Handelspartner geht auf Abstand
Sanktionen führen zum Rubel-Sturz – Wichtige US-Maßnahme läuft ab
Sanktionen aus dem Westen belasten die russische Wirtschaft. Der Rubel zeigt sich zunehmend angeschlagen. Ein zentraler Handelspartner zieht sich zurück.
Moskau – Seitdem der Ukraine-Krieg tobt, versuchen westliche Nationen um die USA und die EU, die finanziellen Fähigkeiten des Kremls einzuschränken. Mehr als ein Dutzend Sanktionspakete sollen Russlands Wirtschaft schwächen. Teils hatte Russlands Präsident Wladimir Putin es geschafft, Teile der Sanktionen durch verschiedene Maßnahmen zu umgehen, ehe der Westen nachjustiert hatte. Zunehmend Probleme hat er dagegen beim Herzstück der Wirtschaft – dem Rubel selbst.
Westliche Sanktionen setzen dem Rubel zu – Russland-Währung verliert an Wert
Der russische Rubel verliert weiter an Wert. Am Donnerstag war er auf rund 97 Rubel je US-Dollar gefallen – der niedrigste Stand seit Oktober 2023. Auch gegenüber dem chinesischen Yuan und dem Euro hatte der Rubel an Wert eingebüßt. Vor allem das Auslaufen einer wichtigen Lizenz des US-Finanzministeriums, das für den heutigen Samstag (12. Oktober) ansteht, übt Druck auf den Rubel aus. Diese erlaubt Transaktionen einiger russischer Finanzinstitute. Beispielsweise hatte sie es ermöglicht, dass zwischen der Moskauer Börse (obwohl sanktioniert) und dem National Clearing Center Transaktionen stattfanden, und, anstatt abrupt zu enden, schrittweise abgebaut wurden.
Im Voraus hatte die Moskauer Börse bereits den Handel mit Dollar und Euro eingestellt, und derzeit stehe zu befürchten, dass auch der Handel mit chinesischen Banken nach dem 12. Oktober zum Erliegen kommt. Das wiederum könne die russische Yuan-Versorgung einschränken. Das berichtete Business Insider unter Berufung auf Reuters-Berichterstattung. Die Yuan-Reserven der russischen Banken schrumpfen aktuell immer weiter, weil die chinesischen Banken aus Sorge für US-Sanktionen Abstand zu Russland nehmen.
Eigentlich waren die Sonderlizenzen „General License 99“ und „General License 100“, die bereits am 13. August ausgelaufen, aber das US-Finanzministerium hatte sie bis zum 12. Oktober verlängert.
China stützt Russlands Wirtschaft – dann gehen chinesische Banken auf Abstand
Vor einigen Monaten sah das noch anders aus. Russland konnte sich auf China verlassen, was Import und Export angeht. In vielen Bereichen war China für westliche Käufer eingesprungen und hatte zum Beispiel einen Teil des Gases gekauft, das Russland nicht mehr in den Westen liefern konnte – wenn auch zu Discountpreisen.
Seitdem die USA und die Europäische Union jedoch immer mehr Sekundärsanktionen auflegen, die direkt auf diejenigen Entitäten zielen, die Russland bei der Kriegsführung unterstützen – und sei es durch Geschäfte – kam Sorge im Fernen Osten auf. Mitte September ging die Meldung durch die Medien, dass chinesische Banken „massenhaft“ Transaktionen mit russischen Unternehmen eingestellt hatten. Milliarden Yuan befanden sich in der Schwebe. 98 Prozent der chinesischen Banken sollen Yuan-Transaktionen zwischen Russland und China verweigern, hatte Newsweek berichtet.
Ebenfalls im September hatte die Bank of China Putin auflaufen lassen und ihre Aktiva, also das dem Geldinstitut aktiv zur Verfügung stehende Vermögen, in Rubel drastisch verringert. Die Industrial and Commercial Bank of China tat dasselbe. „Langwierige Schwierigkeiten bei der Abwicklung“ würden dafür sorgen, dass chinesische Banken ihr Geschäftswachstum in Russland verlangsamten.
Bei den chinesischen Banken bleibt es derweil nicht. Auch aus den Vereinigten Arabischen Emiraten waren erste Signale aufgetaucht, die auf eine Distanzierung zu Russland hinweisen. Zuletzt hatte eine Bank aus Singapur angekündigt, ihre Geschäfte mit Russland reduzieren zu wollen.
Russland verlässt sich auf China-Währung – „Das stört uns nicht, wir haben den Yuan“
Die Moskauer Börse steht seit Juni auf den Sanktionslisten des Westens. Konkret hatten die USA diesen Schritt unternommen und das Finanzinstitut sanktioniert. Dieses durfte daraufhin nicht mehr in Euro oder US-Dollar handeln. Für Russlands Wirtschaft war das ein schwerer Schlag – Banken, Unternehmen und Investoren konnten ihre Euro- und Dollar-Geschäfte nicht mehr über eine zentrale Börse abhandeln, sodass diese dann wieder direkt zwischen den beiden Parteien stattfinden mussten.
„Das stört uns nicht, wir haben den Yuan“, zitierte die Nachrichtenagentur Reuters einen Angestellten einer nicht genannten russischen Firma, die nicht unter Sanktionen stand. Moskau hatte versucht, engere Bande zu Peking zu knüpfen. Die veränderte Sanktionsstrategie der westlichen Ukraine-Verbündeten hatte diese Beziehungen zuletzt auf die Probe gestellt.
Vor einigen Wochen hatte die russische Zentralbank eine Warnung vor der „Abkühlung“ von Russlands Wirtschaft ausgesprochen. Das Wachstum soll sich im kommenden Jahr 2025 „deutlich verlangsamen“ und zwischen 0,5 Prozent und 1,5 Prozent liegen. Das hatte die Frankfurter Allgemeine Zeitung unter Berufung auf Zentralbank-Aussagen berichtet.
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