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Dynamische Tarife

Grün und günstig: Drei Unternehmen, die den Strom-Markt aufwirbeln

Grüner Strom ist der Schlüssel zum Erfolg für die Energiewende. Doch aktuell gibt es ihn noch zu wenig und er ist zu teuer. Oder doch nicht? Drei Unternehmen, die das Gegenteil beweisen.

Berlin – Die Energiewende in Deutschland hängt maßgeblich am Ausbau der Kapazitäten für erneuerbaren Strom. Solar und Wind sind die Hauptquellen des grünen Stroms, aber auch Wasserkraft oder Biomasse spielen eine Rolle. Die Hoffnung der Bundesregierung: Durch den Ausbau der Erzeugungsmöglichkeiten für regenerativen Strom wird dieser billiger werden – und damit auch noch die letzten Zweifler davon überzeugen, auf Elektroautos, Wärmepumpen und Solaranlagen umzusteigen.

Doch aktuell ist Strom teuer, viel teurer als Erdgas oder Öl. Pro Kilowattstunde zahlen Verbraucher und Verbraucherinnen aktuell rund 30 Cent für Strom, wovon rund die Hälfte aus erneuerbaren Quellen stammt. Gas kostet dagegen 9 Cent pro kWh, Heizöl rund 12 Cent. Damit der Plan also aufgehen kann, muss noch viel passieren. Oder?

Ökostrom-Tarife mit Smart Metern kombinieren

Tatsächlich werben immer mehr Unternehmen mit Stromtarifen, die weit unter den Preisen für fossile Energieträger liegen. Noch dazu versprechen sie, dass der bezogene Strom ausschließlich aus erneuerbaren Quellen kommt, also 100 Prozent Ökostrom ist. Im besten Fall kommt der erneuerbare Strom aus der eigenen Photovoltaik-Anlage. Aber auch für diejenigen, die kein eigenes Solarmodul haben, gibt es Angebote mit dynamischen Ökostrom-Tarifen.

Dynamische Stromtarife sind, wie der Name schon vermuten lässt, nicht an einen festen Preis gekoppelt, sondern variabel. Dabei wird Strom zu Zeiten eingekauft, zu denen er besonders günstig auf der Börse ist. Das ist zu bestimmten Tages- oder Nachtzeiten der Fall, aber auch dann, wenn viel erneuerbarer Strom produziert werden kann, weil die Bedingungen stimmen (also beispielsweise starker Wind und viel Sonnenschein).

Farbenprächtig leuchtet der Sonnenuntergang über einem Windenergiepark.

Für alle dynamischen Stromtarife ist ein Smart Meter unabdingbar: Der digitale Strommesser kann nämlich in Echtzeit genau diese Daten von der Strombörse einholen und zu günstigen Zeiten einkaufen. Wer eine PV-Anlage hat, braucht einen Smart Meter, um die eigene Produktion bestmöglich zu verteilen. Wer viel Strom produziert, aber gerade nicht so viel braucht, kann zum Beispiel diesen überschüssigen Strom ans Netz bringen – und zur weiteren Preisabsenkung an der Strombörse beitragen.

Um die Möglichkeiten von dynamischen Stromtarifen zu veranschaulichen, stellen wir hier drei Unternehmen vor, die solche Tarife anbieten. Alle drei haben leicht abweichende Herangehensweisen, versprechen ihren Kunden aber deutlich niedrigere Strompreise. Es gibt zudem noch viel mehr Unternehmen, die solche Optionen anbieten. Bis 2025 soll es sogar Pflicht für alle Anbieter werden.

Octopus Energy: Zwei Tarife für Wärmepumpen und E-Autos

Der Strom- und Gasanbieter Octopus Energy bietet seit Ende September 2023 dynamische Stromtarife speziell für Wärmepumpen und Elektroautos an. Hier sind keine PV-Anlagen oder Stromspeicher notwendig. Beim dynamischen Stromtarif für die Wärmepumpe, „Octopus Heat“, kostet der Strom in den Zeiten von 12 bis 16 Uhr und von 2 und 6 Uhr pauschal vier Cent weniger als in den übrigen Zeitfenstern. Die Idee ist also, dass Wärmepumpenbesitzer ihre Heizung so programmieren, dass sie sich nur in diesen günstigen Zeiten einschaltet.

Der normale Arbeitspreis für Wärmepumpen liegt bei Octopus Energy bei rund 30 Cent/kWh (ortsabhängig). Mit dem „Octopus Heat“-Tarif werden dann also nur noch 26 Cent fällig. Hochgerechnet auf einen Verbrauch von 6000 kWh im Jahr werden also statt 1800 Euro im Jahr nur noch 1560 Euro fällig. Dazu kommt noch der Grundpreis, der bei Octopus bei 14 Euro im Monat liegt.

Für Elektroautos bietet das Unternehmen einen ähnlichen Tarif an, „Octopus Go“. Fürs Laden eines E-Autos wird der Strom in der Zeit von 24 bis 5 Uhr ebenfalls um vier Cent günstiger als der normale Arbeitspreis.

„Die beiden Tarife sind genau das, wonach uns unsere Kunden und Kundinnen immer wieder gefragt haben. Damit bieten wir eine einfache Möglichkeit, von grünem Strom und den Schwankungen am Markt zu profitieren“, erklärt dazu Octopus Energy Deutschland Chef, Bastian Gierull. „Viele Menschen sind bereit, ihren Verbrauch zu verschieben, wenn sie damit sparen können. Vor Börsenstromtarifen oder komplizierten Modellen schrecken sie aber oft noch zurück. Daran darf es nicht scheitern.“

1Komma5°: Halbierung der Stromkosten

Mit seinem dynamischen Strommodell hat die Firma 1Komma5° schon einige Schlagzeilen gemacht. Das ist auch wenig überraschend, denn das Versprechen des Unternehmens klingt zu gut, um wahr zu sein: Für unschlagbare 15 Cent pro kWh können Kunden Strom von 1Komma5° bekommen.

Dieses dynamische Modell ist hauptsächlich an Kunden und Kundinnen gerichtet, die mit PV-Anlagen ihren eigenen Strom produzieren. Der Kauf von Börsenstrom geschieht also, um die eigenen Speicher aufzufüllen – für die Tage, an denen die eigene Anlage nicht genug Strom produzieren kann. Mit einem digitalen Energiemanager, das sogenannte „Heartbeat“-System, wird der Strom also in den Zeiten an der Börse eingekauft, in denen er besonders billig ist. Das Versprechen des Unternehmens: Der Netzstrom soll im Jahresdurchschnitt nie über 15 Cent pro kWh steigen, dafür schließen Kunden einen Vertrag ab.

Theoretisch, wenn die Versprechen des Unternehmens sich am Ende bewahrheiten, kann damit die Stromrechnung erheblich kleiner ausfallen. Bei einem Stromverbrauch von 3000 kWh/Jahr zahlt man zu einem marktüblichen Tarif 900 Euro im Jahr. Liegt der Preis dauerhaft bei oder unter 15 Cent, kommen gerade mal 450 Euro zustande.

Ostrom: Dynamisches Modell für alle mit Smart Meter

Ostrom bietet dynamische Stromtarife für alle Stromkunden und -kundinnen an. Es ist ein klassisches Modell, das am häufigsten am Markt vorkommt. Einzige Voraussetzung ist: Man muss einen Smart Meter haben. Der Smart Meter kontrolliert dann stündlich, wie die Preise für Strom an der Börse aussehen und informiert die Kunden dann mit der Ostrom-App. Damit können Verbraucher und Verbraucherinnen ihren eigenen Stromverbrauch an die aktuellen Preise anpassen.

Mit der App kann man auch mehr machen: Ihr zum Beispiel sagen, dass sie das Elektroauto dann laden soll, wenn es besonders günstig ist. Oder die Wärmepumpe wird mit der App verbunden und heizt nur zu günstigen Zeiten.

Ostrom arbeitet auch mit Solaranbietern zusammen. Die Firma Soly, die PV-Anlagen herstellt, bietet ihren Kunden einen Stromtarif zum Grundpreis von 6 Euro/Monat plus Netzentgelte an.

Verivox: Dynamische Stromtarife lohnen sich nicht immer

Es gibt mittlerweile noch viel mehr Anbieter, die solche Tarife anbieten – große Anbieter sind sogar dazu verpflichtet, einen dynamischen Tarif anzubieten. Sie sind aber auch nicht ganz perfekt. So hat das Vergleichsportal Verivox neulich nach Auswertung einer Fünfjahresstudie festgestellt, dass sich diese Stromtarife für die allermeisten Verbraucher und Verbraucherinnen noch nicht lohnen. „Zwar gab es in den letzten fünf Jahren immer wieder Phasen, in denen dynamische Tarife auch günstiger waren, allerdings unterliegen sie teilweise enormen Preisschwankungen“, sagte Thorsten Storck von Verivox. Sie können sogar geringfügig teurer ausfallen.

Storck geht aber davon aus, dass sich das in Zukunft ändern könnte, wenn smarte Lösungen und neue Speicher auf den Markt kämen. Stromversorger mit mehr als 100.000 Kundinnen und Kunden müssen bereits heute mindestens einen dynamischen Tarif anbieten, ab 2025 ist dann jeder Versorger gesetzlich dazu verpflichtet.

Viele Verbraucher und Verbraucherinnen haben sich bisher allerdings noch nicht mit der Thematik befasst. Wie eine Verivox-Umfrage zeigt, haben 61 Prozent der Befragten noch nie von dynamischen Strompreisen gehört, 35 Prozent kennen dieses Modell. Knapp die Hälfte (49 Prozent) kann sich demnach grundsätzlich vorstellen, einen dynamischen Stromtarif in Zukunft zu nutzen.

Mit Material von AFP

Rubriklistenbild: © Patrick Pleul/dpa

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