Neuer Rekord-Leitzins?
Inflation setzt Russlands Wirtschaft zu – „neuer Rekord-Leitzins“ noch im Dezember
Die Zukunftsaussichten für Russlands Wirtschaft sind weiterhin düster. Das Problem der Inflation hält an, die Zentralbank könnte erneut zum Handeln gezwungen sein.
Moskau – Russlands Wirtschaft kämpft noch immer gegen die hohe Inflation an. Der Rubel-Verfall befeuerte das Problem zusätzlich. Nicht nur Wladimir Putin, sondern auch die russische Zentralbank gerät unter Druck. Die Zentralbank hatte in der Vergangenheit den Leitzins wiederholt angehoben, um die Inflation zu bekämpfen – zuletzt auf 21 Prozent. So hoch war der Leitzins seit fast 20 Jahren nicht mehr. Noch im Dezember könnte der Leitzins einen neuen Rekordwert erreichen.
Inflation setzt Russlands Wirtschaft unter Druck – Rekord-Leitzins noch im Dezember
So geht die russische Bank Sberbank davon aus, dass die Zentralbank im Kampf gegen die steigenden Preise ihren Leitzins noch in diesem Monat auf bis zu 23 Prozent anheben wird, sagte ein hochrangiger Manager am Montag, 2. Dezember 2024. „Die Wahrscheinlichkeit einer Zinserhöhung um ein oder zwei Prozentpunkte ist hoch, da die Inflation nach wie vor relativ hoch ist“, wurde der stellvertretende Vorstandsvorsitzende der Sberbank, Kirill Tsarev, von der staatlichen Nachrichtenagentur RIA Novosti zitiert.
Auch Andrei Kostin, Vorstandsvorsitzender von Russlands zweitgrößter Bank VTB, hat daran keinen Zweifel. Zugleich kritisierte er die Geldpolitik der Zentralbank. Die aktuelle Inflationsrate erfordere keinen Leitzins, der „dreimal so hoch“ sei, so Kostin.
Im Oktober hatte die Zentralbank ihren Leitzins auf ein Rekordhoch von 21 Prozent erhoben. Bereits damals rechneten die Entscheidungsträger mit weiteren Zinserhöhungen. Die Gouverneurin der Zentralbank, Elvira Nabiullina, warnte zudem vor „drastischeren Änderungen“ in der Geldpolitik, da die Inflation im Zuge des Ukraine-Kriegs in die Höhe schoss. Voraussichtlich gibt es am 20. Dezember eine Beratung über die nächste Zinsanpassung der russischen Zentralbank.
Russische Wirtschaft kämpft seit Monaten gegen die Inflation
Der Kampf gegen die Inflation in Russland wurde zuletzt durch einen schwachen Rube-Kurs verschärft. Der Kursverfall auch mit der hartnäckigen Inflation in Russland zusammen. Die Zentralbank der Russischen Föderation griff angesichts des schwachen Rubels ein und kündigte an, ihre Devisenkäufe einzustellen. Zudem gibt es Mutmaßungen, dass die Rubelschwäche die Zentralbank dazu zwingen könnte, den Leitzins noch weiter zu erhöhen. Bei einem schwachen Rubel würden die Importe teurer werden, was wiederum die Inflation anheizt. Und dann müsste die Zentralbank möglicherweise erneut den Leitzins anheben, um die steigende Inflation zu bekämpfen. Das wird auch Folgen für Verbraucher haben, die jetzt schon hohe Lebensmittelpreise beklagen.
Der Kursverfall des Rubels erfolgte nur wenige Tage, nachdem die USA Sanktionen gegen die Gazprombank und ihre sechs ausländischen Tochtergesellschaften verhängt hatten. „Die jüngsten US-Sanktionen gegen russische Banken und insbesondere die Gazprombank, über die EU-Staaten ihre Gasimporte aus Russland abwickeln, verschärften die Entwicklung“, sagte Russland-Experte und Ex-Manager der Sberbank, Oliver Kemkpens, gegenüber IPPEN.MEDIA bereits. Die Gazprombank war bislang nicht von US-Sanktionen betroffen – das änderte sich am 21. November 2024.
Trotz Herausforderungen für Russlands Wirtschaft: Ökonomen zeigen sich zuversichtlich
Trotz der wirtschaftlichen Herausforderungen sind Russlands Top-Ökonomen optimistisch. „Es ist unmöglich, dass die Wirtschaft solche Ereignisse ohne Folgen übersteht. Aber das Land lebt seit drei Jahren, es gibt Wirtschaftswachstum und insgesamt eine gesunde Wirtschaft“, sagte Kostin. (bohy mit Material von Reuters)
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