Enorme Dominanz am Automarkt
China im Visier der USA – Steht ein Verbot für wichtige Komponenten bevor?
China beherrscht den Automobilmarkt. Dies bereitet den USA Unbehagen. Die Biden-Administration könnte nun bestimmte Komponenten aus China untersagen.
Washington – „China drückt auf einen roten Knopf und es wäre dunkel.“ Vor genau solch einem Szenario hatte Bärbel Heidebroek, die Präsidentin des Bundesverbands Windenergie (BWE), im April 2024 gewarnt. Ihrer Meinung nach geht von der chinesischen Dominanz am Windmarkt eine potenzielle Gefahr aus. Sollte der Anteil chinesischer Anlagen in Deutschland zu groß sein, wäre es ein Leichtes, gezielt die Energieversorgung der Bundesrepublik zu kappen. Eine Dominanz oder Kontrolle Chinas müsse ausgeschlossen sein. Ein ähnliches Problem, wie es Heidebroek bei deutscher Windkraft sieht, fürchten jetzt offenbar die Vereinigten Staaten – und zwar bei der Automobilindustrie.
US-Regierung wegen chinesischer Dominanz besorgt – folgt ein Komponenten-Bann?
Die Regierung der Vereinigten Staaten unter Präsident Joe Biden hat jetzt das Verbot von bestimmten Komponenten aus China und aus Russland für vernetzte Fahrzeuge ausgesprochen. Wie mehrere Quellen der Nachrichtenagentur Reuters nahelegten, fürchtet die Regierung sowohl „großangelegte Datenerfassung“ als auch Manipulation. Wie mehrere Medien, darunter der Spiegel, berichteten, hat das US-Handelsministerium jetzt einen Bann von sowohl chinesischer als auch russischer Hard- und Software für den Automarkt ausgesprochen.
In den USA würde diese Regelung den Verkauf und die Einfuhr von Autos verbieten, die mit der entsprechenden Technik ausgestattet sind. Vor allem gehe es dabei um Systeme für autonomes Fahren sowie um digitale Kommunikationssysteme. Diese sind unter anderem für Unterhaltung und Telemetrie wichtig; sie können häufig mit dem Internet, über Bluetooth oder Satellit verbunden sein.
Nach der Ankündigung plane das Ministerium eine Bedenkzeit von 30 Tagen, in der sich die Öffentlichkeit zu diesem Verbot äußern können soll, intern soll weitere Diskussion stattfinden. Das hatte Reuters vorab berichtet.
Regeln zu Automobilkomponenten – Lassen die USA nur noch US-Komponenten zu?
Der Schritt ist keineswegs unerwartet. Schon seit Monaten diskutieren die Gesetzesgeber in den USA darüber, wie sich die Abhängigkeit Nordamerikas von chinesischen Komponenten durchführen lasse. In den USA ist die Sorge vor möglichen wirtschaftlichen und sicherheitstechnischen Risiken, die eine Abhängigkeit von chinesischen Herstellern mit sich bringt, groß. Laut dem Nachrichtenportal The Verge könnten solche Neuregelungen zum Beispiel vorschreiben, dass bestimmte Autoteile in den USA oder in einem der Partnerländer hergestellt werden müssen.
Unter anderem können dazu Schlüsselbauteile gehören, die zum Beispiel die Software oder die Daten rund um das Auto verwalten. Das hatte Alan Estevez, der im US-Handelsministerium tätig war, auf einer Konferenz im US-Bundesstaat Colorado mitgeteilt. Eine solche Regelung würde der chinesischen Automobilindustrie einen weiteren Schlag versetzen. Erst vor einigen Wochen hatte die Europäische Union (EU) Zölle auf verschiedene Elektroautos eingesetzt, weil diese derzeit zu Dumping-Preisen die europäischen Märkte überschwemmen. Eine ähnliche Maßnahme kam aus den USA – diese hatten bereits bestehende Zölle erhöht.
Chinas Dominanz am Automarkt – USA suchen nach Lösungen
Für den Westen tut sich bei diesen Plänen allerdings das erhebliche Problem auf, dass China auf gewaltigen Mengen der für die Autoproduktion (besonders bei modernen Autos oder Elektrofahrzeugen) benötigten Ressourcen sitzt. Zum Beispiel ist China mit einem Output von 60 Prozent der globalen Fördermenge einer der größten Magnesitproduzenten, der drittgrößte Produzent für Lithium, der größte Produzent für Grafit, Platz 7 beim Nickel (Investigating News Network, Stand 2024). Sollten diese Materialien ausfallen, könnte das die Energiewende – und den Wandel vom Verbrenner hin zum Elektroauto – verlangsamen.
All diese Materialien entweder zu ersetzen oder anderweitig zu beziehen, könnte für westliche Staaten unbekannte Mehrkosten bedeuten. China hatte genau dafür geplant: Laut dem auf den Automobilmarkt spezialisierten Marktanalysten berylls haben chinesische Bergbaufirmen seit vielen Jahren überall auf der Welt eingekauft, um die künftige Versorgung mit Kupfer, Kobalt, Lithium und anderen Rohstoffen zu sichern. Im Jahr 2020 gehörten China die meisten Minen in Afrika, die eine überwältigende Mehrheit der globalen Kobaltproduktion übernahmen. 77 Prozent der Produktionskapazitäten für Batterien gehörten China, und ebenso rund 60 Prozent der Komponentenherstellung für die Produktionskette von Lithium-Ionen-Batterien. (Laernie mit Material von Reuters)
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