, so viel Artillerie-Munition wie möglich von den Weltmärkten einzukaufen. Die verfügbare Produktionskapazität der westlichen NATO-Staaten war auf so große Mengen nicht ausgelegt, weswegen es zwischenzeitlich zu drastischen Engpässen in der Munitionsversorgung der Ukraine kam.

Zum Vergleich: Vor dem Ukraine-Krieg hatte Rheinmetall den letzten Großauftrag der Bundeswehr für Artillerie-Munition im April 2019 erhalten (32.000 Geschosse), wiederum davor hatte die letzte größere Bestellung 2009 stattgefunden. Das hatte das Handelsblatt berichtet. Die NATO verfolgt grundsätzlich eine andere Doktrin; einen Grabenkrieg wie im vergangenen Jahrhundert hatte das westliche Militärbündnis offenbar nicht erwartet. Entsprechend unvorbereitet war der Westen hinsichtlich der Artillerie.

Durch den Krieg kam die Kehrtwende. Durch die massive Ausweitung seiner Produktionskapazitäten will Rheinmetall ab 2025 an allen Standorten gemeinsam bis zu 700.000 Artillerie-Granaten pro Jahr produzieren. Im Jahr 2022 hatte Rheinmetall ein Zehntel davon produziert.

Rubriklistenbild: © IMAGO / ZUMA Press Wire Laurel Chor

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